Gaia-Percussion

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Ghana 2012

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Einem herumschweifenden Jäger begegnet ein herumschweifendes Tier.
ghanaisches Sprichwort

15.8.2012
Während der gesamten Nacht haben wir das Gefühl, dass ein Wächter vor unserer Tür auf und ab geht. Beim Aufwachen sehen wir, dass wir den Wächter in unserem Zimmer haben. Happy, Abdallahs Hund, liegt vor unserem Bett und schläft. Sicher ist er in der Nacht in unserem Zimmer herum getrappelt. Wir stehen früh auf, bekommen schon Nescafé und Milo serviert, müssen auf das Frühstück aber noch 2 Stunden warten, bis Wolfgang auch endlich aufwacht und nutzen die Zeit für ein erstes Rundumfotografieren.
Abdallah überrascht uns 11 Minuten vor um 10 mit einer wichtigen Information. Er wurde am 15.8.1977 um 9.49 Uhr - also genau jetzt vor 35 Jahren - geboren. Wir zelebrieren ihm natürlich ein spontanes Geburtstagsständchen; das scheint ihm wirklich zu gefallen.
So ziemlich genau 4 Stunden nach dem Aufwachen geht unsere erste Tour los. Abdallah zeigt uns auf einem Feld vor seinem Haus die Erdnusspflanzen und führt uns dann durch das Haus seines Vaters hindurch, wo wir in einem Baobabbaum viele lautstarke Webervögel beobachten, zu den Landlords, die über eine Straße hinweg etwas getrennt vom royal-village leben.
Sie haben sich alle ganz fein gemacht und wir erleben nun das traditionelle Begrüßungsritual. Als Geschenk hat Abdallah Malt-Bier mitgebracht. Dazu gehören eigentlich noch Cola-Nüsse; da wir die gerade nicht dabei haben, tun es diesmal auch 15 Cedi. Dann folgt ein langer Plausch, in dessen Verlauf er die Lords bittet uns willkommen zu heißen und das Fotografieren zu erlauben.
Er wird kurz beraten und beschlossen, dass wir wirklich willkommen sind. Es folgt eine Zeremonie, in der ein Schluck des Malt-Bieres des Ahnen geopfert wird. Danach wird noch einmal großzügiger in die Kalebasse eingeschenkt und herum gereicht. Es schmeckt recht sauer; wir müssen ja nur einen kleinen Schluck nehmen. Was dann alles noch besprochen wird, können wir natürlich nicht nachvollziehen. Wolfgang nutzt die Zeit für viele viele Bilder. Dann schlagen die Lords vor, mit ihnen zusammen Gruppenfotos zu machen. Das Angebot nehmen wir natürlich gern an.
Zurück im royal-village besuchen wir nun das Haus von Abdallahs Vater. Er ist 2005 gestorben und hier begraben. Von seinen 33 Frauen leben noch 28 - alle haben hier eine eigene Hütte mit einem Raum für sich und einer Küche. Die Ziegen und Hühner leben mit hier und haben auch ihre eigenen Hütten. Die Millet-Ernten sind eingebracht, werden zum Trocknen ausgebreitet und gemeinsam mit den anderen Vorräten in speziellen Hütten gelagert. Auch hier verlangt es die Tradition, eine Kalebasse mit Maltbier herum zu reichen, nachdem den Ahnen davon geopfert wurde.
Abdallah muss seine Zeit gut zwischen uns und seiner Familie einteilen. So gehen wir erst einmal zurück zu seinem Haus und bekommen zur Stärkung Mango, Banane und Melone. Der Guitarman taucht plötzlich auf und beginnt zu singen. Sofort fangen Amerika (ein Spitzname, weil er seit seiner Kindheit von einer Amerikareise träumt), Physicallie (auch ein Spitzname, dessen Erklärung wir nicht verstehen) und unser Prinz an zu tanzen. Es ist einfach großartig, wie so spontan und auf so einfache Weise eine dermaßene Stimmung entstehen kann. Ini ist ganz schnell mit der Kamera zur Stelle und macht tolle Videoaufnahmen (Hausaufgaben für die Gaia-Percussion).
Damit der Prinz noch ein bisschen Zeit für seine Familie hat, bringen uns Amerika und ein Freund zu einer nahe gelegenen Bar. Hier sitzen wir auf einem kleinen Hof bei Cola und Star-Bier. Unsere beiden Begleiter nehmen je ein Guinness. Und dann kommt der nächste große Regen. Um den Hof herum sind kleine Kammern; in eine retten wir uns gerade noch rechtzeitig, bevor riesige Tropfen auf die Dächer herunter prasseln. So schnell, wie er gekommen ist, geht der Regen auch vorbei und wir wandern weiter zum Markt, wo wir Abdallah treffen.
Es ist ein typisch afrikanischer Wochenmarkt, auf dem Früchte, Mehl, Bohnen, Erdnüsse, Reis, an einem Bein angebundene Hühner, Fisch, frisches Eselsfleisch, Schmuck, Handwerks-, Auto- und Fahrradzubehör, also ziemlich alles, was man so brauchen und sich vorstellen kann, angeboten wird. Abdallah beweist wieder sein Wahnsinns-Feeling. Er spürt, dass wir gerade genug geführt worden sind und schlägt uns vor, selbständig über den Markt zu bummeln. Genau das wollen wir! Wir beschließen, das Geld, das wir ausgeben, auf so viel wie möglich Stände zu verteilen, kaufen aber nur etwas Milo, Nescafè, geröstete Erdnüsse und Brot.
Zurück im Dorf ist auch bald Dinertime. Wir beobachten eine interessante Futterhierarchie: zuerst bedienen wir uns als Gäste aus der großen Reisschüssel, danach sind Prinz Abdallah, ein Bruder und Happy dran, dann landet die Schüssel bei den anderen Brüdern, die es sich auf dem benachbarten Grab gemütlich gemacht haben. Da es genug zu essen gibt, muss sich aber keiner sorgen zu kurz zu kommen.
Nachdem alle verköstigt sind, kommt der Guitarman in unsere Mitte. Jetzt haben wir Gelegenheit, uns das Instrument genauer anzusehen. Eine Kalebasse dient als Resonanzkörper, darauf ist ein Fell gespannt, durch das ein Stock gesteckt wurde, über den 2 Saiten gespannt sind, die an der Oberseite des Stockes festgeklebt wurden. Die Melodie klingt für unsere deutschen Ohren immer so ungefähr gleich. Wir empfinden diese Gitarre eher als Rhythmusinstrument. Irgendwann wünschen wir uns ein Lied, bei dem wir mitsingen können. Abdallah fällt auch schnell eines ein. Wir lernen den Song "Simo yaya". Er erzählt die Geschichte von einem schönen Mädchen, das wunderbar tanzt. Einem jungen Mann gefällt das so sehr, dass er sie gern heiraten möchte. Sie antwortet darauf: Du dummer Junge, meinst du wirklich, eine Frau wie ich hätte keinen Ehemann?
Danach wechseln wir uns ab, singen deutsche Lieder, englische Folksongs und hören weitere ghanaische Gesänge. Es wird ein sehr schöner Abend. Unser Guitarman hat sich einige Becher Malt-Bier gegönnt, welches erst im Magen fermentiert wird und seinen Alkoholgehalt entwickelt. Inzwischen schläft er auf dem Liegestuhl neben uns so friedlich wie ein kleines Baby. Amerika hat auch etwas zu viel getrunken, worüber Abdallah echt erbost ist und ihn nach Hause schickt. So startet er mit unbeleuchtetem Fahrrad und zudem noch einer Säge in der Hand in das dunkle Maisfeld hinein. Sorgen macht sich darüber keiner.
 
zum 16.8.

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