Gaia-Percussion

Reisen

Russland 2011

Planung ˡ Anfahrt ˡ Moskau ˡ Dornburg/Zerbst ˡ St. Petersburg

Wer beim Essen liest, verschluckt den Verstand.
russisches Sprichwort

Dezember 2010
Auf der Webseite des Auslandsschuldienstes finde ich die Anzeige der Deutschen Botschaftsschule in Moskau. Per E-Mail schicke ich die Bewerbung ab und bekomme umgehend interessierte Antwort. Mit der Schulleiterin vereinbare ich ein Vorstellungsgespräch per Skype.

1. Januar 2011
Die Skype-Verabredung klappt wunderbar. Nach unserem einstündigen Schwätzchen steht fest: Wir gehen nach Moskau! Die Aufregung ist nicht mehr ganz so groß. Ich bin der Meinung, wer Kairo überlebt hat, überlebt alles und beginne sofort, mir eine Online-Möglichkeit zu suchen, um mein Russisch aufzufrischen. Auf der Seite www.busuu.com werde ich fündig und stelle beruhigt fest, dass viele der jahrelang verschütteten Kenntnisse schnell wieder reaktiviert werden können.

März 2011
Bei unserer Freundin vom Gesundheitsamt erkundigen wir uns wegen eventuell empfohlener Impfungen und entscheiden uns für einen Zeckenschutz. Der Zeitplan sieht das Pieksen im Mai und im Juni vor - dann können wir mit einem ersten Schutz beruhigt die Reise starten.

April 2011
Per E-Mail erstehen wir das erste Einrichtungsstück für unsere Wohnung in Moskau - die zwingend notwendige Waschmaschine!!

3. Mai 2011
Nachdem ich alle Anträge und Unterlagen für die Erstellung der Dienstpässe abgeschickt habe, müssen wir nun zum Auswärtigen Amt in Berlin, um dort unsere Fingerabdrücke zu hinterlassen. Das Ganze funktioniert erstaunlich schnell und unproblematisch. In weniger als einer Stunde ist alles erledigt.

Mai 2011
Obwohl wir mit unserem Auto sehr zufrieden sind, halten wir es leider für nicht russlandtauglich und beschließen die Anschaffung eines geeigneteren Modells. Die Entscheidung fällt auf einen Hyundai "Santa Fe". Den bekommen wir bei einem Händler in Chemnitz in einem annehmbaren Zustand zu einem annehmbaren Preis.

Von der Deutschen Botschaft in Moskau erhielten wir die Nachricht, dass wir das Auto mit einem Exportkennzeichen versehen nach Russland einführen sollen. Unser autoverkaufender Freund Jürgen ist entsetzt und erkundigt sich sofort bei russischen Bekannten - alle sind sich einig: Das geht so nicht. Es beginnt also wieder ein aufwändiger E-Mail-Verkehr, um an die richtigen Informationen zu kommen. Die neuen Kollegen in Moskau sind zum Glück sehr hilfsbereit und geduldig.
 

7. Juni 2011
Unser Auto wird mit einer deutschen Nummer zugelassen. Damit sollen wir nach Russland einreisen und es dann vor Ort über die Botschaft zulassen und versichern. Die Mail mit den entsprechenden Informationen zur Bürokratie liest sich äußerst Furcht erregend. Mein Lieblingssatz steht so ziemlich am Schluss des Schreibens:
Es gibt einen alternativen Weg -- einer der russischen Fahrer übernimmt die Anmeldung und der Spaß kostet 150 €.
Das will ich!!!
 
10. Juni 2011
Die E-Mail mit der Bestätigung unserer Wohnung ist da - es ist eine 2-Zimmerwohnung in der 8. Etage mit 61,19 m2
. Dazu gehört eine Abstellkammer im Dachgeschoss. Die Anmietung eines PKW-Stellplatzes ist garantiert. Andreas schaut sich das Ganze auf Google-Maps an und meint spontan: Das ist eine sehr schöne Gegend, wo wir da hin ziehen. Die Wohnanlage liegt im Südwesten Moskaus, ist abgegrenzt und von einer eigenen Security gesichert. Ein Birkenwäldchen und diverse Grünflächen befinden sich auf dem Gelände, zwei weitere große Parks sind in der direkten Umgebung. Es ist nur ein kurzer Fußweg zu Bus- und Metrostationen; außerdem gibt es auch vielfältige Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe.

17. Juni 2011
Gestern wurde uns in einem Anruf vom Auswärtigen Amt in Berlin mitgeteilt, dass für unsere Dienstpassanträge noch einige Unterlagen fehlen. Deshalb fahren wir heute schnell hin, um alles zu erledigen und nutzen die Gelegenheit für einen herrlichen Berlin-Tag: Stadtbummel über den Alexanderplatz - am Fernsehturm, Roten Rathaus und Neptunbrunnen vorbei, chinesischer Snack auf einer sonnigen Parkbank und zum krönenden Abschluss ein Besuch des Pergamonmuseums auf der Museumsinsel - das wollten wir doch schon immer mal!!!

Juni 2011
Wir haben Respekt vor dem russischen Winter!!!! Deshalb kaufen wir uns mit gewachsenem Lammfell gefütterte Elchfellstiefel (natürlich weich und superbequem!) und Thermohosen. Die Wintertasche ist gepackt mit der neuen Ausrüstung, warmer Unterwäsche und Pullovern, aber ständig fallen mir noch Sachen ein, die bei so sommerlichen Temperaturen schnell in Vergessenheit geraten --- Mütze, Schal, Handschuhe!!

8. Juli 2011
Nachdem wir im Juni mit der erschreckenden Nachricht konfrontiert worden sind, dass das Ausfertigen der Dienstpässe bis zu 8 Wochen dauern kann, haben wir heute die befreiende E-Mail bekommen. Die Pässe sind fertig, wir können sie nächste Woche abholen, es steht also der ursprünglich geplante Abreisetermin: 15.7.
 

11. Juli 2011
Im Auswärtigen Amt in Berlin erfahren wir heute, dass leider nur mein Dienstpass fertig ist - der von Andreas ist noch wegen des Visums bei der Russischen Botschaft. Mit der Auskunft, dass wir ihn frühestens Ende Juli bekommen werden, müssen wir uns jetzt zufrieden geben, die Urlaubspläne wieder über den Haufen werfen (spontan fällt uns die Möglichkeit ein, an der polnischen Ostküste entlang und dann durch das Baltikum zu fahren) und uns einen schönen Tag in Berlin machen. Den Reichstag wollten wir uns schon immer mal ansehen!!! Hier erklärt uns eine junge Frau, dass man eine Anmeldung braucht - per Internet 3 bis 4 Tage vor der Besichtigung einzureichen. Wir führen ein nettes Gespräch mit ihr, bis sie uns dann fragt, ob wir denn unsere Ausweise mithätten - natürlich, sogar meinen Dienstpass hab ich bei mir!!!!!!!!!!! Da öffnet sie doch tatsächlich und ganz heimlich, damit es keiner sieht, die Sperre und lässt uns hinein. Die Kuppel ist zwar wegen Reinigungsarbeiten gesperrt; aber wir können auf der Aussichtsplattform den herrlichen Blick über Berlin genießen!
 
19.Juli 2011
Da wir nun noch warten müssen, beschließen wir, ein bisschen Sachsen-Anhalt-Kultur zu schnuppern und fahren nach Quedlinburg, weil ich schon immer mal den Domschatz sehen wollte!!! Wir sind begeistert von der Stadt, von den vielen Fachwerkhäusern und natürlich auch vom Schloss und dem Dom.
Weil wir einmal da sind, fahren wir gleich noch weiter nach Blankenburg und schauen uns das Große Schloss an. Es wird gerade restauriert; wir können deshalb nicht hinein. Trotzdem freuen wir uns an dem schönen Gebäude und dem herrlichen Blick ins Tal. Auf einer Karte entdecken wir die Teufelsmauer - da will ich auch hin!!! Wir fahren also weiter in Richtung Thale - leider finden wir sie nicht - es gibt auch keine Ausschilderung, die uns helfen könnte!
Also orientieren wir uns in Richtung Heimat, sind fast schon wieder zurück in Quedlinburg, als Andreas weit hinten auf der rechten Seite die faszinierenden Steingebilde entdeckt. Wir finden tatsächlich einen Feldweg, den wir mit unserem Allrader problemlos bewältigen, landen in der Ortschaft Weddersleben und bewandern die Teufelsmauer von der nicht öffentlichen Seite her.
 
22. Juli 2011
Da wir wirklich damit rechnen, in der nächsten Woche starten zu können, sind wir heute superfleißig - packen zwei Taschen für die Zeit außerhalb des Winters in Moskau, eine mit unseren praktischsten und komfortabelsten Schuhen, eine für unterwegs -- hauptsächlich Bequemes, auch etwas Schickes (man weiß ja nie!!), all die kleinen Medizinchen für die kleinen Wehwehchen, die man in unserm Alter eben so hat und jede Menge Drogeriekrams, den wir so zu brauchen glauben.
 
23. Juli 2011
Unglaublich - Terroranschlag in Oslo!!! Die Rede ist von 91 Toten!!! Wären wir planmäßig losgefahren, hätte es durchaus sein können, dass wir mittendrin stecken!! Wie sagt doch meine Lieblingsfreundin immer: Nichts ist so schlecht, dass es nicht für irgendwas gut ist!
 
26. Juli 2011
Gestern haben wir die erlösende E-Mail bekommen, dass Andreas' Visum fertig ist. Daraufhin haben wir das Auto fertig gepackt, uns von der Oma und allen Freunden verabschiedet und uns von der Mama zum Abschiedsessen einladen lassen.
Tschüß Deutschland; auch diesmal werden wir wieder gut auf uns aufpassen!

 

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