Gaia-Percussion

Reisen

Russland 2011

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Alles ist gut, was gut endet.
russisches Sprichwort

3.11.2011
Heute beginnt unser Abenteuer St Petersburg.
 
 
13.11.2011
Es ist Volkstrauertag. Die deutsche "Gemeinde" trifft sich an der Botschaft; ein Volleyballkumpel von Andreas lässt ihn seine Polizeiuniform anprobieren - das ist doch ein willkommener Gaudi für meinen Schatz!
Unser Buskonvoi fährt mit Polizeieskorte zum Kriegsgefangenenfriedhof Ljublino. Die Kreuzungen sind für uns abgesperrt - selbst rote Ampeln stellen heute kein Hindernis dar. Für dieses Erlebnis lassen wir doch gern mal unser Auto an der Botschaft stehen. Auf dem Gräberfeld (die Sterbedaten liegen interessanterweise zwischen 1945 und 1949) spricht der Botschafter ein paar Worte; ein Militärbläserquintett spielt die beiden Nationalhymnen - ich glaub, ich bin die Einzige, die mitsingt (bin sogar auf die russische vorbereitet) - Andreas erbarmt sich und brummt die deutsche mit; nach einer angenehm kurzen und auch inhaltlich annehmbaren Predigt singen alle ganz brav "Von guten Mächten"; "Ich hatt' einen Kameraden" wird nicht gesungen, dafür aber wirkungsvoll mit Trommelwirbel untermalt.
 
19.11.2011
Die deutsche Botschaft lädt heute zum alljährlichen Weihnachtsbasar. Uns wurde diese Veranstaltung wärmstens empfohlen und ich erhoffe mir einen ersten Hauch von Weihnachtsstimmung. Leider ist das Wetter nicht auf unserer Seite; aber von diesem unangenehmen Schneeregen lassen wir uns nicht abhalten.
In der Botschaft sind alle guten Leckereien, wie zum Beispiel die Christstollen, schon ausverkauft; an manchem leeren Stand erkennen wir gar nicht mehr, was wir verpasst haben. Also wollen wir uns wenigstens einen Glühwein gönnen - den gibt es aber nur draußen. Ich stelle mich erst einmal ein, um die entsprechenden Bons zu erstehen; dann stellen wir uns in die Glühweinschlange - und wie wir es von russischen Schlangen schon kennen, tut sich eine gefühlte Ewigkeit lang nichts; da hilft es auch nichts, dass wir uns auf deutschem Botschaftsgelände befinden.
Den aufkommenden Frust bei "erfrierenden" Händen und Füßen bekämpfen wir mit schwarzem Humor. Der mit Mühe erstandene Glühwein schmeckt nicht wirklich, ist auch nicht richtig heiß, so dass wir schnell beschließen, uns wieder aus dem Staub zu machen. Beim Hinausgehen bemerke ich, dass mir die Weihnachtsmusik fehlt und mein Magen knurrt (es gab leider nichts Leckeres für meinen Geschmack) - also gibt es einen russischen Scha'urma, auf den ich nur ein paar Minuten warten muss.
Unterwegs sehen wir schon einige mehr oder weniger schön geschmückte Weihnachtsbäume, erhaschen also doch ein bisschen des erhofften Feelings.
Kaum wieder zu Hause ist "schick machen" angesagt, weil wir Karten für die Neue Bühne des Bolschoi-Theaters haben. Die Zauberflöte wird gespielt und ich freu mich riesig drauf. Das Gebäude ist schon von außen fast so schön wie das "richtige". Auch drinnen ist alles sehr prunkvoll; nur bei genauerem Hinsehen entdeckt man die Kleinigkeiten: kaputte Lampen, abgebrochene Leisten, notdürftig überstrichene Putzschäden - trotzdem ist das Ganze ein absoluter Hingucker! Erstaunlicherweise sind, obwohl es ausverkauft war, noch jede Menge Plätze frei - auch noch, als die letzten Nachzügler während der Ouvertüre endlich eingetrudelt sind.
Die Aufführung ist sehr gewöhnungsbedürftig: das Bühnenbild besteht aus einer graffitibesprühten Mauer (die durchaus die Berliner sein könnte), durch die Tamino erst einmal durchbricht. Als er bewusstlos darnieder liegt, kommen die drei Damen in militärischen Uniformen, die sie sich aber noch schnell vom Leibe reißen, bevor sie ihn wieder verlassen. Papageno trägt eine rote Jogginghose und versteckt sich immer mal in einem großen Kükenkopf. Die drei Damen erscheinen im Marylin-Monroe-Style, um ihre Geschenke zu überreichen. Dem ollen schwarzen Auto entsteigt plötzlich die Königin der Nacht dekorativ in weißen Pelz gekleidet; ihr Stimmumfang endet aber leider mindestens einen Ton unter ihrem Soll. In Sarastros Reich tauchen jede Menge Clowns auf - einer von ihnen möchte sich gerne mit der armen gefesselten Pamina vergnügen. Die drei Knaben tragen die gleiche Kluft wie Tamino und kommen durch die nächste Mauer gebrochen; der erste Mitarbeiter Sarastros erscheint aus einer Glühlampenwerbekammer. Papageno wird von Pamina auf die Bühne geschoben - er sitzt dabei in einem großen rosa Spielzeugauto mit blauen Augen und gelbem Grinsemund. Nachdem Tamino und Papageno durch Sarastros magische Hand flach gelegt wurden, um ihren Prüfungen zugeführt zu werden, ist der 1. Akt zu Ende.
Nach der Pause sind wir total verblüfft: mehrere unserer umliegenden Plätze werden jetzt von anderen Besuchern besetzt, die dafür durchaus die richtigen Karten haben. Wir überlegen, ob manche Familien sich vielleicht die Plätze teilen, weil sie so teuer sind? Oder sind einige Zuschauer gegangen, weil es ihnen nicht gefiel und haben draußen ihre Karten abgegeben? Jedenfalls ist jetzt auch kein freier Sitz mehr zu finden.
2. Akt: Sarastros Tempel ist ein Sonnenstudio, in dem es sich seine Erleuchteten gut gehen lassen. Die drei Damen tauchen als Krankenschwestern auf und die drei Knaben bringen ein riesiges Spiegelei (mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern), an dem sich Papageno laben kann. Während Tamino seine Schweigeprüfung ablegt, erscheinen im Hintergrund einige Männer, die sich Schutzkleidung und Gasmasken anlegen. Die drei Knaben kommen auf einer überdimensionalen gelben Quietsche-Ente angefahren, es findet eine große lustige Party mit Luftschlangen und Konfetti auf der Bühne statt, neben einer typisch deutschen Kuckucksuhr, an der sich Papageno am liebsten aufknüpfen will, tauchen die drei Knaben als kleine Vögelchen auf. Papagena liegt versteckt unter den Blumenbuketts auf dem ollen schwarzen Auto und beglückt dann dort ihren Liebsten. Zum guten Schluss wird die Mauer wieder aufgebaut.
Den Sinn der Inszenierung haben wir nicht durchschaut, aber bis auf die hohen Quietscher der nächtlichen Königin war es wenigstens ein musikalischer Genuss.
 
26.11.2011
Nach der Weihnachtsmarkt-Enttäuschung der letzten Woche sind wir jetzt in der Deutschen Schule mit unserem Weihnachtsbasar dran. Schon seit Wochen wird fleißig gewerkelt und vorbereitet. Nach den Liedern des Grundschulchors eröffnet der Botschafter mit einer kurzen Ansprache das große Fest. An meiner Station genießen unsere Gäste die Ruhe beim besinnlichen Weihnachtssingen. Andreas ist so lieb mich zwischendurch ein bisschen mit Glühwein zu versorgen. Weil es doch sehr anstrengend war, treffen wir uns zur Erholung mit Freunden im Deutschen Eck (der gemütlichen Kneipe auf unserem Compound). Sie versprechen, für uns die Karteninformationen für das RAMMSTEIN-Konzert im Februar zu besorgen.
 
zum Dezember  

 

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