Gaia-Percussion

Reisen

Russland 2013

Moskau ˡ Nischni Novgorod ˡ Schwarzes Meer

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Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie uns nicht auch noch.
russisches Sprichwort

4.5.2013
Die orthodoxen Christen feiern an diesem Wochenende ihr Osterfest. Trotz des strömenden Regens lassen wir uns gemeinsam  mit unseren Weimarer Freunden nicht davon abhalten, dabei zu sein.
Im Park Kolomenskoje sehen wir auf einem recht engen Kirchhof viele Menschen an langen Tischen, die dort Kuchen, Eier und Wein mit Kerzen bestückt aufgestellt haben und darauf warten, dass der Pope kommt, um alles zu segnen. Die vielen kleinen Kneipchen sind fast leer - wir suchen uns einen Platz, der gut mit Schirmen geschützt ist, trinken Bier, heißen Honigwein und essen Schaschliks. Irgendwann wird es doch zu kühl und ungemütlich; wir nutzen eine kurze Regenpause, um zum Auto zu kommen; die Gläubigen auf dem Kirchhof warten immer noch.
Die eigentlichen Osterfeierlichkeiten sollen erst abends mit großen Märschen um die Kirchen herum stattfinden; gegen 22 Uhr fahren wir zur Erlöserkathedrale. Hier ist alles weiträumig abgesperrt - man kommt nur mit Eintrittskarten hinein. Also laufen wir weiter zum Roten Platz. Auch der ist allerdings gesperrt. Weiter geht's zum benachbarten Viertel Kitaj Gorod.
Wir wollen in einer kleinen Kellerkneipe einkehren. Da uns Angebot und Preise nicht gefallen, gehen wir aber gleich wieder. An einer kleine Kirche mit schiefem Turm schauen wir den Gläubigen über die Schulter. Aus den Lautsprechern tönen schnarrende Gesänge, die mich eher an Hare Krishna erinnern. Es ist so voll, dass wir schnell wieder gehen und lieber in einer Tscheburetschnaja einkehren. Hier gibt es zwar nur Stehtische, dafür ist das Bier einheimisch und günstig.
 
7.5.2013
Gut ist es, Freunde zu haben, die schon länger hier sind und einige Geheimtipps für uns haben. Die Weimarer bringen uns zur benachbarten Universität, die für Studenten aus aller Welt eingerichtet ist. Hier kaufen wir zuerst in einem indischen Laden allerlei Gewürze, dann klappern wir die "Draußenkneipen" ab, die es hier in Hülle und Fülle gibt. Natürlich sind wir wählerisch und lehnen einige aus den verschiedensten Gründen ab, finden dann aber das "Picasso", mit dem wir rundum zufrieden sind.
Wir können hier die letzten abendlichen Sonnenstrahlen einfangen, neben unserem Tisch rauscht ein kleiner Springbrunnen, von den Nachbarn ziehen angenehme Schischa-Düfte zu uns herüber, das Bier ist gut und preiswert und auch das Essen ist superlecker zu annehmbaren Preisen. Hier kommen wir auf jeden Fall wieder her.
 
9.5.2013
Meine Lieblingsfreundin ist da!!! Obwohl wir sie erst mitten in der Nacht vom Flughafen zu uns nach Hause geholt haben, müssen wir heute ganz zeitig aufstehen, weil wir für die Militärparade gute Plätze brauchen. Wir sind also gegen 8 schon in der Metro und fahren zum Arbat. Die Moskauer sind noch nicht unterwegs; wir können mit Inis extra aus Deutschland mitgebrachten Klapphockern also direkt am Zaun sitzen. Außer uns sind bisher nur die jungen Milizen an den Absperrungen da.
Gegenüber beobachten wir den so langsam ansteigenden Massenauflauf hinter dem Zaun, an dem wir im letzten Jahr standen. Der ist zwar inzwischen lückenlos geschlossen, aber die Moskauer klettern hinüber und steigen sogar auf die Bäume - was bin ich froh, dass wir rechtzeitig da waren und so einen guten Platz haben. Der Aufmarsch des Militärs ist wieder faszinierend, nur dass wir es diesmal viel besser sehen - sogar die Flugzeugstaffeln, die über uns hinweg brausen. 
Mittagessen gibt es im Jolki Palki, dann bummeln wir über den alten Arbat und wollen gemeinsam mit allen anderen per Metro zur großen Feier im Park des Sieges.
Dumm nur, dass scheinbar wirklich ALLE anderen mit uns feiern wollen. Wir stehen dauerhaft im Fußgängerstau, an Platzangst dürfen wir nicht im Entferntesten denken, als wir uns Zentimeter um Zentimeter erst der Rolltreppe, dann einer weiteren Treppe, dann dem Sicherheitsdurchgang, dann den Pendeltüren und endlich dem Ausgang zu bewegen. Wieder am Tageslicht angelangt, verlassen wir schnellstens die Menschenmenge und marschieren zur nächsten Metrostation. Unterwegs Getränke zu kaufen ist unmöglich, weil selbst die kleinsten Läden hoffnungslos überfüllt sind; also halten wir tapfer durch und fahren zum Neujungfrauenkloster.
Hier finden wir endlich ein kühles Stärkungsbier und können mit neuer Kraft den Ehrenfriedhof besuchen. Als wir das letzte Mal hier waren, mussten wir durch tiefen Schnee stapfen. Jetzt im Frühling ist alles viel schöner. Viele der Grabmale sind total beeindruckend und wir finden die Namen so bedeutender Persönlichkeiten wie Raissa Gorbatschowa, Boris Jelzin, Michail Kalaschnikow, Wladimir Majakowski, Nikolai Gogol, Alexej Tupolew, Anton Makarenko und Nadeschda Allilujewa-Stalina.
Nach einer Stunde sind wir rundum zufrieden und krachkaputt, fahren zur heimischen Metrostation Jugo Sapadnaja und haben uns ein leckeres Abendessen bei unserem Lieblingsrussen redlich verdient. Zum späten Abend bekommen wir noch ein schönes Feuerwerk, das wir von Fenster und Balkon unserer Wohnung aus genießen.
 
Natürlich hat Ini heute fleißig Metrostationen fotografiert.
10.5.2013
Heute können wir (zumindest ein bisschen) ausschlafen und fahren gegen 10 mit der Metro zum Kosmonautenmuseum. Ini und Torsten schauen sich das allein an. Weil wir es ja schon kennen, setzen wir uns draußen auf eine Mauer und genießen die Sonne.
Danach wandern wir gemeinsam über die Allrussland-Ausstellung. Das Wetter ist herrlich; es sind wieder viele Moskauer da, die diesen Tag heute hier mit uns teilen, zu einem Stau kommt es aber diesmal nicht; wir besuchen fast alle Pavillons, die von außen hui, von innen leider oft pfui (das heißt recht herunter gekommen und wenig gepflegt) sind; die Angebote sind überall so ziemlich gleich; die Verpflegung mit Bier und Scha'urma gibt es zu wirklich anständigen Preisen.
Weiter geht es mit unserem Metro-Spiel - wir steigen an den schönsten Stationen zum Fotografieren aus; an der Komsomolskaja müssen wir auch hinaus auf die Straße, weil hier die interessanten Bahnhöfe sind.
 
Dann geht es zum Preobraschnjewski Platz und unserem Lieblingsmarkt. Hier bummeln wir durch Gemüse-, Obst-, Fleisch-, Käse-, Haushaltwaren- und Klamottenstände. In der Marktkneipe gibt es ein leckeres Gemeinschaftsfutter mit einer Salatplatte, Chartscho-Suppe, Kohlrouladen, Bratkartoffeln und gebratenen Pelmeni. Auf dem Rückweg finden wir dann endlich den so lange gesuchten "Sauerstand" und kaufen eingelegte Gurken. Als Kostehäppchen kriegen wir auch noch Paprika und Knoblauch, die beim gemütlichen Abendbier auf unserem Balkon zu heftigen Schrei-Attacken führen.
 
11.5.2013
Auch heute beginnt die Tour schon gegen halb 10; wir fahren zum Ismailowo, bummeln über die Vernissage und den Flohmarkt, finden hier die Mitbringsel für die Lieben zu Hause, begeistern Torsten und Andreas mit den Armeeständen und kehren noch auf eine Stärkung in die kleine Kneipe ein,
bevor wir wieder zurück ins Stadtzentrum fahren, den Roten Platz anschauen,
die Basilika besuchen, 
im GUM eine Kleinigkeit essen und durch den Alexandergarten bummeln.
Das nächste Ziel, die Erlöserkathedrale, erreichen wir tapfer zu Fuß. Drin erleben wir einen Gottesdienst, den wir natürlich nicht aufnehmen oder fotografieren dürfen. Jetzt haben wir uns eine kleine Pause verdient. Auf der Brücke setzen wir uns auf die Balustrade aus Marmor, haben von hier aus einen tollen Blick über die Moskwa zum Kreml auf der einen Seite und über das große Denkmal Peters I. zum Gorkipark auf der anderen. Dazu gibt es ein kühles Bier und gleich geht es uns doch wieder viel besser.
Auf der Rückfahrt spricht mich mein russischer Sitznachbar an und verwickelt mich in einen Smalltalk. Er erzählt mir einiges, von dem ich nur die Hälfte verstehe (was natürlich ausschließlich an der Lautstärke der fahrenden Metro liegt), und ich erzähle ihm, was ich eben so auf russisch kann - auch wenn das nicht zwingend der Wahrheit entspricht (dass ich eine zweiundzwanzigjährige Tochter und einen zwanzigjährigen Sohn zu Hause habe, die beide in Berlin an der Universität studieren).
Den lauen Sommerabend verbringen wir wieder auf unserem Balkon bei einem trauten Gespräch unter Lieblingsfreundinnen.
 
Inis heutige Metro-Fotos:
12.5.2013
Das Aufstehen fällt heute schon schwerer, die Kilometer stecken in den Beinen; trotzdem geht es gleich mit voller Kraft los. Wir fahren nur zwei Stationen mit der Metro und laufen dann zur Lomonossow-Universität; Andreas hält sie für den schönsten Bau Moskaus. Auf dem Weg dorthin findet Ini ein schönes Wortspiel an einem Einkaufszentrum: Univer-City (natürlich in kyrillischen Buchstaben).
Nach einer halben Umrundung wandern wir weiter die Sperlingsberge entlang, genießen die Aussicht auf die Stadt, beobachten einige Sommerskispringer, gehen dann den steilen Pfand hinunter zur Moskwa, umrunden hier ein paar Marathonläufer und treffen uns mit Andreas.
Im Internet habe ich von einem Bootfahrsonderangebot gelesen: Man kann für 800 Rubel pro Person ein Ticket kaufen, damit dann den ganzen Tag unterwegs sein und dabei beliebig ein- und aussteigen. Der erste Bilet-Verkäufer hat davon noch nichts gehört, was daran liegen mag, dass er zu einer anderen Schifffahrtsgesellschaft gehört. Wir suchen uns ein Schattenplätzchen für ein kleines Picknick und sind beruhigt, als noch ein anderes Schiff anlegt. Dieser Bilet-Verkäufer weiß, was ich meine - aber leider gibt es die Art von Ticket nur an der Startanlegestelle am Kiewer Bahnhof. Also müssen wir noch weiter zur nächsten Metrostation und noch zwei Mal umsteigen, bevor wir uns endlich stundenlang auf der Moskwa entlang schippern lassen können.
Diese Verschnaufpause tut uns gut und wir genießen den herrlichen Sonnenschein, während wir die Sehenswürdigkeiten an uns vorüber ziehen lassen. Andreas und ich machen zwischendurch ein kleines Nickerchen. Irgendwann spricht uns eine ältere Frau und fragt, ob wir aus Sachsen-Anhalt kämen - sie hätte Bekannte in Dessau, die genauso sprächen wie wir. Leider müssen wir den netten Schwatz bald unterbrechen, weil es Zeit für uns ist, am Gorki-Park auszusteigen.
Bis zum Abendessen müssen wir wieder einen recht weiten Fußmarsch bewältigen, haben dann aber ein leckeres Futter in einem der Gartenlokale auf dem internationalen Universitätsgelände. Hier machen Ini und Torsten uns dann unmissverständlich klar, dass wir sie lauftechnisch völlig überfordert haben und es nicht viel mehr werden darf. Bis nach Hause schaffen wir es natürlich noch; aber jetzt müssen wir wirklich auf ihre Beine aufpassen.
 
13.5.2013
Wir müssen heute wieder arbeiten und unsere Gäste starten einen neuen Versuch beim Park des Sieges. Das Museum ist heute leider geschlossen; so sehen sie sich wenigstens die Freiluftausstellung der Kriegsmaschinerie von außen durch den Zaun hindurch an.
Das Historische Museum auf dem Roten Platz lässt sie ein. Besonders fasziniert ist Ini hier von den Führungen für Kinder. An verschiedenen Stationen werden die Kleinen von kostümierten Mitarbeitern erwartet, die ihnen viel erklären, Beobachtungsaufträge geben und traditionelle Musik vorspielen.
Wir treffen uns an unserer Metrostation, bummeln über den Markt und setzen uns dann zum Ausruhen auf unseren Balkon. Die letzten Tage mit meiner Lieblingsfreundin waren sehr schön - aber auch mächtig anstrengend. Nun ist ihr Urlaub vorbei; wir müssen uns verabschieden, denn morgen fliegt sie wieder nach Hause.
 
18.5.2013
Unsere Weimarer Freunde sind mit großen Versprechungen zu einer Skoda-Autohaus-Party eingeladen und nehmen uns dorthin mit. Von Party ist hier leider nicht viel zu merken, deshalb planen wir spontan um, laufen zur nächsten Metrostation und fahren zum Kiewer Bahnhof, um auf der Moskwa entlang zu schippern.
Leider bezieht sich der Himmel, kaum das wir losgefahren sind, mit dunklen Wolken. Vor uns ist es zwar noch hell, aber der Regen holt uns bald ein; wir flüchten uns also unter Deck und finden einen Platz ganz vorn im Bug. So haben wir trotzdem einen guten Blick und lassen es uns mit dem gesündesten Nahrungsmittel der Welt gut gehen.
 
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