Gaia-Percussion

Reisen

Ghana 2012

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Das Tier, das der Leopard nicht fressen konnte, verspeist auch die Katze nicht.
ghanaisches Sprichwort

14.8.2012
Nicht die Frösche wecken uns, sondern die Frauen, die ihre Handys Musik spielen lassen und sich mit einer für diese Uhrzeit unglaublichen guten Laune quer über den ganzen Hof unterhalten. Nach unserem Frühstück warten wir auf den Guide, der uns durch das Dorf führen soll. Die Info heißt: Er kommt gleich. Irgendwann haben wir keine Lust mehr, wartend hier rum zu stehen und gehen einfach los. Da ist er dann aber plötzlich ganz schnell neben uns und führt uns direkt in das Waisenhaus des Ortes.
Hier erklärt er uns, dass es schon seit 1984 existiert und Kinder hierher gebracht werden, deren Eltern tot sind, deren Mütter sie nicht ernähren können oder einfach nicht haben wollen. Sie bleiben drei Jahre dort und sollen dann in die Gemeinschaft eines Dorfes oder einer Familie zurück gehen. Gerade als er fertig ist, kommt Schwester Mary, die das Ganze noch einmal erzählt. Sie spricht dabei aber nicht zu uns, sondern mit unserem Guide, der so tut, als wären dies alles neue Informationen für ihn. Daraufhin fängt er noch einmal an, alles für uns zu wiederholen; aber damit nicht genug - kaum ist er fertig, beginnt er wieder von vorne.
Als die Litanei ein fünftes Mal droht, bedankt sich Wolfgang ganz herzlich und steht auf - wir sind ihm so dankbar! Es folgt ein kleiner Rundgang und natürlich hinterlassen wir einen Eintrag ins Gästebuch mit der entsprechenden Spende. Inzwischen haben wir ein Bild vor Augen, dass wir durchs Land reisen und eine Spur aus 10-Cedi-Scheinen hinter uns her ziehen.
Als wir dann angeboten bekommen, den Palast des Chiefs für erneute 10 Cedi zu besuchen, lehnen wir dies erst einmal ab, überlegen uns das dann aber schnell anders, denn die Anlage sieht schon von außen superinteressant aus. Wir zahlen also und dürfen dann eintreten. Hier leben der Chief, sein Bruder und deren Frauen - jede in einer eigenen Hütte. Um in den eigentlichen Innenraum zu gelangen, klettern wir über eine kleine Mauer und steigen dann auch hier dem Chief aufs Dach, um die Aussicht zu bestaunen.
Auf einem kleinen Markt bestaunen wir eine Autoreparatur - oder besser, in welchem Zustand die Autos noch zum Fahren gebracht werden, eine Tankstelle (abgefüllte Flaschen, die ohne dass sich jemand sorgt in der glühenden Sonne stehen), eine Weberin an ihrem Webstuhl und einen schönen großen Baobab-Baum. Unser Guide bekommt diesmal kein Trinkgeld, dafür kaufen wir aber noch einige Mitbringsel in seiner Werkstatt.
Zurück im Camp packen wir unsere Sachen, setzen uns auf ein gemütliches Schwätzchen unter den Baum auf dem Hof, als es plötzlich heftigst zu regnen anfängt. Irgendwann wird es selbst unter unserem Baum zu nass - wir finden noch ein trockenes Plätzchen unter dem leicht überhängenden Dach unserer Hütte; aber auch hier werden wir bald weg gespült und flüchten hinein. Schade! Wolfgang und Abdallah kommen dann mit in unser Zimmer und so können wir unser Schwätzchen und den Plan für den heutigen Tag fortsetzen.
Sobald der Regen aufgehört hat fahren wir los - zunächst zu einer Krokodilfarm. Wir gehen davon aus, dass die friedlich grasenden Rinder direkt neben den faul auf der Wiese liegenden Krokodilen ein Zeichen dafür sind, dass diese satt sind. Die Farmbetreiber sind sehr aufmerksam, sagen uns genau, wo wir entlang gehen dürfen und wenn wir einem dieser Urzeitmonster der Rücken zukehren, ist immer jemand da, der es im Auge behält. Für das größte kaufen wir ein lebendes Hühnchen als Opfer. Dafür lässt es sich brav mit uns fotografieren. Irgendwie bin ich froh, dass wir das heil überstanden haben.
Danach besuchen wir ein Sklavencamp. Die steinige und trotzdem grüne Landschaft ist fantastisch; aber natürlich sind die Geschichten, die der Guide uns zu erzählen hat, ganz schön krass. Eine kleine Gruppe zeigt uns, wie aus Mangel an Musikinstrumenten Steine zum Trommeln genutzt wurden, die einen richtig guten Klang erzeugen. Ein paar kleine Jungs tanzen dazu.
Wir sind jetzt im äußersten Norden Ghanas. Um uns das zu beweisen, zeigt uns Prince Abdallah den Grenzübergang nach Burkina Faso. Wir haben also das gesamte Land durchquert - vom Atlantik im Süden bis zur Grenze im Norden. Auf der Weiterfahrt merken wir dem Prinzen seine steigende Nervosität an - es geht in Richtung seines Heimatdorfes Tongo.
Uns kommt ein Kleinbus mit jungen Leuten entgegen. Emanuel deutet ganz aufgeregt auf den Prinzen neben sich und die Jugend jubelt: Ja, Abdallah ist da! Auch die Kinder in seinem Haus sind glücklich: Abdallah ist da! Und seine kleine Katze freut sich. Sie schläft, wenn er da ist, immer neben ihm - egal, wo im Haus er sich niederlegt. Deshalb ist sie seine kleine Königin und heißt Queenie.
Auch Abdallahs Haus ist wie ein kleines eigenes Dorf aufgebaut. Um einen Innenhof herum stehen mehrere Hütten. Davor und daneben sind die Grabstätten der Ahnen, die als Sitz-, Liege- und manchmal auch als Schlafplatz genutzt werden - also voll in das alltägliche Leben eingebunden sind. Unsere Hütten sind zwar in den Bau integriert, aber vom Außenhof zu betreten. Hier sind auch Urinal-, Duschhütte und die Wasserstelle. Es gibt zwei Sitzecken - eine mit und eine ohne Überdachung. Den Hof teilen sich die Bewohner des Hauses mit einigen Dauergästen der Umgebung und außerdem auch mit Ziegen, Hunden, Hühnern, Guineafowls (Perlhühnern) und Schweinen. Das Häuschen für die größeren Produktionen steht ein paar Meter abseits. Weil es sich hier in der Dunkelheit einige Riesen-Kakerlaken von etwa 10 cm Größe gemütlich gemacht haben, gehen wir da jetzt nicht hinein.
Zur Begrüßung spendiert Abdallah jedem von uns ein Bier (In'ka bekommt sogar zwei) - eine großartige Geste! Zum Abendessen gibt es Reisbälle mit Erdnusssoße. Wo uns bisher immer Besteck angeboten wurde, bleibt uns heute nur die Möglichkeit mit den Fingern zu essen. Ich liebe das und würde so gern auch die Soße vom Teller schlürfen; das traue ich mir aber nicht so richtig, wir haben ja schließlich einen Prinzen am Tisch. Irgendwann weiß Wolfgang nicht mehr weiter und fragt Abdallah, wie wir die Soße essen sollen. Seine fantastische Antwort: Natürlich vom Teller schlürfen! In diesem Augenblick flüstert mir Ini einen altbekannten Spruch aus unserer Kindheit ins Ohr: Iss zu Hause wie ein König; dann isst du beim König wie zu Hause. Ich falle vor Lachen beinahe vom Stuhl. Daran hat meine Oma damals ganz bestimmt nicht gedacht, dass ich irgendwann mal wirklich mit einem echten Prinzen am Tisch sitzen würde und dann auch noch mit den Fingern essend und den Teller abschlürfend auf alle typisch deutschen Tischsitten verzichten könne. Die abendliche Rede des Prinzen ist zwar wieder sehr lehrreich, gefällt mir aber nicht ganz so gut, weil es hauptsächlich um Geld geht. Außerdem bin ich so müde, dass ich kaum folgen kann. Gegen Mitternacht gehen wir dann in unser Zimmer, müssen noch das Zelt aufbauen und dann ganz schnell schlafen.
 
zum 15.8.

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