Gaia-Percussion

Reisen

Russland/Skandinavien/Polen/Baltikum 2013

nach Murmansk ˡ Norwegen ˡ Schweden ˡ Dänemark ˡ Polen ˡ Kaliningrad ˡ Lettland ˡ Estland ˡ Russland

Wenn man von der Sonne spricht, so scheint sie.
norwegisches Sprichwort

Norwegen - empfinde ich als ausgeglichen, ruhig, freundlich, lebensfroh, heiter, humorvoll, rücksichtsvoll, gelassen - der ideale Ort, um Kraft zu schöpfen!

Wir genießen die durchgängige Helle der Mitternachtssonne - an vielen Autos sehen wir noch große zusätzliche Scheinwerfer, können uns also auch vorstellen, wie der Gegensatz im Winter aussieht.

Das Straßensystem ist gut durchdacht und organisiert, viele Tunnel sind neu gebaut und führen schnurstracks oder auch nach oben gewunden durch die Felsen und tief unterm Wasser entlang; es gibt keine Staus, Blitzer werden zuverlässig per Verkehrsschild angekündigt - allerdings kostet der Sprit pro Liter um die 2€. Überhaupt ist alles sehr teuer. Wir leben durchgängig von Supermarktfutter und übernachten im Auto.

Fasziniert bin ich von der Sprache - wo ich überhaupt nichts verstehe, ist die Schriftsprache dem Deutschen doch erstaunlich ähnlich und vieles erkennbar.

Von Schweden und Dänemark sehen wir leider nicht so viel, wie wir eigentlich wollten, weil unser Auto reparaturbedürftig ist und deshalb ohne größere Umwege nach Hause muss.
 

Sonntag, 14.7.2013
Nach unserer Tour durch Russland erfüllt mich in Norwegen ein großes Aufatmen - die Landschaft ist toll! Wir umfahren zunächst den Varangerfjord, um dann gleich  auf die erste Halbinsel abzubiegen.
Es gibt jede Menge schöner Rastplätze mit WC (wobei das W irreführend ist - es sind meist Plumpsklos); wir halten uns aber nicht lange zur Rast auf, denn es ist ungemütlich windig und die Temperatur inzwischen auf 10°C gesunken. Wir fahren aber noch ein bisschen weiter, sehen unsere ersten Rentiere, sind irgendwann weit und breit die einzigen, teilen uns die Straße nur noch mit einigen Schafen (das nächtliche Fahren ist ja kein Problem, weil es nicht dunkel wird) und dann gibt es plötzlich auf der gesamten Strecke keine Rastplätze mehr.
Ein Anhalten an der schmalen Straße kommt nicht in Frage - dann endlich, als wir unseren Zielort Vardø schon von weitem erkennen, finden wir noch einen Platz direkt neben einer zum Glück gerade nicht benutzten Motocrossanlage.
Wir stellen unser Auto gegen den Wind. Wegen der stürmischen Kälte gibt es das Abendpicknick heute drinnen und in der Nacht kommt ein heftiges Unwetter auf, dem unser braves Auto tapfer standhält.
 
Montag, 15.7.2013
Trotz des nächtlichen Unwetters schlafen wir gut und ich wache mit dem Gedanken auf: Wir sind in Norwegen - ach, ist das schön!
Das Wetter hat sich beruhigt, der Himmel aufgeklart, wir fahren also zu unserem ersten Ziel Vardø. Da der Ort auf einer vorgelagerten Insel gebaut ist, müssen wir durch einen tiefen Tunnel unter dem Wasser hindurch fahren.
Dort angekommen, besichtigen wir die nördlichste Festung Europas. Sie ist relativ klein, aber sehr interessant. Die Gebäude sind weiß getüncht und die Dächer zum Teil mit Gras bewachsen. Auf den Wällen stehen Kanonen und Geschütze. Die Ausstellungsstücke (Motorräder, Waffen, Uniformen) stammen hauptsächlich aus der deutschen Besatzungszeit und werden durchaus positiv dargestellt. Als Kasse fungiert ein Briefkasten mit Preisinformationszettel.

Da es keine Rundstrecke gibt, müssen wir leider auf dem gleichen Weg zurück, halten uns dann weiter in Richtung Westen, berühren den Tana- und den Laksefjord nur an der südlichsten Spitze - die Landschaft dazwischen ist zwar eher unspektakulär, aber trotzdem wunderschön - und biegen dann am Porsangerfjord in Richtung Norden ab. Der Weg führt uns durch 3 lange Tunnel, wir sehen unterwegs wieder einige Rentiere und kommen kurz vor Mitternacht am Nordkap an.
Es ist stürmisch und mit 8°C ziemlich kalt. Trotz Dunst und niedriger Wolken schießen wir bibbernd die ersten Fotos. Es sind wahnsinnig viele Touristen unterwegs; der Parkplatz ist brechend voll, wir finden aber noch eine recht gute Stelle, nutzen die Wifi-Verbindung für einen schnellen Kontakt nach Hause und verziehen uns dann schnell in unser Autobettchen.
 
Dienstag, 16.7.2013
Beim Weckerklingeln um 9 Uhr ist es immer noch dunstig und 7°C kalt, deshalb machen wir die Augen schnell noch einmal zu. Eine Stunde später haben sich alle Wolken verzogen; wir haben eine herrliche Sicht; es ist zwar immer noch kalt, aber windstill - da lohnt sich das Aufstehen.
Als wir an den nördlichsten Klippen stehen und aufs Meer schauen, habe ich den Eindruck, dass man wirklich erkennt, dass die Erde rund ist. Und mir wird so richtig bewusst, wo wir sind: on the top of the earth! Der Wahnsinn! Jetzt sind nur sehr wenige Touris unterwegs. Mit zwei Schweizerinnen und einem russischen Pärchen machen wir gegenseitiges Knipsen und sind deshalb auch endlich mal gemeinsam auf unseren Nordkap-Fotos. In dem Restaurantgebäude geht es noch weiter in einige Kelleretagen. Dort gibt es zunächst die Toiletten und Waschräume, dann eine Ausstellung über berühmte Nordkapreisende, eine Kapelle, einen Meditationsraum und einen Kinosaal, in dem ein 3-D-Film zu den einzelnen Jahreszeiten am Nordkap läuft. Was mich dabei am meisten fasziniert, sind die Polarlichter. Da es die aber nur im Winter gibt, werde ich sie wohl nie in Natura zu sehen bekommen.
Als nächstes fahren wir den Ort Alta an. In dem Museum gibt es eine Ausstellung zur Samenkultur und wieder einen Polarlichtfilm zu sehen.
Am interessantesten ist die Außenanlage mit vorchristlichen Steinritzereien.
Auf dem Rundgang genießen wir aber genauso - oder vielleicht sogar noch mehr - die herrliche Landschaft direkt am Fjord.
Auf der Fahrt nach Westen ändert sich die Gegend weiter. Jetzt haben wir hauptsächlich Mischwälder. Mit 9 bis 10°C bleibt es kalt, was den Vorteil hat, das wir immer kühle Getränke im Auto haben.
 
Mittwoch, 17.7.2013
Von unserm Schlafplatz aus haben wir eine tolle Aussicht auf den Fjord. Leider kann ich das nicht wirklich festhalten, weil die Akkukapazität meines Fotoapparates erschöpft ist. Zum Glück haben wir ja die nötige Technik, um ihn unterwegs im Auto zu laden.
Vor uns kämpft sich ein Kleinbus mit Wohnwagen langsam den Berg hinauf. Da es keine Möglichkeit zum Überholen gibt, haben wir genug Zeit ihn anzuschauen. Da steht ein Wanderschaftsplan dran: vom Nordkap nach Gibraltar - 7112 km zu Fuß durch Europa. Auf einem Rastplatz treffen wir den Wanderer und seinen "Butler". In einem netten Schwätzchen erfahren wir, dass er das tatsächlich ernst meint und auf dem Fußweg in Richtung Spanien ist.
Unser nächstes Ziel ist Tromsø. Es ist ein schönes Städtchen - da wir aber noch nicht bereit sind, uns in die Touristenströme einzureihen, fahren wir schnell hindurch und weiter auf einer kleinen Nebenstraße zu einer Fähre, die in unserer Karte eingetragen ist. Nur die ist leider nicht in Betrieb. Wir machen uns schon auf einen weiten Rückweg gefasst, als wir gleich nebenan einen neuen Tunnel finden - deshalb also gibt es die Fähre nicht mehr.
Wir kommen dadurch zügig in Richtung Westen voran und unterwegs an vielen Sami-Souvenirverkäufen vorbei. Natürlich müssen wir an einem anhalten. Hier trinken wir in einem Zelt Kaffee, der in großen schwarzen Blechkannen direkt am Feuer heiß gehalten wird, essen Suppe mit Rentierfleisch und kaufen Wurst. Da wir vorher probieren dürfen, fällt uns die Entscheidung nicht schwer - Rentier und Elch steht ab heute auf der Speisekarte.
Den ganzen Tag über hatten wir strahlend blauen Himmel und Sonnenschein. Zur Nacht zieht sich der Himmel wieder zu und es regnet. So gefällt mir das.
 
Donnerstag, 18.7.2013
Zähneputzen und Katzenwäsche gibt es heute mit eiskaltem Felsquellwasser, das direkt neben unserem Auto den Berg herunter sprudelt. Wir machen einen Abstecher auf die Vesterålen, umrunden die Insel Andøya und genießen die traumhafte Landschaft mit zerklüfteten aber auch spiegelglatten Felsen und den kleinen vorgelagerten Inselchen.
An der nördlichsten Spitze, in Andenes, schauen wir uns den Leuchtturm und die äußeren Reste einer alten Silbermine an (hinein wollen wir lieber nicht). Ich würde so gern eine Wal-Safari machen - nachdem ich aber die ollen Walfänger gesehen habe, mit denen es hinaus auf's Meer geht, wird die dann aber doch abgewählt.
Weiter geht es auf die Lofoten - auch hier sind wir wieder begeistert von den fantastischen Aussichten. Auf einem Rastplatz treffen wir eine Anglertruppe aus dem Jerichower Land, die gerade eben ihren Grill angeworfen haben. Wir setzen uns dazu und teilen unsere Vorräte. Es gibt Thüringer Bratwürste, Steaks und Senf von ihnen; wir steuern frisches Brot, die einheimischen Würste, Bier, Elch- und Rentiersalami bei. Es ist ein schöner Abend - die vier fahren weiter zu ihrem Ferienhaus; wir bleiben zum Übernachten hier.
 
Freitag, 19.7.2013
Wir genießen weiter die tolle Aussicht auf den Lofoten und schauen uns in Borg ein Wikingermuseum mit Ausgrabungen aus dem 9. Jahrhundert an.
Im Nachbau des Langhauses eines Häuptlings werden Handwerke vorgestellt, die von den Besuchern selbst ausprobiert werden können: weben, stricken, spinnen, Mehl mahlen, hobeln, drehen, hacken, ...
Am meisten begeistert mich ein Wikingerschiff - im Programm stehen Fahrten, als ich nachfrage, bekomme ich die Antwort: Wenn wir genug Leute zusammen kriegen? Nun ja, zur Zeit sind wir zu viert, aber nach und nach trudeln immer mehr Touristen ein, so dass fast alle der 50 Plätze besetzt werden können. Nach einer kurzen Erklärung zum Schiff sagt der Steuermann an, was die Ruderer an der Steuer- und Backbordseite zu tun haben, der andere ruft den Schlagrhythmus - und tatsächlich bringen wir das Schiff in Fahrt. Nur beim An- und Ablegen unterstützt uns ein Motor.
Im Bootshaus hängen die Segel und es wird gezeigt, wie die Ruder hergestellt werden. Wir sehen eine Schmiede und einen Holzkohlemeiler, probieren uns am Axtwerfen und Bogenschießen mit einem Langbogen. Andreas bringt seinen Pfeil ins Ziel; ich bin schon froh, ihn überhaupt abgeschossen zu haben. Aber es waren immerhin meine ersten Versuche und ich bin's zufrieden. In einem Museum werden die Ausgrabungsstücke erklärt. Ich bin begeistert von der Technik, mit der Touristen aller Sprachen hier durchgelotst werden. Am Kopfhörer ist ein Scanner, mit dem man überall die entsprechenden Erklärungen aktivieren kann - ebenso einen abschließenden Film über Olaf, den Herrscher von Borg. Ich fand ihn toll - Andreas nicht so; aber darüber, dass das Museum super interessant war, sind wir uns einig.
Wir fahren weiter nach Å, dem westlichsten Ort der Lofoten. Nachdem wir bisher durch viele neue Tunnel gefahren sind, ist der letzte hier noch nicht ganz fertig und wir bekommen ein Gefühl der kleinen kurvigen Küstenstraße, über die ich sicher vor 19 Jahren die gesamte Strecke gefahren bin, als ich schon einmal mit Freunden hier war. Im Ort ist die Straße zu Ende und mündet in einem Parkplatz; wir gehen noch ein Stück weiter bis fast zum Rand der Klippen - hier haben einige Touris (meist Wanderer und Radler) zwischen den Steinen ihre Zelte aufgebaut.
Nach einem letzten Blick auf die typischen auf Pfählen gebauten Holzhäuser checken wir die Fähre zum Festland - die letzte für heute ist weg. Für die erste morgen früh muss man sich anmelden; es ist aber alles zu. Also fahren wir lieber ein Stück zurück in Richtung Svolvaer, um von dort die Fähre zu nehmen. Für diese Nacht bleiben wir noch auf einem Rastplatz, der sogar mit einem richtigen WC + Waschbecken ausgestattet ist. Norwegen ist wirklich super auf Touristen wie uns eingestellt.
 
Samstag, 20.7.2013
Heute gibt es also ein bisschen mehr als Katzenwäsche auf unserem Rastplatz. Bei Dauerregen ist die Fahrt zurück nach Svolvaer sehr ungemütlich. An der Fähre stehen lange Schlangen; wir stellen uns trotzdem an. Leider kommen noch viele angemeldete Fahrzeuge, deshalb passen wir nach 2-stündiger Wartezeit doch nicht mit auf's Schiff. Noch einmal warten wollen wir nicht, fahren also doch per Straße zurück und verlassen die Lofoten durch eine dichte tief hängende Wolkendecke hindurch - es gibt also leider keine schöne Aussicht mehr zum Abschied.
Wir halten uns in Richtung Süden und hoffen bei 12°C auf besseres Wetter. Das klappt aber nicht, es regnet ununterbrochen weiter - da macht das Fahren und Fotografieren keinen Spaß. Und auch die nächste Überraschung gefällt uns nicht: schon wieder eine Fähre! Diesmal kommen wir nicht drumrum - die müssen wir nehmen. Kaum haben wir uns angestellt rollt ein Wohnmobil mit Dessauer Nummernschild heran - die ersten Dessauer, die wir auf unserer Tour treffen! Sie erzählen uns, dass sie oft in Norwegen unterwegs sind und es früher viel mehr mautpflichtige Straßen und Tunnel gab - wenn sie abbezahlt sind, fällt die Maut wieder weg. Das ist doch eine tolle Sache! Diesmal funktioniert die Überfahrt gut - wir müssen nicht lange warten und bekommen auch gleich einen Platz auf der Fähre.
In Steigen finden wir einen schönen Platz zum Übernachten. Andreas kann endlich zum ersten Mal ein Holzkohlefeuerchen machen. Er grillt uns Würstchen und Kartoffeln - ein leckeres Abendmahl.
Sonntag, 21.7.2013
Ein deutscher Reisebus fährt unseren Rastplatz an. Wir führen ein paar nette Schwätzchen und eine Dame gibt uns einen guten Reisetipp für die Rückkehr nach Russland. Sie meint der Übergang an der estnischen Grenze sei sehr interessant. Das werden wir uns sicher ansehen. Wir wollen gerade abfahren, der Motor läuft schon, da kommen die Dessauer auf unserem Rastplatz an - natürlich gibt es auch erst noch ein kurzes Schwätzchen, bevor wir weiter fahren. Es regnet - trotzdem haben wir einen herrlichen Blick in die Natur - auf hohe glatt geschliffene Berge mit Wasserläufen. Zum Glück gibt es viele Gelegenheiten für Fotostopps.
Wir haben immer noch 8 bis 12°C. Weiter südlicher erinnert die Landschaft inzwischen an den Thüringer Wald, hinzu kommen aber schneebedeckte Felshänge und Gebirgsflüsse, die sich an manchen Stellen zu schäumenden Wasserfällen entwickeln. Gegen Abend suchen wir einen Rastplatz - die sind hier aber leider ausschließlich zum kurzfristigen Rasten und nicht zum Campen gedacht. Zum Glück wird es ja nicht dunkel und wir können noch ein Weile weiter suchen. Gegen 23 Uhr entscheiden wir uns dann aber doch, das Schild zu ignorieren - und damit sind wir nicht die einzigen.
 
Montag, 22.7.2013
Es ist herrliches Wetter! Bei strahlend blauem Himmel und 17°C fahren wir nach Trondheim. Es ist eine total schöne Stadt mit angenehmem Flair.
Wir besuchen den Nidarosdom. Er war zunächst eine romanische Kirche, die dann im gotischen Stil erweitert wurde. Das können sogar wir genau erkennen. Der Palast des Erzbischofs ist heute ein Museum mit Ausgrabungsstücken alten Handwerks und in der Rüstkammer werden Waffen und Ausrüstung vom 10. Jahrhundert bis hin zu den Blauhelmeinsätzen ausgestellt. Letztendlich sehen wir noch die Krönungsinsignien des norwegischen Königshauses und alte buntgemalte Kirchenfenster, die durch Illuminationen herrlich anzusehen sind.
Bei einem kleinen Stadtschloss im Zentrum sind die Besichtigungszeiten leider schon vorbei; dafür schaffen wir aber den Einlass in das Musikmuseum, in dem über 1000 Instrumente ausgestellt sind. Ein erster Rundgang wird von der jungen blonden Katharina englischsprachig durch die Sammlung der russischen Victoria geführt, die einen norwegischen Musikliebhaber geheiratet hatte. Hier sehen wir hauptsächlich Tasteninstrumente aus den verschiedenen Epochen - manche sind zu zerbrechlich, um sie zu benutzen. Auf einigen spielt uns Katharina aber etwas vor - immer Stücke, die zu den jeweiligen Epochen passen - von Mozart, Beethoven, Schumann, Grieg, Vivaldi.
Außerdem sind einige Raritäten ausgestellt, die ich noch nie zuvor gesehen hab. Katharina ist kompetent, musikalisch und spricht ein Englisch, das wir beide verstehen. Es gefällt uns sehr gut. Den zweiten Rundgang dürfen wir allein unternehmen - hier sind Schätze aus aller Welt und aller Zeit zu finden. Ein deutscher Audioguide erklärt nicht nur das Wichtigste, sondern hält auch Klangbeispiele parat. Und einige Instrumente dürfen wir sogar ausprobieren - alles in allem wirklich sehr gelungen.
Das letzte Highlight für heute ist die Festung Kristianten. Wir bummeln auf den Mauern entlang und haben dabei einen fantastischen Blick auf die Stadt.
Obwohl wir lange suchen, finden wir als Schlafstelle wieder nur einen Rastplatz, an dem das Campen nicht erwünscht ist -- nun ja, wir campen ja nicht, wir schlafen ja nur. An einer Feuerstelle macht Andreas unser Abendessen - Grillwürste und gebackene Kartoffeln. Ich bibbere Tagebuch schreibend daneben. Auch wenn es nicht dunkel wird, so wird es doch so kühl, dass unser Atem Kondensstreifen macht.
 
Dienstag, 23.7.2013
Wir haben herrliches Wetter, die Sonne lacht. Bei 25°C rollen wir weiter in Richtung Süden und halten an einer der Lappen-Ausstellungen am Straßenrand.
Dann wünsche ich mir einen Abstecher, denn ich möchte mir einen der letzten europäischen Urwälder mit über 300 Jahre alten Bäumen ansehen (wobei das ja mit den 1000-jähigen Baobabs in Ghana nicht mithalten kann). Wir finden den Ortjem Nationalpark, aber keine bemerkenswert alten Bäume. Nach zwei Anläufen geben wir das Unternehmen auf.
Da trotz Durchsicht in einer (Moskauer) Werkstatt vor dem Urlaubsstart die linke Vorderbremse gefährlich schwächelt (wir konzentrieren uns jetzt sehr auf die Motorbremse und nutzen auch die Handbremse öfter als sonst), beschließen wir relativ direkt nach Hause zu fahren und nur noch anzuschauen, was auf dem Weg liegt. Einige Stabkirchen bleiben deshalb heute schon links und rechts liegen. Es ist wieder schwierig, eine Schlafstelle zu finden. Die Gegend hier ist dicht besiedelt, hat einige Campingplätze, die wir wie immer großzügig ignorieren, und verbietet das Campen auf Rastplätzen.
Nun ja - das kennen wir ja schon - da wir nicht campen, sonder nur schlafen, nehmen wir einen der nächsten, der uns ganz gut gefällt und etwas Abstand zur Straße hat. Feuer unser Grillfeuerchen finde ich die Steine im Wald; wir verstecken es hinter dem Auto, obwohl der Qualm uns sicher an aufmerksame Beobachter verraten würde. Heute gibt es Lachsfilet, das Andreas im Sonderangebot eines Supermarkts geschossen hat und - weil ich es so mag - wieder die in Alufolie gebackenen Kartoffeln.
 
Mittwoch, 24.7.2013
Zu Beginn unserer Fahrt begeistert mich wieder die Landschaft - besonders mag ich die Spiegelungen im Wasser, von denen ich gar nicht genug bekommen kann.
Erstes Ziel heute ist die Stabkirche in Borgund. An einigen kleineren sind wir gestern schon vorbei gefahren - und die hier soll besonders schön sein, was allerdings Geschmacksache ist. Sie ist vollständig schwarz geteert, sieht daher sehr düster aus. Vielleicht gibt es ja drinnen etwas Tolles zu entdecken Die 80 Kronen (ca. 10 €) Eintritt bezahlen wir aber nur für mich - das ist auch gut so, mein Schatz wäre mit dem Schimpfen über das hinausgeworfene Geld gar nicht fertig geworden.
Auch das Museum, in dem die Phasen der Restauration erklärt werden, begeistert nicht wirklich. Aber das macht gar nichts - EINE Stabkirche musste sein. Und jetzt weiß ich wenigstens, warum die so heißen.
Weiter geht es zu einem kurzen Abstecher zurück noch Norden - zum Nigardsbreen, einer kleinen Zunge des Jostedalsgletschers, die wir uns anschauen wollen. Zum Glück sind wir faul genug, die erste Parkmöglichkeit noch nicht zu nehmen, bezahlen lieber die wirklich akzeptable Gebühr von 40 Kronen (ca. 5 €) für die Zufahrtsstraße und kommen zum eigentlichen Parkplatz.
Schon der Blick von weitem ist genial und wir sehen ganz hinten tatsächlich Menschen laufen. Das wollen wir auch! Über Stock und Stein, durch kleine Wasserläufe und an den unwegsamsten Stellen sogar über einige Holzstiegen geht es einen Erlebniswanderweg entlang. Je näher wir dem Gletscher kommen, desto kühler weht das Lüftchen. Es ist besser als jede Meditation, pustet meinen Kopf vollkommen frei von all den andauernden Gedanken. Nach knapp einer Stunde sind wir dann am Gletscher - Erlebnis pur! Aus großen Eishöhlen strömen Wildwassermassen herab und obwohl er insgesamt von einer grauen Staubschicht überzogen ist, finden wir eine Stelle, an der wir in kristallblaue Gletscherhöhlen hineinschauen können - jahrhundertealtes meterdickes glasklares hellblaues Eis - es ist ein Traum! Nachdem wir hierher über die kahlen Felsen geklettert sind, ist der Rückweg kein Problem mehr und geht viel schneller als der Anmarsch.
Wir grübeln mit Hilfe des Kartenmaterials über die weitere Strecke. Die eigentliche E-Straße führt durch den längsten Tunnel der Welt. Die 24,5 km sollen mehrfach unterbrochen sein durch große Hallen blauen Lichts - versprochen wird Mystik der 21. Jahrhunderts. Eine kürzere Strecke würde uns allerdings daran vorbei bringen und für diese entscheiden wir uns dann auch. Der GPS-Höhenmesser zeigt über 1000 m an und wir sind wieder einmal auf Schlafplatzsuche. Alle halbwegs annehmbaren Stellen sind schon mehrfach belegt und wo noch Platz ist, gibt es auch mehrere Gründe, nicht dort zu bleiben. So landen wir auf einem weniger schönen Rastplatz, was den Vorteil hat, dass wir allein sind. Eine Kuhle im Asphalt wird heute unsere Grillstelle und es gibt leckere Hähnchen spieße a 'la Andreas - kann das Leben schön sein!
Donnerstag, 25.7.2013
Auch wenn wir eigentlich schon auf dem Heimweg sind, schauen wir uns heute noch den V
øringsfossen an - einen Wasserfall, in dem das bis dahin seicht dahin plätschernde Bächlein 182 m in die Tiefe stürzt. Wir wandern zu verschiedenen Aussichtspunkten, um den fantastischen Blick zu genießen.
In Rødberg, einem kleinen Holzdorf mit Stabkirche, fahren wir nur an den Sehenswürdigkeiten vorbei - ich erinnere mich, beim vorigen Norwegenurlaub 1994 schon einmal hier gewesen zu sein.
Beim nächsten Tank- und Kaffeestopp an einer Statoil-Tankstelle stellen wir erfreut überrascht fest, dass wir eine Internetverbindung haben. Es gibt also wieder mal Kontakt mit der Mama und der Lieblingsfreundin zu Hause, nebenbei noch einen englischen Smalltalk mit einem einheimischen jungen Mann. Kurz bevor er sich bei der Verabschiedung auf sein Fahrrad schwingt, outet er sich dann, dass er auch deutsch gekonnt hätte. Aber so war's auch nett. Der Heimweg führt uns durch Oslos Randgebiete; zum Schlafen ist die einzige Gelegenheit an einer Tankstelle. Auf dem Schild kann ich nur etwas von 24 Stunden entziffern und daraus schlussfolgern wir einfach mal, dass wir hier bleiben dürfen. Neben uns steht ein LKW mit laufendem Motor. Hoffentlich bleibt der nicht die ganze Nacht.
 
Freitag, 26.7.2013
Mit zugestöpselten Ohren konnte ich trotz des regelmäßigen Tankstellenlärms ganz gut schlafen. Vorteilhaft ist jetzt ein Morgenkaffee und Toilette mit Waschbecken für die Morgenwäsche - was für ein Luxus!
Als letzten Stopp in Norwegen fahren wir Frederikstad an. Hier bummeln wir durch die kleine Festungsstadt Gamlebyen. An diesem Wochenende findet ein Festival statt, deshalb werden schon viele Bühnen und Stände aufgebaut. Wir beschließen aber, darauf zu verzichten und lieber weiter zu fahren.
Weil wir die letzten Norwegischen Kronen noch ausgeben wollen, fahren wir Halden, die letzte Ortschaft vor der schwedischen Grenze an. Ganz zufällig finden wir hier die Ausschilderung zu der Festung Frederiksten und weil wir einmal hier sind, schauen wir sie uns natürlich auch an.
Dann finden wir nach einiger Suche auch noch einen Supermarkt; die Pause nutzen wir zwar den Parkplatz vom Gelben M, essen aber doch lieber unser eigenes Brot mit Käse und Elch-Schinken.
Bar Norwegischen Geldes fahren wir zur Grenze - was eigentlich schade ist, denn die Brücke genau davor kostet noch 20 Kronen (knapp 3 €) Maut und ausgerechnet die wird jetzt nicht, wie alle anderen Mautstellen, videoerfasst. Wir zahlen den Betrag also mit der Visakarte.
 
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