Gaia-Percussion  

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Der kleine Holzklotz bringt den großen Wagen zum Stürzen.
rumänisches
Sprichwort

13.7.2019

Am Grenzübergang gibt es eine Ausweiskontrolle. Bei anderen dauert es recht lange, wir sind ruckzuck auf der rumänischen Seite. Das erste, was mir hier auffällt, sind die regelmäßigen Nationalflaggen am Straßenrand.

Das zieht sich dann so durch den gesamten Urlaub - an vielen Masten, Ortsschildern und Häusern, als Wimpelketten über Straßenzügen, auf den Burgen, Kirchen und Schlössern sogar an den Supermarktkassen hängen die Nationalfarben blau, gelb und rot.

Leider regnet es immer noch. So fahren wir erst einmal zielgerichtet den ersten Campingplatz in der Nähe von Oradea an, der aber nicht mehr existiert. In der Stadt direkt finden wir mit dem Camp Robinson einen guten und sicheren Platz auf einem privaten Hinterhof. Der junge Adam spricht gut Englisch und begrüßt und mit einem Willkommensdrink. Wir ziehen dem Selbstgebrannten aber ein rumänisches Bier vor. Es ist noch genug Zeit für einen kleinen Bummel. Es gefällt uns hier überhaupt nicht. Das barocke Schloss wird gerade restauriert und sicher irgendwann mal schön. Jetzt imponiert nur die große Kirche daneben. Am Bahnhof sind viele Betrunkene unterwegs, so dass wir uns doch schnell wieder auf den Rückweg machen.
 

14.7.2019

Wir wundern uns, dass zum Sonntag hier schon um 9.00 Uhr die Kirchenglocken läuten, bis uns einfällt, dass wir mal wieder die Zeitumstellung vergessen haben, beschließen aber - gefühlt - in unserer Zeit zu bleiben.

Die Festung in Oradea ist von außen eher unscheinbar. Wir wundern uns über die enorme Fläche, die sie einnimmt. Innen ist sie modern restauriert und wird für Kunstprojekte und Veranstaltungen genutzt.

Von der Burg in Hunedoara (Eisenmarkt) sind wir begeistert. Schon von außen ist sie ein echter Hingucker und als Besucher dürfen wir ohne Führung überall herumschnuppern. Das mögen wir besonders gern. Nur die Folterkammer lassen wir dabei aus.

Von zwei Seiten ziehen sich schwarze Gewitterwolken zusammen, wir beeilen uns also zum Auto zu kommen und fahren zu einem Campingplatz, der in einem Dorf inmitten von Bauernhöfen liegt. Obwohl wir die meisten ländlichen Geräusche nicht gewöhnt sind, schlafen wir mit Entengeschnatter, Froschgequak, Grillengezirp, Taubengegurr, Hühnergegacker, Hahnengekräh und Hundegebell sehr gut.
 

15.7.2019

Bevor wir losfahren, ernte ich schnell noch ein paar Mirabellen vom vollbehangenen Strauch neben unseren Auto. Die lassen wir uns unterwegs schmecken.

In Alba Iulia sehen wir uns eine riesengroße Zitadelle an. Der Eintritt ist frei und das Gelände wird von den Einheimischen wie ein Park genutzt. Im Mittelpunkt stehen Gebäude des 13. Jahrhunderts. Darum sind mehrere Reihen dicker Fort-Mauern gebaut und am Rand gibt es auch noch eine orthodoxe Kirche mit der Verehrung des letzten Königspaares, dessen Krönung hier stattfand. Besonders hübsch finde ich die Bronzefiguren, die das Leben innerhalb der Mauern nachstellen. Bei unserer Umrundung gelangen wir auch noch zu einer kleinen Holzkirche, die uns besonders gut gefällt. Nachdem wir unglaubliche 5km in der Anlage unterwegs waren (laut Mi-Band, worauf wir uns verlassen können), suchen wir uns ein Restaurant mit Terrasse für's Mittagessen. Erst gibt es einen leckeren Honig-Kaffee. Das Futter ist naja-ok. Zumindest gehen wir gestärkt die Fahrt nach Cisnãdioara bei Sibiu (Hermannstadt) an. Kaum haben wir das Auto erreicht, beginnt es wieder in Strömen zu regnen - Glück gehabt!

Wir hatten gehofft, drumrum zu kommen. Mit uns kommt aber der Regen auch in Sibiu an - man kann eben nicht immer Glück haben. Da wir die Stadt unbedingt sehen wollen, lassen wir uns also durchweichen. Auch die Regenjacken nutzen leider nur wenig. Zum Aufwärmen gibt es etwas, das wir sonst nicht verzehren würden: zwei große heiße Kaffee von Starbucks.

Das deutsch betriebene "Ananas"-Camp einige Kilometer entfernt bietet uns einen herrlichen Blick auf die Berge.
 

16.7.2019

Wir suchen ein Lehm-Schloss, das nirgends (zumindest nicht für uns verständlich) ausgeschildert ist. Meine Vorbereitung ist aber so gut, dass wir es dennoch finden und uns auch sehr darüber freuen, denn es ist einen Besuch auf jeden Fall wert. Nur den Panoramablick auf die 2000er der Karpaten können wir leider nicht genießen, weil alles wolkenverhangen ist.

In Fagaras leuchtet uns die goldene Kuppel einer orthodoxen Kathedrale schon von weitem an. Innen ist sie zumindest im Vergleich mit den russischen Orthodoxen eher schlicht.

Gleich nebenan ist unser Hauptziel, das große Fort. Auch das dürfen wir wieder auf eigene Faust erkunden. In 3 Etagen besichtigen wir interessante Einrichtungen. Es riecht alles sehr neu - vermutlich sind die wenigsten Stücke wirklich authentisch. Trotzdem gefällt uns die Anlage sehr.

Wir schaffen nun noch einen Besuch der Bauernburg Rosenau in Rasnov. Wie sie so über der Stadt thront, ist sie schon von weitem zu sehen. Den zwanzigminütigen Aufstieg wollen wir uns aber nicht antun. Deshalb nutzen wir einen treckergezogenen Wagen, der uns gut und zügig nach oben bringt. Die Burg ist nur noch eine Ruine, die im derzeitigen Zustand erhalten wird. Der 360°-Blick auf die Karpaten, Wälder und umliegenden Ortschaften ist unbezahlbar.

Für die Übernachtung fahren wir heute zum Vampir-Campingplatz in Bran. Gleich nebenan ist das Draculaschloss, das wir uns morgen ansehen wollen.
 

17.7.2019

In Bran ist, so wie wir es vermutet hatten, ein ungeheurer Andrang. Dennoch ist alles super organisiert. Es gibt genügend Parkplätze. In der kleinen Burg, die von der letzten Königin Regina Maria gemütlich eingerichtet worden ist, werden die Besuchermassen im "Einbahnstraßensystem" stressfrei durch die engen Gänge geschleust. Wir sind natürlich nicht die einzigen, die immer mal zum Fotografieren stehen bleiben. Es wird immer geduldig gewartet. Alle sind gut drauf und so ist es auch für alle ein sehr schönes Erlebnis.

Wir bummeln noch ein bisschen durch die Touri-Meile, kaufen uns leckeren Käse und fahren dann weiter in Richtung Peles. Unterwegs überholen wir einige Pferdefuhrwerke - genauso haben wir uns Rumänien vorgestellt. Da wir dann auch noch in einen ewig langen Stau geraten, kommen wir 10 Minuten zu spät, um uns das große Schloss anzusehen. Die Zeit reicht gerade noch für das kleine benachbarte Schlösschen Pelisor, das auch wieder sehr liebevoll von Königin Regina Maria für ihre Familie eingerichtet worden ist.

Unser östlichstes Ziel und somit Wendepunkt der Tour ist die Micro-Brauerei Zaganu - die einzige, die ich bei der Reisevorbereitung in Rumänien gefunden habe. Hier sind wir auf der anderen Seite der Berge, es wird sofort merklich wärmer und es ist hier auffällig weniger touristisch erschlossen.

Mit viel Mühe finden wir die kleine Zaganu-Brauerei; es wird gearbeitet, aber es ist alles verschlossen und scheinbar kein Besuch erwartet oder erwünscht. Wir erwischen einen Mitarbeiter, der uns erklärt, dass wir das Bier im Mega-Magazin im Ort erstehen können. Obwohl mit Craftbeer geworben wurde, gibt es nur Blondes und Dunkles. Die beiden Sorten kaufen wir also und fahren damit zum nächsten und weit und breit einzigen Campingplatz. Der wird von einem herzlichen älteren Ehepaar geführt, mit dem wir uns in perfektem Mimisch und Gestisch verständigen. Ganz sicher knöpft er uns mehr ab als den Einheimischen (er muss über den Preis einen Augenblick nachdenken), trotzdem ist es immer noch etwa um die Hälfte günstiger, als auf den bisherigen Campingplätzen.

Wäre im Urlaub nicht der Weg unser Ziel, hätten wir heute 100 km umsonst zurück gelegt - das Bier schmeckt gar nicht. Da die Landschaft traumhaft ist und die Ortschaften so richtig landestypisch, macht uns das aber überhaupt nichts aus.
 

18.7.2019

Wir sind hier tatsächlich im richtig urigen Rumänien gelandet. Pferde laufen frei auf der Straße herum, Kühe werden am Straßenrand entlang getrieben, Kinder spielen auf der Straße und wir werden angestarrt wie Außerirdische.

In Brasov sind wir dann zurück im Stadtleben. Auf der sechsspurigen Piste bin ich mal wieder froh, dass ich hier nicht fahren muss

In Harman besuchen wir die Zitadelle Honigberg. Der junge Mann am Einlass gibt uns neben einer deutschsprachigen Beschreibung noch Hinweise auf die gefährlichen Stufen und die lauten Glocken, die alle 15 Minuten läuten, ebenfallls in perfektem Deutsch mit auf den Weg und lässt uns dann allein auf Erkundungstour gehen. Es ist 13.10 Uhr - wir haben also noch 5 Minuten bis zum ersten Glockenschlag und klettern die schmalen Stiegen hinauf. Den Abstieg schaffen wir nicht ganz rechtzeitig, können den einen Viertel-Schlag aber ganz gut verkraften. Den Besuch der Kirche untermalt sanfte angenehme Orgelmusik. Die kleinen Ausstellungen zeigen familiäre Wohn- und Schlafräume, eine Schule, den Probenraum des Militärmusikkorps und die Werkstätten. Wir gehen den Wehrgang entlang zum Kapellenturm, in dem Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert erhalten sind und umrunden die Anlage noch von außen, weil wir sie so toll finden.

Von weitem sehen wir eine Burg über einer Ortschaft thronen. Wenig später wird in Feldioara die Marienburg ausgeschildert. Kurz entschlossen biegen wir ab und kommen zu einer vollkommen neu wiederhergestellten Anlage. Die Ausstellung besteht hauptsächlich aus Fotos der archäologischen Untersuchungen. Wir brauchen also nicht lange für die Besichtigung.

In Rupea besuchen wir die Repser Burg, die auch schon von weither zu sehen ist. Die Anlage wurde vom 14. bis zum 19. Jahrhundert gebaut und erweitert. Die Teile sind mehrsprachig beschriftet, so dass man sich gut vorstellen kann, wie es früher ausgesehen hat. Die begehbaren Türme und Kammern sind allerdings leer.

Für die Übernachtung haben wir uns einen Campingplatz ausgesucht, der nirgends ausgeschildert ist auf einem Weg, der scheinbar ins Nichts führt. Wir lassen uns dennoch nicht beirren und landen auf einem Bauernhof, der von einer deutschsprachigen Familie bewirtschaftet wird. Uns gefällt es sehr, auch wenn noch nicht alles fertig ist. Wir bleiben also. Während Andreas hier endlich ungestört mit seiner Drohne spielen kann, kommt der Junge des Hauses und bittet ihn, seine zu reparieren. Das klappt sehr schnell, so dass der Kleine freudestrahlend und dankbar sein Spielzeug auch wieder fliegen lassen kann.
 

19.7.2019

In Biertan besuchen wir die Kirchburg, die ihrem Namen alle Ehre macht. Die größte Besonderheit ist die Tür zur Sakristei, die mit 13 Schlössern gesichert werden kann. Eine gut vorbereitete deutsche Familie erzählt, dass es dafür sogar irgendwann einen Preis gab.

Im Hotel am Fuße der Burg kommen wir endlich zu unserem rumänischen Essen, Andreas nimmt ein Kalbsgulasch mit Polenta und ich eine Hühnchenbrust mit Pilzsoße - beides ist nicht wirklich lecker; aber einmal musste es sein. Dafür schmeckt der Kaffee richtig gut.

In Medias biegen wir noch ab, um uns die historische Altstadt anzusehen. Die Stadt wurde um eine weitere Kirchburg herum erbaut und auf einer Erklärungstafel steht, dass diese von den Siebenbürgen errichtet worden sind, um sich gegen die Wandervölker zu schützen. Mir persönlich gefällt am meisten, dass der Marktplatz mit Springbrunnen, Bepflanzung und vielen Bänken ein schönes gemütliches Fleckchen für die Bevölkerung ist und von dieser auch genutzt wird.

Mit Rumänien sind wir nun fertig. Wir sagen Dankeschön; es hat uns sehr gut gefallen. Die letzten Lei werden vertankt, dann geht es zurück nach Ungarn. Bei der Einreise werden außer den Ausweisen bei allen Autos die Kofferräume und Ladeflächen kontrolliert.


 

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