Gaia-Percussion

Reisen

Russland 2014

Moskau ˡ Tula ˡ St. Petersburg

Что ни делается, всё к лучшему. Было хорошо, будет ещё лучше.
russisches Sprichwort

12.6.2014
Wir kommen erstaunlich gut über die 25 km der Moskauer Stadtautobahn, bleiben dann aber schnell im Verkehrschaos stecken und haben nach drei Stunden gerade einmal 85 km geschafft. Inzwischen ist Andreas schon so genervt, dass er sich dem russischen Fahrverhalten anpasst - auf der Standspur, durch die Tankstelle und sogar rechts an der Ampel vorbei über eine Kreuzung fährt (wobei wir hier noch rechts von Fahrzeugen überholt werden, die auf der Kreuzung dann aber links abbiegen). Nach vier Stunden haben wir 130 km geschafft und brauchen eine Pause. Das große gelbe M ist dermaßen überfüllt, dass wir dort nicht einmal zum Kaffeetrinken und Toilettenbesuch einkehren. 50 Meter weiter ist ein russisches Restaurant "Parallel" der Kompanie "Knaker". Hier sind nur wenige Besucher, es gibt gutes russisches Essen und auch die Toiletten sind akzeptabel und sauber. Für die nächsten 10 km brauchen wir wiederum eine geschlagene Stunde. Andreas fährt inzwischen rechts vom Standstreifen, um überhaupt ein bisschen vorwärts zu kommen. In der 6. Stunde schaffen wir noch 5 km, aber hinter Tver rollt der Verkehr und nach 7 Stunden haben wir tatsächlich die 200 km geknackt. Eine Stunde und 100 km später stecken wir wieder fest. Nachdem 30 Minuten lang gar nichts passiert, außer dass zwei Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene vorbei fahren, drehen wir um. Das GPS hat eine Umfahrungsmöglichkeit im Angebot - die es leider nicht gibt. Wir nehmen also die nächste Abfahrt und kommen über eine relativ gute Schotterpiste überraschend zur neuen - aber noch nicht frei gegebenen - Sankt Petersburger Autobahn, von der Andreas schon gelesen hat. Wir haben keine andere Chance, als sie zu nutzen - gurken zum Teil an den Arbeitern vorbei quer durch die Baustellen, was zum Glück niemanden stört. Zum Teil fahren wir auch mutterseelenallein auf der fast fertigen Piste, bis es nicht mehr weiter geht und wir wieder zu den anderen zurück auf die alte Straße müssen. Den Stau haben wir aber damit gut hinter uns gelassen. Eine dringend nötige Tankstation nutzen wir gegen 21 Uhr für's Abendessen. Weil es immer noch taghell ist, fahren wir dann weiter, stecken 50 km später im nächsten Stau und brauchen eine knappe Stunde für weitere 5 km. Dann rollt es wieder; wir sind inzwischen seit 12 Stunden unterwegs und haben etwa 450 von 700 km geschafft.
Es wird zwar auch gegen Mitternacht nicht stockdunkel, aber es beginnt zu regnen. Deshalb heben wir uns die verbleibenden 150 km bis St. Petersburg für morgen auf und suchen uns einen Schlafplatz. Weil wir im Auto schlafen wollen, entscheiden wir uns für einen bewachten Stellplatz und können kaum glauben, dass wir trotz des Regens mitten in einer Mückenplage landen.
 
13.6.2014
Obwohl die Fenster unseres Autos mit Fliegengittern geschützt sind, haben jede Menge kleiner Blutsauger den Weg in unser Auto gefunden. Es regnet immer noch und wir werden auch immer noch umschwärmt. Deshalb ergreifen wir schnell - ungewaschen, ungeputzt, ungekämmt und ungefrühstückt - die Flucht. Das wird alles später nachgeholt!
In Abständen genießen wir die Freude einer gut ausgebauten Schnellstraße. Meist zuckeln wir jedoch inmitten von LKWs von einer kleinen Ortschaft zur nächsten, von einer Baustelle zur nächsten.
Nach insgesamt fast 17 Stunden sind wir endlich am Ziel, unserem Hotel "Neuer Peterhof" genau gegenüber des alten. Unser Auto bekommt einen Platz in der Tiefgarage, wir setzen uns zu einem Gastro-Lunch in den Hotel-Pub Duck&Drake und machen uns dann gut gestärkt auf den Weg.
Zuerst schauen wir uns die benachbarte Kathedrale an, in der gerade geheiratet wird. Sie hat erstaunliche Ähnlichkeiten mit der Moskauer Basiliuskathedrale.
Dann wandern wir weiter zum Peterhof. Da wir uns von hinten heranschleichen, sehen wir von allen Springbrunnenfiguren des rückwärtigen Gartens zunächst auch erst einmal die rückwärtige Seite.
Dann müssen wir natürlich Eintritt bezahlen und können endlich die viel gerühmte Vorderfront mit ihren Terrassen und Kaskaden bewundern. Wir spazieren zuerst durch die Parkanlage in Richtung Ostsee und werfen immer wieder einen faszinierten Blick zurück.
Beim Fotografieren der von weitem sichtbaren goldenen Türme des benachbarten Kronstadt hinter auf der Ostsee treibenden Fischerbooten ereilt mich ein altbekanntes Schicksal: Die Akkukapazität meines Fotoapparates ist erschöpft, obwohl ich ihn extra noch aufgeladen hatte. Aber wie immer rettet mich mein liebender Ehemann vor größeren Frustattacken, in dem er mir sein Handy zur Verfügung stellt (meins ist natürlich im Hotel).
Der Rückweg zum Palast ist ein Fest für die Sinne. Wir fühlen uns so wohl, dass uns nicht einmal die Menschenmenge stören kann. Da der Zugang zum Palast gesperrt zu sein scheint, fragen wir vorsichtig bei einem Herrn vom Wachpersonal nach. Der meint ganz freundlich, wir sollten es ruhig versuchen und tatsächlich werden wir sofort eingelassen. Die Kasse ist leer, die Garderoben auch; die Angestellten sind richtig gut drauf, machen unsere Späße mit, erwidern jedes Lächeln und kramen sogar ein paar deutsche Vokabeln vor. Im Inneren des Palastes darf natürlich nicht fotografiert werden. Das akzeptieren wir heute auch mal, schieben uns vollkommen stressfrei an den Reisegruppen vorbei, wobei wir auch von den Aufpasserinnen unterstützt werden, finden alles total schön und sind wieder einmal rundum zufrieden. Gleich nebenan besuchen wir noch ein Museum mit Kleidungsstücken, Schmuck, silbernem Kunsthandwerk, kleinen Scheren, Nadeln, Schreibutensilien und anderen Alltagsgegenständen aus Edelmetallen geschmückt mit wertvollsten Steinen.
Danach spazieren wir auf und ab durch den Park, treffen dabei Bekannte aus Moskau, bewundern die Fontänen und kehren auf ein Bierchen ein. Obwohl es nicht dunkel wird, ist um 17 Uhr leider Schließzeit, deshalb schaffen wir es nicht mehr, noch ein weiteres Museum anzuschauen; aber das Wichtigste haben wir gesehen.
Nach einem leckeren Abendessen im Café Wena suchen wir uns, um die Weißen Nächte noch richtig auszunutzen, eine Bank am See. Um 22.30 Uhr ist von Dämmerung noch nichts zu spüren.
Es sind viele Einheimische unterwegs, die erstaunlich ruhelos wirken. Liebespärchen machen es sich mit Decken am Ufer bequem, um 5 Minuten später schon wieder aufzubrechen; Angler kommen mit dem Fahrrad und wechseln ihre Position nach 4 oder 5 vergeblichen Rutenwürfen; einige Jugendliche füttern die Enten machen sich dann aber auch schnell wieder auf den Weg. Wir bleiben etwas länger, verschwinden erst, als die nächste Mückenattacke beginnt. Aber heute schlafen wir mit Klimaanlage und sind vor ungebetenen nächtlichen Besuchern geschützt.
 
14.6.2014
Die ersten 650 km der Rückfahrt schaffen wir in 9 Stunden. Dass die Einfahrt nach Moskau schwierig wird, war zu erwarten. Nachdem wir in einer Stunde 20 km geschafft haben, beschließen wir einen Umweg von etwa 50 km in Kauf zu nehmen und hoffen dort auf fließenderen Verkehr. Das klappt zunächst; dann erwischt uns auch hier der obligatorische Moskau-Stau. Wir finden eine weitere Umfahrung, kommen hier - für Moskauer Verhältnisse - ganz gut voran und sind nach 12 1/2 Stunden wieder in unserem "Nochzuhause".
 

 

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