Gaia-Percussion

Reisen

Russland 2012

Moskau ˡ Goldener Ring ˡ Welikij Nowgorod

Zeig mir deinen Freund und ich sage dir, wer du bist.
russisches Sprichwort

9.6.2012
Schon durch die nächste größere Stadt Klin schlängelt sich der Verkehr wieder nur im Schritttempo. Trotzdem haben wir ein entspanntes Gefühl und bringen es tatsächlich fertig, uns über die Idiotie mancher Autofahrer zu amüsieren.

Der Weg führt uns weiter durch Ortschaften mit hübschen Holzhäuschen, wie wir sie schon vom Goldenen Ring her kennen, vorbei an schönen Kirchen, an kleinen Verkaufsständen, wo Geerntetes, Konserviertes, Geangeltes, Gesammeltes und Erlegtes angeboten wird, an ausgedienten Panzern und Kanonen, die von Hochzeitsgesellschaften als Hintergrund für ihre Fotos gewählt werden und an ausgedehnten Sumpfgebieten, Blumenwiesen, Birken- und Kiefernwäldern.
Die nächste Stadt Twer stelle ich mir unwahrscheinlich schön vor (vielleicht weil nach ihr die Moskauer Prachtstraße benannt ist). Die Qualität der Straßen, Gleisbetten, Straßenbahnen und Busse ist aber so atemberaubend schlecht, dass wir froh sind, durch zu sein und lieber gleich weiter fahren.
Vor der Stadt Vischnij Volotschek hat sich eine riesig-lange LKW-Schlange angestaut, an der wir wenigstens zum Teil noch auf der 2. Spur vorbei fahren können, bevor wir uns wieder einspurig auf ewiges Warten einstellen. Inzwischen amüsiert es uns nicht mehr, dass uns schon wieder so viele PKW auf dem Seitenstreifen überholen, die sich vorn wieder einordnen müssen - was denken die, was wir hier tun?? In der Stadt fließt der Verkehr plötzlich wieder - es waren also wirklich nur die Drängler, die den Stau verursacht haben - sehr lästig - aber eben typisch russisch!
Etwa 100 km vor Welikij Nowgorod, unserem Hauptziel, suchen wir uns in Krestzij ein Motel. Kurz vor 21.00 Uhr steht die Sonne noch relativ hoch am Himmel. Im Motel-Café hängen große Bildschirme, auf denen ich die Spiele der EM verfolgen kann.
[Dänemark hat gegen die Niederlande gewonnen. Um 22.45 Uhr Ortszeit beginnt das erste Spiel der Deutschen - jetzt geht die Sonne langsam unter, aber es ist immer noch hell. Deutschland gewinnt 1:0 und gegen Mitternacht wird es jetzt auch fast dunkel.]

Wir nähern uns den "Weißen Nächten" St Petersburgs. Aber bis dahin werden wir aber nicht fahren.
 

10.6.2012
Unser Luxuszimmer war schön, das Frühstück sagt uns aber nicht so zu, also fahren wir erst einmal mit leerem Magen weiter in Richtung Nordwest. In Welikij Nowgorod stolpern wir genau in einen großen Feiertag - die Stadt feiert Geburtstag. Zum Frühstück gibt es hier für uns Honigbier mit Kräutern und Gewürzen, dazu Apfel-, Erdbeer- und Kirschkuchen. Jetzt sind wir gut gestärkt und können uns die Burg mit einer alten Stadtmauer ansehen. Das Segelschiff, von dem wir aus der Ferne so begeistert waren, erweist sich leider als Fake. Wir genießen trotzdem die Feierlaune der Einheimischen, sehen einer Tanzgruppe zu und hören uns indische Musik an - der Tabla-Spieler ist richtig gut.

Am Nachmittag haben wir alles gesehen und entscheiden, nicht weiter Richtung St Petersburg zu fahren, sondern uns lieber wieder auf den Rückweg zu machen. Ich verschlafe die gesamte Fahrt. 300 km vor Moskau sucht uns Andreas ein Motel. Die Fahrt muss wegen der vielen Staus und LKWs wieder sehr anstrengend gewesen sein. Wir sind uns sicher, dass wir diese Strecke nicht noch einmal mit dem Auto in Angriff nehmen und nur noch Zug fahren werden.
 
11.6.2012
Wegen der vielen Mücken im Zimmer haben wir nicht so gut geschlafen; das Frühstücksangebot sagt uns auch hier nicht zu, es geht also gleich wieder los. Diesmal nehmen wir uns für den Abstecher nach Twer etwas mehr Zeit, bummeln über den Boulevard, essen Eis und trinken Limonade. Die alten Häuser sind sehr schön; bei näherem Hinsehen entdecken wir aber überall schlimme Schäden an der Bausubstanz.
Da wir den Stau aus Richtung Norden bei der Einfahrt nach Moskau schon kennen, versuchen wir es diesmal über einen kleinen Umweg durch eine herrliche Seenlandschaft aus Richtung Westen. Aber da sie nun einmal selbst verursacht und handgemacht ist, stehen wir auch hier in der sich stauenden Warteschlange. Weit über 200 Autos fahren auf den Seitenstreifen an uns vorbei. Erstens ist das wieder mal ein Grund für mich, in Russland lieber nicht mehr mit dem Auto zu fahren; zweitens ist Andreas so frustriert, dass er meint, beim nächsten Mal würden wir es genau so machen - wir haben keine Lust mehr auf stundenlanges Warten, nur weil eine gewisse Prozentzahl russischer Autofahrer meint, sich nicht hinten anstellen zu müssen. Manchmal denke ich ja, die glauben wirklich, dass es so schneller geht. Nach einer Stunde haben wir die Nase voll und nehmen die nächste Ausfahrt. Lieber kurven wir noch ein paar Kilometer mehr durch russische Ort- und Landschaften, als uns das noch weiter anzutun. Was wir hier allerdings an russischer Fahrweise erleben, ist überhaupt nicht zu beschreiben - unsere Vermutung: die Fahrerlaubnis kann man sicher irgendwo kaufen. Nach mehreren Hup- und Schimpftiraden gelangen wir aber wohlbehalten auf die Schnellstraße, auf der wir dann zügig und direkt nach Hause kommen.

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