Gaia-Percussion

Reisen

Russland 2012

Moskau ˡ Goldener Ring ˡ Welikij Nowgorod

Januar ˡ Februar ˡ März ˡ April ˡ Mai ˡ Juni ˡ August ˡ September ˡ Oktober ˡ November ˡ Dezember

Der Wolf ist immer bereit, sich ohne Lohn als Schäfer zu verdingen.
russisches Sprichwort

1.5.2012
Unbedingtes Pflichtprogramm ist heute noch die Erlöserkirche. Zuerst schauen wir uns den wunderbaren Garten an; als wir dann zur Straße kommen, sind schon wieder Armisten dabei, alles abzusperren. Diesmal bekomme ich auf meine Frage, ob man die Kirche besichtigen könne, jedoch die spontane Antwort: Natürlich! Wir müssen eben nur auf der Straße entlang gehen. Weil wir am Eingang noch einmal eindringlichst darauf hingewiesen werden, halten wir uns diesmal auch an das Fotografierverbot.

Dann sind wir uns nicht so ganz sicher - wollen wir das Treiben zum 1. Mai lieber in einem der Parks oder im Stadtzentrum ansehen? Die Entscheidung wird uns abgenommen. Auf der Straße kommt uns die große Mai-Demo entgegen und es ist alles so abgesperrt, dass man keine Chance hat, irgendwoanders hin zu kommen. Selbst der Metro-Verkehr ist vorübergehend still gelegt. Wir laufen also am Rand entlang dem massigen Menschen-Strom entgegen - bis zur Tribüne gegenüber der DUMA. Dort stehen einige wichtige Leute, die zum Teil auch ziemliche gewichtige Reden schwingen. Nur leider hat ihnen wahrscheinlich keiner gesagt, dass sie Mikros haben - sie brüllen, als müssten sie ganz Moskau ohne Verstärkung erreichen. Ein regelmäßig wiederkehrendes Wort verstehen wir ohne Probleme: Hurra!!

Dann ist der Zug zu Ende und wir fahren mit der Metro zum Gorki-Park. Hier wird nicht so viel gefeiert, wie wir erwartet hatten. Als Dankeschön für unsere Stadtführerqualitäten werden wir von Mama und Roland auf ein Restaurant-Schiff eingeladen, das uns die große Chefin empfohlen hatte. Es gibt usbekische und kaukasische Spezialitäten, die wir uns gern schmecken lassen.
Nach 5 Tagen Moskau-Tour sind wir alle mächtig geschafft und schwächeln. Für die letzte Besichtigung fahren wir deshalb mit dem Auto zur Lomonossow-Universität und den Sperlingsbergen.
 
5.5.2012
Eine der wichtigsten Metroumsteigestationen auf unserer Linie, die "Park Kulturij", war während unseres gesamten bisherigen Aufenthaltes hier gesperrt. Jetzt ist sie endlich wir geöffnet und das nutzen wir auch sofort.
Weil wir die Schiffsfahrten so genießen, wollen wir heute von einer Endstation zur nächsten fahren. In einer russischen Markthalle kaufen wir uns Bier, Medowucha und leckere Gebäckstücke als Verpflegung. Leider ist dann von der auf der Karte eingezeichneten Station weit und breit nichts zu sehen. Also wandern wir etwa 6 km an der Moskwa entlang und kommen dann zu unserer Fahrt bis zum Kiewer Bahnhof.
Bei herrlichstem Wetter, strahlenblauem Himmel, kommen wir auf dem Arbat an, finden wieder einen Platz in unserem Lieblingslokal, als sich plötzlich ein heftiges Unwetter auftürmt, dem gleich noch ein zweites folgt. Wir futtern uns durch die Speisekarte und kommen dann doch trockenen Fußes nach Hause.
 
7.5.2012
Andreas weckt mich heute mit der Nachricht, dass es gegen Mitternacht im 5. Stock, also 3 Etagen unter uns gebrannt hat. Es wurden alle Mieter des 5., 6. und 7. Stockwerks evakuiert. Die Feuerwehr hat auch bei uns geklingelt, um die Rauchentwicklung zu kontrollieren. Zum Glück war alles ok und wir konnten in unserer Wohnung bleiben. Ich hab friedlich geschlafen und von all dem nichts mitgekriegt.
 
9.5.2012
Der "Tag des Sieges" ist einer der wichtigsten Feiertage und deshalb natürlich frei. Wir stehen trotzdem zeitig auf, um die Militärparade auf dem Roten Platz zu sehen. An der Metrostation sind aber alle Ausgänge durch von gestrengen Armisten gesperrt. Wir fahren eine Station zurück - auch hier gibt es kein Herauskommen; also nehmen wir jetzt eine andere Linie und fahren weiter zum Arbat. Hier können wir wenigstens die Metro verlassen. Die Straßen sind von Menschenmengen gesäumt - sicher war auf den Straßen um den Roten Platz herum einfach alles schon voll. Wir finden eine kleine Lücke zwischen zwei Kiosken - hier hat wahrscheinlich kein Zaunfeld hin gepasst - und amüsieren uns über das russische Volk. Wir stehen auf einer kleinen Mauer, die Menschen drängen sich an uns vorbei und werden von einigen Vertretern der Miliz zurück gehalten. Als diese der Meute nicht mehr Herr werden, holen sie Furcht erregend aussehende Spezialpolizei zur Verstärkung. Die bilden jetzt eine Sperre zwischen der Menge und dem Zaun an der Straße. Einige Kinder stehen plötzlich am Zaun - Kinder dürfen hier alles. Es werden also alle Kinder nach vorn geschickt.
Es kommen Polizeifahrzeuge, einige alte Armee-Cabrios, von weitem hören wir inbrünstige "Hurra!!"-Rufe und 12 wummernde Salven, dann müssen wir nicht mehr lange warten, bis die ersten Panzer angerollt kommen. Und kaum geraten sie in Sichtweite strömt das Volk nach vorn - die paar Polizisten haben keine Chance, jemanden aufzuhalten. Einige klettern sogar über den Zaun auf das benachbarte Grundstück. Zum Glück sind alle friedlich - was sonst, ist kaum auszudenken.
Weil es wie bestellt NACH der Parade anfängt zu regnen, fliehen wir in eine Pizzeria, in der es überraschend leckeres Futter gibt. Nachdem nun alles vorbei zu sein scheint, wollen wir noch auf den Roten Platz; aber die Absperrungen bleiben stehen. Selbst an den geheimsten Schleichwegen über den Hof der Kunstakademie stehen Wachleute, die uns nicht durch lassen. Es scheint hier noch eine voll offizielle Veranstaltung stattzufinden, auf der die Veteranen und Helden geehrt werden, die dann später mit uns gemeinsam in die Metro steigen. Wir fahren noch weiter zum Sokolniki-Park. Hier herrscht Volksfeststimmung, inzwischen lacht die Sonne wieder, wir drehen eine Runde und kehren aber bald wieder zurück.
Abends sehen wir dann im Fernsehen und im Internet die Bilder der Parade auf dem Roten Platz. Irgendwie bin ich froh, dass wir uns diese stundenlange Feier nicht ansehen mussten.
In der Dämmerung beginnen die angekündigten Feuerwerke zu knallen - und ein bisschen was können wir sogar von unserer Wohnung aus sehen.
 
12.5.2012
Es ist Frühling in Moskau!! Bei herrlichstem Wetter zieht es uns heute in den Park Kolomenskoje. Zuerst decken wir uns auf dem Honigmarkt mit Buchweizen-, Sonnenblumenhonig und Propolisprodukten ein, dann fahren wir mit einem hübschen kleinen Schiff auf der Moskwa entlang - diesmal in Richtung Osten zur Anlegestelle Bratjejewo. Höhepunkt unseres Spaziergangs ist die Apfelblüte! Fantastisch - darauf haben wir uns gefreut!
 
13.5.2012
Unsere Sonntagstour beginnt mit einem Bummel über den Slawjanskij Bulvar.
Die nächste Station ist der Park des Sieges.
Hier feiern wir (wenn auch nachträglich) die russischen Helden. Der Hauptweg ist flankiert mit symbolträchtigen Stelen; an einer riesigen obeliskenartigen Säule sind alle Siege chronologisch dargestellt und vor dem Museum prangen die Büsten der siegreichen Heerführer aller Zeiten hinter einer Flamme mit Ehrenwache. Auf einer Bühne spielt die Gruppe "Solotaja Waltorna" (Goldenes Waldhorn). Da wir einmal hier sind, müssen wir uns das Museum natürlich ansehen.
Der erste Eindruck ist recht seltsam, weil in der Empfangshalle ein Ball stattfindet. Damen und Herren, die durchaus zu den Veteranen zählen könnten, tanzen fein herausgeputzt in Gehrock und Abendkleid zu bekannten Melodien, was die Wirkung des Museums etwas beeinträchtigt, in dem Kriegsschauplätze per Diorama, Waffen und Ausrüstung ausgestellt sind. Außerdem bewacht in einem abgetrennten Raum ein gigantischer Held die Namen der Gefallenen. Bei der Tritsch-Tratsch-Polka nimmt das Ganze dann schon fast obskure Ausmaße an.
Nachdem wir vom Museum etwas enttäuscht waren, fasziniert uns aber die Freiluftausstellung der Kriegstechnik: Panzer, Flugzeuge, Schiffe - das ist wirklich interessant! Einige der Kanonenrohre zeigen direkt auf die benachbarte Moschee. (Ein Schelm, der Böses dabei denkt??)
 
24.5.2012
Wir fahren zur Metrostation Marina Roschtschina, um uns das Palais Morosow anzusehen, das auf einigen Internetseiten als bemerkenswerte Sehenswürdigkeit Moskaus empfohlen wird.
Obwohl wir an beschriebener Stelle kein Haus finden, dass dem eines maurischen Kaufmannes auch nur im entferntesten ähnelt, genießen wir unseren Ausflug. Erst stärken wir uns in einem tibetanischen Restaurant und trinken dort zum ersten Mal japanisches Bier, dann finden wir in einem Hinterhof den Laden "Sturm" der Militärartikel aus Deutschland verkauft. Im Treppenhaus muss Andreas erst einmal die deutsche Fahne richtig hängen. Wir sehen einige hübsche Kirchen und haben wieder mal eine ganz andere Ecke Moskaus kennen gelernt.
 
26.5.2012
Wir haben Lust auf eine Bootstour, wollen aber nicht immer die gleiche Strecke entlang schippern. Deshalb fahren wir in den Norden Moskaus zum "Flussbahnhof" Wolga-Moskwa. 2,5 Stunden lang geht es vorbei an einem Flugzeug, einem U-Boot, einem ausrangierten Kriegsschiff, Erholung suchenden grillenden und badenden Moskauern, noblen Yachthäfen, Autobahn- und Eisenbahnbrücken.
Auf der Heimfahrt steigen wir an der Metrostation Bjelorusskaja aus und schauen uns den weißrussischen Bahnhof an. Der anliegende weißrussische Bauernmarkt ist leider schon geschlossen. In unserer Umsteigestation "Park Kulturij" entdecken wir ein Schild, dass sie nur bis 22.30 Uhr geöffnet ist - da haben wir gerade noch einmal Glück gehabt.
 
27.5.2012
Heute haben wir keine Lust auf Sehenswürdigkeiten - wollen einfach mal wieder durch einen schönen Park schlendern. Davon gibt es viele in Moskau - wir entscheiden uns für den Fili-Park. Ich bin begeistert von den Fitnessgeräten, die hier ganz öffentlich und kostenlos zur Verfügung stehen. Es gibt auch öffentliche Grillplätze und eine Kletterwand.
Mittendrin ist plötzlich ein abgesperrtes Gebiet, das aussieht wie ein Hochsicherheitstrakt mit dicken Mauern und NATO-Draht. Da machen wir uns doch schnell aus dem Staub.
 
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