Gaia-Percussion

Reisen

Ghana 2012

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Lachen reinigt die Seele; und wenn man lacht, bekommt man ein Lachen zurück.
ghanaisches Sprichwort

18.8.2012
Der Morgen besteht aus purer Antriebsarmut. Wir brauchen eine gute Stunde, bis wir gewaschen und angezogen sind, die Zähne geputzt haben und aufs Frühstück warten können. Entsprechend lange dauert es, bis alle Sachen gepackt sind und bevor wir aufbrechen, fotografieren wir zum Abschied noch einmal das Haus unseres Prinzen - wir wollen nichts vergessen.
In Bolgatanga erwischt uns im Bolco-Hotel der absolute Afrika-Koller: die Laken sind dreckig, auch die Kopfkissen nicht wirklich nutzbar, die Klobrille ist ekligst (Ini desinfiziert) und der Inhalt der Schüssel nicht einmal herunter gespült; in der Dusche fallen die Fliesen ab, im Bad gibt's kein Licht, die Wände haben Stockflecken, den Schalter für den Ventilator fassen wir lieber nicht an, die Türklinke funktioniert gar nicht, der Geruch ist äußerst unangenehm und Mücken schwirren herum.
Wir bauen unser Zelt auf und fühlen uns gleich ein bisschen heimischer. Als Ini aus dem Bad kommt, bricht sie vor Lachen zusammen, weil sie mich wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl neben der Tür sitzend findet; dadurch hebt sich auch meine Stimmung wieder. Außerdem trägt die letzte Regel der Verhaltensvorschriften zur Unterhaltung bei, die besagt, es sei verboten, dass gleichgeschlechtliche Menschen gemeinsam in einem Zimmer schlafen.
Mit viel Wasser, Aspirin und einem kleinen Butterkeks-Snack bringen wir den Kreislauf wieder in Schwung; jetzt brauchen wir ein bisschen Bewegung. Die gibt es bei einem Spaziergang auf den Markt. Schade ist nur, dass wir so gar nichts brauchen. Da kommen wir gerade im richtigen Moment an einer unscheinbaren Bierkneipe vorbei - merken es gerade noch, kehren wieder um und ein. Hier gibt es jetzt für jeden ein großes kühles Star-Bier - "the nation's favourite beer".
Obwohl sich die Sonne endlich wieder hinter den Wolken versteckt, sind wir immer noch pitschnass durchgeschwitzt -es gibt keine trockene Stelle mehr am Körper. Wir singen unser Urlaubslieblingslied (wenn auch nur ganz leise): MIEF!!!!! Relativ unlustig, aber was sollen wir anderes machen, erheben wir uns nach einer Stunde und wandern weiter über den Markt. Nach einer Cola geht es uns ein bisschen besser. Dann landen wir zufällig in einem Innenhof, wo Korb- und Lederwaren angeboten werden. Das sieht so richtig gut aus; es gibt so schöne Handtaschen, aber die Händler verlangen unmögliche Preise (vielleicht haben wir es ja auch einfach nur falsch verstanden?).
Bevor wir uns entscheiden, wollen wir erst einmal alle Läden sehen und entdecken in einer Ecke, die wir fast schon übersehen hätten, ganz tolle Caxixis, die ungefähr drei mal so groß sind, wie die, die wir kennen, und toll klingen. Eine soll 10 Cedi kosten, aber zwei für 10 Cedi sind auch ok. Wir wollen natürlich die schönsten und probieren einige aus. Dabei stehen wir in einer Staubwolke, als wäre noch nie eine davon verkauft worden.
Dann kommen wir zurück zu den Handtaschen. Im Gegensatz zu den vorherigen Unverschämtpreisen (vielleicht haben wir es ja wirklich falsch verstanden) klingen doch 35 Cedi jetzt recht annehmbar. Dazu noch ein Armband für Ini und ein Messer für ihren Sohn Luki - dann ist der Preis ok. Jetzt brauchen wir nur noch Verpackungen für unsere Talking-Drums, damit wir sie heil nach Hause bringen. Körbe sind schlecht, Taschen zu klein, da finden wir richtig tolle Netze in genau der richtigen Größe. Ini schaltet in geschicktester Verhandlungsmanier sofort auf Abwehr - so kriegen wir zwei Stück für 20 anstatt der ursprünglich verlangten 36 Cedi. Durch diese Erfolge steigt unsere Laune und die Lust an Afrika wieder. Mit frischem Brot und gerösteten Erdnüssen versorgt fallen wir erneut in unsere Bierbar ein und als die Sonne sich erholsam dem Horizont zuneigt, sind wir wieder fit und genießen Afrika wie am ersten Tag unseres Urlaubs.
Dass sich der Himmel bedeckt, haben wir dankbar wahrgenommen und nicht weiter darüber nachgedacht. Als dann ein Wind aufzieht und überall um uns herum die Sonnenschirme geschlossen werden, sehen wir dann auch die schwarzen Wolkenmassen und flitzen schnell los. Es wird immer stürmischer, der aufgewirbelte Staub fliegt uns in Mund, Nase, Augen und Ohren; es knirscht schon zwischen den Zähnen. Alle sind auf der Flucht vor dem Wetter. Auch wir rennen jetzt so schwer bepackt, wie wir sind, los und schaffen es gerade so, trocken im Hotel anzukommen. Dann gießt es, als würden im Himmel alle Schleusen geöffnet werden. Wir stellen uns Stühle in den Rundgang vor unseren Zimmern, um dieses gigantische Schauspiel mit Blitz und Donner zu beobachten. Als der Regen etwas nachlässt, nutze ich die natürliche Dusche, um den Staub wieder von Gesicht und Armen abzuwaschen. Die Luftfeuchtigkeit ist jetzt unerträglich hoch. Es fühlt sich an wie heftigstes Fieber mit Schweißausbrüchen - besonders unter der Regenjacke, mit der wir zum Restaurant "Comme ci comme ca" laufen, wo es heute unser Diner gibt. Ini entscheidet sich für Barbecue-Chicken mit Reis, ich nehme Chicken-Curry mit Spagetti und Wolfgang möchte Jamaika-Chicken mit Pommes frites. Soßen und Beilagen sind superlecker; aber an den Hühnerteilen ist gar nichts dran; wir finden nicht mal was zum Abknabbern. Die armen Tiere hätte man ruhig weiter leben lassen können. Als wir zum Hotel zurück kommen, läuft im Nachtclub nebenan die große Party. Unsere Zimmernachbarn versuchen, dies mit ihrem Fernseher zu übertönen. An der Rezeption läuft noch zusätzlich ein Radio und irgendwo aus der anderen Richtung dringen Gesänge zu uns herüber, die zu einem christlichen Gottesdienst gehören könnten. Ini versucht die schlaflose Zeit lesend zu überbrücken, ich ergänze noch einige Erlebnisse im Tagebuch und übernehme leider nur wenig erfolgreich die Mückenjagd. Dann versuche ich mein Glück wieder mit den Ohrenstöpseln.
 
zum 19.8.

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