Gaia-Percussion

Reisen

Russland 2014

Moskau ˡ Tula ˡ St. Petersburg

Solange man den Bären nicht erlegt hat, sollte man sein Fell nicht verkaufen.
russisches Sprichwort

1.2.2014
Es ist noch dunkel, als wir mit Freunden in Moskau losfahren; nach 1 1/2 Stunden kommen wir in Polenovo, einem kleinen Dorf - von einem berühmten russischen Künstler begründet und nach ihm benannt, an. Bei -27°C spazieren wir durch den Park bis zur gefrorenen Oka, erfreuen uns hier an interessanter Eis-Landart.
In den Museumsangeboten entscheiden wir uns für das "Große Haus" und schauen uns hier die Einrichtung aus der vorrevolutionären Zeit an. Zum Aufwärmen gibt es dann Ingwertee mit Honig, Borschtsch und Bohnensuppe.
Danach geht es weiter zu unserem eigentlichen Ziel - nach Tula.
Unsere Gostiniza "Talisman" ist von außen sehr unscheinbar, die Zimmer sind aber geräumig, adrett eingerichtet, ordentlich und sauber. Wir wollen den Tag nutzen, verschwenden also keine Zeit und fahren zum Kreml der Stadt.
Die Mauer ist vollständig erneuert, auch die Gebäude sind zum Teil schon saniert, manche gerade im Bau. Die Männer schauen sich das Waffenmuseum an, wir Frauen wollen lieber das für Volkskunde. Die Tickets dafür müssten wir aber am Eingangstor kaufen. Und weil wir keine Lust haben, erst dorthin und dann wieder zurück zu laufen, verzichten wir und sehen uns lieber das Samowarmuseum an.
Es ist schon faszinierend, aus welchen Materialien die hergestellt wurden: verschiedene Metalle, Glas, Porzellan, Ton, Birkenrinde und sogar Korbgeflecht. Einer hat die Form der Baba-Yaga-Hütte, einige muten sogar recht futuristisch an; insgesamt sind wir aber doch froh, dass es nur zwei Ausstellungsräume gibt - der dritte wird gerade repariert.
Unsere Hoffnung, hier eine Teestube zum Aufwärmen zu finden, wird leider enttäuscht; die einzige Möglichkeit für eine Stärkung finden wir auf der Fastfoodetage des benachbarten Einkaufszentrums.
Letztes Ziel für heute ist das berühmte Lebkuchenmuseum - das ist aber schon geschlossen. Deshalb kaufen wir im dazugehörigen Geschäft einige verschiedene Sorten zum Probieren und beschließen daraufhin, morgen nicht wieder her zu kommen. In unserem Hotel kriegen wir ein gutes Abendessen; die Doppelkopfkarten für die Abendgestaltung haben wir leider vergessen, gehen also nach Bierchen und Weißwein schnell ins Bett.
 
2.2.2014
So können wir morgens relativ zeitig aufstehen; zum Frühstück gibt es die mirkrowellenaufgewärmten Reste von gestern, außerdem auch Blinis oder Quarkkeulchen. Als wir das Auto starten wollen, passiert -- erstmal nichts. Die Standheizung läuft, damit hat sich's aber auch. Wir müssen warten, bis fertig vorgeheizt ist, ein Starterkabel finden wir in der Zeit leider nicht - nur die Wegbeschreibung zu einer Werkstatt. Wir haben Glück: nachdem sich die Batterie etwas erholt hat, funktioniert auch das Starten wieder. Auf die Standheizung werden wir also ab jetzt verzichten.
Wir fahren zum "Waffentempel", einem Museum, das 2012 anlässlich des 300-jährigen Bestehens des berühmten Tulaer Waffen-Werks gegründet wurde. Unser Fazit: es ist erschreckend, wie unkritisch der Umgang mit Waffen dargestellt wird; Schlachten und Kriege werden durchgängig positiv besetzt, als wären dies ausschließlich Spaß- und Spielveranstaltungen zu Vergnügen und Freude. Die Helden werden natürlich verehrt, Kriegsfolgen bleiben völlig außen vor.
Gleich nebenan schauen wir uns die sehr schön sanierte Kirche der Rechtgläubigen an.
Dann fahren wir zum Museumskomplex Jasnaja Poljana, dem ehemaligen Landsitz der Adelsfamilie Tolstoi. Nach der Waffenvielfalt freuen wir uns auf das Haus des Pazifisten, werden dort aber als erstes empfangen von einem Schrank mit Jagdgewehren. Unser spontaner Gedanke: Den werden die Tuljaken wohl als letzte Rache dort aufgestellt haben. Auch ansonsten hat das Haus nicht viel zu bieten. Es wirkt wie eine Ansammlung von Möbeln, insbesondere Betten, die eben gerade in die Zeit passen. 
Von den Gedanken und Ideen des berühmten Schriftstellers ist kaum etwas zu spüren. In den Regalen stehen viele interessante Bücher - auch englische und deutsche, in die wir natürlich nicht hinein schauen dürfen. Wegen der Kälte, die uns immer weiter in die Knochen kriecht, halten wir den Spaziergang durch den Park sehr kurz. Selbst die jungen Apfelbäume sind eingewickelt vor der Extremkälte geschützt.
Am Souvenirstand müssen wir unbedingt warme Strümpfe kaufen. Außerdem gibt es Dosen aus Birkenrinde und für mich das erste russische Musikinstrument für meine Sammlung: eine kleine Flöte. Nach Aufwärmung und Stärkung im Restaurant auf dem Gelände fahren wir dann zielgerichtet nach Moskau zurück, werden von den befürchteten Staus verschont und kommen nach 1 1/2 Stunden trotz einiger verrückter Autofahrer wohlbehalten in unserem "deutschen Dorf" an.

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