Gaia-Percussion

Reisen

Russland 2012

Moskau ˡ Goldener Ring ˡ Welikij Nowgorod

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Großes Schiff braucht großes Fahrwasser.
russisches Sprichwort

21.4.2012
Nach 3-wöchigem Heimaturlaub sind wir gestern wieder in Moskau gelandet und müssen uns heute gleich auf Tour machen. Aus zwei Gründen fahren wir mit dem Auto - erstens wollen wir es endlich vom Winterschmutz und Salz befreien, zweitens suchen wir das "Haus des Honigs", an dem wir irgendwann einmal mit der Straßenbahn vorbei gefahren sind. Leider können wir uns beide nicht genau erinnern, wo das war. Ergebnis: Unser Auto blitzt, blinkt und duftet; wo das Honighaus ist, wissen wir immer noch nicht.
 
22.4.2012
Auf dem Expo-Krokus-Gelände findet an diesem Wochenende die Lebensmittelmesse "PIR" statt. Da wir die Berliner "Grüne Woche" verpasst haben, müssen wir das natürlich hin! Der Eintrittspreis hat die gleiche Größenordnung, die Ausstellung aber nicht. In einer Halle haben verschiedene Anbieter ihre Stände aufgebaut. Leider sind die wenigsten einheimisch - und für italienische Nudeln und deutsche Obstsäfte interessieren wir uns gerade nicht; wir kosten lieber das russische Bier. Die Atmosphäre ist sehr angenehm und uns gefällt besonders die Freundlichkeit der Leute - einige von ihnen wechseln mal wieder spontan ins Englische, um mit uns zu kommunizieren.
Die Metrostation Mjakinino ist ähnlich modern wie das Krokusgelände. Auf der Rückfahrt ist die Bahn so leer, dass wir einen ganzen Wagen für uns haben. Das gab's noch nie!
Mama und Roland kommen am nächsten Wochenende. deshalb wollen wir schnell noch das Hotel vor Ort checken, damit wir am Freitag keine bösen Überraschungen erleben. Gebucht haben sie im Haus Nummer 16 des Neuen Arbat. Es ist ein Hochhaus, das wir mehrmals umrunden ohne einen Eingang zu finden. Im Erdgeschoss befinden sich eine Bank, ein medizinisches Zentrum und eine Apotheke, die zum späten Sonntagnachmittag natürlich alle geschlossen sind. Es steht nirgends etwas von dem "Kwart Apartement Arbat", das wir suchen. Wir hoffen einfach nur, dass irgendwo ein Schreibfehler vorliegt und sind froh, vorher nachgesehen zu haben.
Auf dem Weg zur Metro fallen uns viele kostümierte, bunt gekleidete und froh gelaunte Menschen auf, die zum Alten Arbat strömen oder von dort kommen. Was da los ist, wollen wir natürlich wissen. Die Straße ist voll mit einer riesigen Menschenmenge und sieht fast wie eine Demo aus, die von Straßenkünstlern begleitet wird. Es ist alles bunt und fröhlich. Die Leute halten Schilder oder auch nur einfache Zettel hoch, auf denen sie in Englisch oder Russisch "freie Umarmungen" anbieten. So fallen sich also ständig fremde Leute um den Hals und gehen dann freudestrahlend weiter. Einmal erwischt es uns auch - Knuddeln mit einer jungen Giraffenfrau! Auf einer Restaurantterrasse finden wir einen freien Platz und schauen uns das lustige Treiben weiter an, während wir Hunger und Durst stillen.
[Andreas googlet später und erfährt, dass es diese Veranstaltung seit 4 Jahren gibt und sie als Gegenbewegung zur traditionellen Maslinitza gedacht ist.]

Im abendlichen Chat mit Mama macht sich leichte Unruhe breit, denn es gab keinerlei Schreibfehler. Die Adresse stimmt - genau die, an der weit und breit nichts von einem Hotel zu sehen war!!
 

24.4.2012
Wir fahren also noch einmal zum Neuen Arbat und umrunden das Hochhaus der Nummer 16. Durch ein Fenster entdecke ich die Rezeption - wir müssen durch eine Tür, die wir bisher für eine Garageneinfahrt gehalten hatten. Die sehr freundliche und schon reichlich wodkalastige Wächterin versucht ständig italienisch mit uns zu sprechen - davon verstehe ich leider kein Wort. Würde sie doch doch russisch reden, dann hätte ich wenigstens eine Chance. Vom "Kwart Apartement Arbat" hat sie noch nie etwas gehört. Mit viel Mühe kann ich ihr die Info mitteilen, die wir haben, nämlich, dass das Hotel 5 Wohnungen in diesem Haus hat. Plötzlich erhellt sich ihr Gesicht - sie zeigt uns eine Hotelliste und nur das "Moskwartel" ist mit 5 Wohnungen eingetragen. Dort ruft sie also an und scheint auch Erfolg zu haben; wir sollen fünf Minuten warten - es wird jemand kommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit (in der sie uns Tee und Kaffee anbietet, was wir dankend ablehnen) kommt ein Anruf, ich bekomme den Hörer in die Hand gedrückt und habe am anderen Ende tatsächlich eine sehr nette englischsprachige Dame, die Mama und Roland auf ihrer Liste hat, mir mitteilt, dass die beiden zwei Hochhäuser weiter wohnen werden und verspricht, mich morgen anzurufen um einen Treffpunkt zu vereinbaren. Tausende Steine fallen vom Herzen!

26.4.2012
Wir sitzen bei herrlichstem Sonnenschein mit Schokoeis, Bier und Rotwein auf dem Balkon, als wir ein gewaltiges Naturschauspiel erleben. Leider geht alles so schnell, das ich nicht zum Fotografieren komme: Es zieht ein Sturm auf und der Himmel bezieht sich mit Wolken - grünen Wolken! Der ganze Himmel ist grün! Der Wind wirbelt alles auf, was so herum liegt und trägt diverse Plastiktüten sogar über unseren 16-Geschosser hinaus. Und dann sehen wir die Ursache der grünen Färbung: Es sind Blütenpollen, die der Wind wolkenweise vor sich hertreibt. Da wir mit einem heftigen Unwetter rechnen, flüchten wir schnell und schauen uns das Ganze weiter hinter geschlossenen Fenstern an - es passiert aber nichts.

[Im Gespräch mit Kollegen erfahre ich später, dass es unsere grüne Wolke sogar bis in die deutschen Nachrichten geschafft hat. Im Internet ist zu lesen, dass die Moskauer Bevölkerung mit einem Chemieunfall, einem terroristischen Giftgasanschlag oder sogar einer Invasion Außerirdischer gerechnet hatte.]
27.4.2012
Mama und Roland sind gut in Moskau gelandet; wir schauen zuerst den Compound mit unserer Wohnung an, bummeln noch über den russischen Markt und fahren dann mit der Metro zu ihrem Hotel am Neuen Arbat. Nachdem wir ja vorsorglich schon Haus und Wohnungsnummer in Erfahrung gebracht hatten, sind wir schnell am Ziel. Versprochen ist, dass hier ein englischsprachiger Manager auf uns wartet. Die junge Frau, die uns die Tür öffnet, spricht aber leider nur russisch. Trotzdem schaffen wir es natürlich, uns mit ihr zu verständigen.
Nach einer kurzen Pause starten wir zum Roten Platz, der schon für den Tag des Sieges am 9. Mai hergerichtet wird, bummeln durchs GUM, über den Theater- und den Alten Platz. Abendessen gibt es im Jolki-Palki - direkt am Neuen Arbat; so sind unsere Gäste schon fast im Bett - nur wir müssen noch mit der Metro durchs nächtliche Moskau nach Hause fahren.
 
28.4.2012
Wir holen die beiden von ihrem Frühstückskaffee ab, bummeln über den Alten Arbat zur Metrostation und fahren zum Kreml Ismailowo. Das Wetter ist herrlich warm mit strahlendem Sonnenschein - kaum zu glauben, dass hier vor 4 Wochen noch meterhohe Schneeberge lagen!
Leider hat die Online-Bestellung unserer obligatorischen Bootsfahrt nicht geklappt - es war alles schon ausgebucht; deshalb spazieren wir an der Moskwa entlang und versuchen es bei einem anderen Anleger. Hier ist es überhaupt kein Problem; das Schiff ist zwar nicht so nobel - dafür ist das Bier auch nicht so teuer - und es fährt sogar noch ein Stück weiter, so dass auch wir ein neues Stück der Moskwa-Ufer kennen lernen.
 
29.4.2012
Unseren Ausflug in den Süden Moskaus beginnen wir heute mit dem Bummel über einen russischen Markt; dann besuchen wir den Holzpalast des Zaren Alexej Michailowitsch. Auch heute ist das Wetter wieder fantastisch; der Frühling ist angekommen, Blüten und Blätter beginnen zu sprießen - darauf haben wir lange gewartet!
Nach einem kleinen Picknick im Park Zarizino besuchen wir die Sommerresidenz der Zarin Katharina II. - ein Muss für Gäste aus Sachsen-Anhalt; deshalb war das auch unser Weihnachtsgeschenk für Mama und Roland - inklusive des abschließenden Essens in unserem Lieblings-Café gleich nebenan.
Zum Abschluss des Abends suchen wir uns einen Platz in einem Straßencafé auf dem Alten Arbat und gönnen uns eine leckere Flasche Rotwein für etwa 35 €. Hier erleben wir einen vollkommen überraschenden Wetterwechsel - Sturm zieht auf, es wird ungemütlich und die Temperaturen fallen um etwa 10°C. Also schnell nach Hause!
 
30.4.2012
Während Mama und Roland sich den Kreml ansehen, bummle ich durch den Alexandergarten und stelle ich mich dann in der Touristenschlange an, um Eintrittskarten für die Rüstkammer zu ergattern. Die Schätze sehe ich mir natürlich auch noch einmal an. Leider ist die Diamanten-Ausstellung geschlossen - man kann eben nicht alles haben.
Als nächstes steht die Basilika auf dem Plan. Dass der Rote Platz vollkommen abgesperrt ist, stört uns nicht - wir kennen schließlich die Schleichwege und sind beruhigt, als wir schon von weitem sehen, dass es doch schon einige Touristen geschafft haben, bis hin und auch hinein zu kommen. Genau vor uns verschließt aber ein Armist den Zugang und jetzt führt kein Weg mehr hinein - auch nicht mit Überredungskünsten - schade!!
Obwohl die Füße schon mächtig weh tun, wollen wir uns wenigstens noch den Jelissejew-Feinkostladen in der Twerskaja ansehen. Ein Spaziergang dorthin kommt aber nicht mehr in Frage; wir nehmen die Metro.
 
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