Gaia-Percussion

Reisen

Ghana 2012

Planung ˡ KASAPA ˡ Nordtour

6.8. ˡ 7.8. ˡ 8.8. ˡ 9.8. ˡ 10.8. ˡ 11.8. ˡ 12.8. ˡ 13.8. ˡ 14.8. ˡ 15.8. ˡ 16.8. ˡ 17.8. ˡ 18.8. ˡ 19.8. ˡ 20.8. ˡ 21.8. ˡ 22.8.

Wenn du sprechen kannst, kannst du singen; wenn du gehen kannst, kannst du tanzen.
ghanaisches Sprichwort

20.8.2012
Um 5 Uhr erschallen einige laute Schläge (in meinem müden Hirn entsteht das Bild eines Obdachlosen, der immer wieder eine Mülltonne auf den Boden stößt) und dann geht ein Trommelrhythmus los, der uns beide endgültig aus dem Schlaf fahren lässt. Genau gegenüber von unserem Zimmer wird in einem kleinen Innenhof musiziert. Die Resonanz ist unglaublich gewaltig. Mit Ohrenstöpseln und Sandwichkopfkissen (eins unterm und eins auf dem Kopf) wird die Lautstärke geradeso auf ein halbwegs erträgliches Maß - also Zimmerlautstärke - gedämpft. Und - wir haben jetzt ein kostenloses Massagebett, denn jeder Bassschlag lässt den Lattenrost unter uns vibrieren. Wir sind gerade noch einmal eingenickt, als gegen 6 Uhr ein lautes Schreien und Wehklagen beginnt - wir sind also Zeugen einer Beerdigungszeremonie geworden. Dafür haben wir ja Verständnis. Es dauert keine 10 Minuten, bis Konservenmusik aus Lautsprechern dröhnt. Die Boxenberge, die da unter unserem Fenster aufgebaut sind, sollen wohl die ganze Stadt beschallen. Gut, wenn wir nicht mehr schlafen können, stehen wir eben auf, um in Ruhe zu duschen und die Haare zu waschen. Aber es kommt kein Wasser aus der Leitung und auch die bereit stehenden Behälter sind fast leer. Dann gehen wir eben frühstücken; aber das Restaurant ist zu. Der Rezeptionist erklärt uns, dass die dafür verantwortliche Lady leider noch nicht gekommen ist. Er würde auch schon auf sie warten.
Wolfgang kommt. Heute hat er den totalen Afrika-Koller (warum nur?) und will sofort sein Zimmer tauschen, weil er die ganze Nacht kein Auge zugetan hat, sich nicht duschen und nicht rasieren konnte. Dass es uns ähnlich ging, hilft ihm nicht viel. Wir haben aber inzwischen in Erfahrung gebracht, dass auch das derzeitige Gebrüll zu den Trauerfeierlichkeiten gehört - die ganze Straße ist dafür abgesperrt. Dadurch lässt sich Wolfgang beruhigen. Er nimmt dem Rezeptionisten das Versprechen ab, dass der Lärm heute Abend um 18 Uhr beendet sein wird und inzwischen ist auch unsere Frühstückslady eingetrudelt.
Es schmeckt überhaupt nicht; ich glaube, wir müssen uns zu dritt ein Ei auf trockenem Toast teilen; aber wenigstens haben wir etwas im Magen, um für den Marktbesuch gestärkt zu sein. Unser Prinz hat die Unterkühlung im Bus gestern noch schlechter vertragen als wir. Ihm geht es richtig mies.
Trotzdem rafft er sich auf, uns zum Markt zu bringen, für den er seine ganz persönliche Strategie entwickelt hat. Er bittet die Touristen seiner Gruppen, entwickelte Fotos nach KASAPA zu schicken. Wenn er die dann an die Marktfrauen verteilt, sind sie ganz begeistert und lassen sich gern auch wieder von den nächsten Touris fotografieren. Das geht so weit, dass wir irgendwann ablehnen, weil es einfach genug ist. Außerdem zeigt uns Abdallah den Handwerkerbereich, in dem Wellblech glatt gehämmert und zu verschiedenen Kisten verarbeitet wird.
Die Sonne glüht schon wieder, deshalb brauchen wir eine Getränkepause. Leider gibt es die kleinen Restaurants nicht mehr, die Abdallah kannte. Also kaufen wir die Getränke in einem Shop und gehen auf ein Hausdach, von wo aus wir fast den gesamten Markt überblicken können. Wolfgang holt sich eine Tüte zum Draufsetzen und wir bekommen von unserem aufmerksamen Prinzen aus zwei Steinen und einem Brett eine Bank gebaut.
Weil die beiden Männer zurück zum Hotel wollen, bummeln wir allein weiter. Das stört uns natürlich überhaupt nicht. Wir zwängen uns durch die schmalsten Gassen, durchforsten die entlegensten Winkel. Einige Dinge, die uns interessieren, liegen hier wohl schon so lange, dass keiner mehr weiß, wie viel sie kosten sollen. Schade, dass wir sie deshalb nicht kaufen können. Auf die eingestaubten Schildkrötenpanzer und Leopardenfelle hätten wir aber sowieso verzichtet.
Zurück im Hotel haben wir immer noch kein Wasser. Jetzt wird es langsam unangenehm, dass wir nicht duschen können. Den Geruch unserer feuchten Babywaschlappen, die uns im Urlaub wirklich eine große Hilfe waren, können wir bald nicht mehr ertragen. Wir überreden die Dame des Hauses, uns wenigstens zwei Eimer voll Wasser für die Toilette zu organisieren und bekommen sogar zwei Tassen mit heißem Wasser für unseren Nachmittagskaffee. Jetzt sitzen wir in unserem Zimmer und schreien uns an, weil die Trommler wieder am Werk sind, die inzwischen ab und zu von Blechbläsern unterstützt werden.
Zum Abendessen treffen wir uns im selben Restaurant wie auf der Hinfahrt. Ini bleibt beim Chicken-Curry, ich versuche das Chicken diesmal mit Spinat. Beides ist wieder heftig scharf, aber lecker. Weil es unserem Prinzen leider immer noch nicht wirklich gut geht, ist Ini so lieb, ihm eine Packung Aspirin aus dem Hotel zu holen.
Sie kommt mit einer guten und einer schlechten Nachricht zurück. Die gute ist: Die Zeremonie der Trauerfeier wurde pünktlich um 18 Uhr beendet. Die schlechte ist: Wenn die Anlage einmal aufgebaut ist, wird sie gleich genutzt, um mit einer Disco weiter zu machen. Es hat also keinen Sinn, schon ins Zimmer zu gehen - so schauen wir zur Disco. Vielleicht können wir ja ein bisschen tanzen. Enttäuscht sehen wir dann aber eine Kinderdisco, was wiederum den Vorteil hat, dass um 20 Uhr wirklich Schluss ist und wir eine ganze Nacht in Ruhe schlafen können.
 
zum 21.8.  

nach oben


 

© Gaia-Percussion
Texte und Fotos unterliegen dem Copyright der Gaia-Percussion und dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Copyright-Inhabers an anderer Stelle verwendet werden.
Der Inhalt aller hier verlinkten Internet-Seiten und weiterführender Links liegt außerhalb unserer Kontrolle; wir übernehmen dafür keine Verantwortung.