Gaia-Percussion

Reisen

Usbekistan 2014

Taschkent ˡ Khiva ˡ Buchara ˡ Samarkand

 

1.5.2014
Die usbekischen Straßen sind großzügig durchlöchert. Unser Fahrer versucht dem durch Vollbremsungen oder Ausweichmanöver zu entgehen, was bei durchgängigen 120 bis 130 km/h, die er tapfer durchhält - egal, ob die Geschwindigkeitsbegrenzung bei 70, 40 oder 20 liegt, für uns als Mitfahrer sehr anstrengend ist. Die Hupe ist dabei eindeutig das wichtigste Hilfsmittel. Zwischendurch gibt es ein erholsames Stück deutscher Autobahn von etwa 120 km.
Um die Mittagszeit rollen wir in Buchara ein, stellen unser Gepäck ab und machen uns sofort auf den Weg. Auch hier sind die Gebäude wieder super-interessant.
Wir besuchen zwei alte Koranschulen mit traumhaften Portalen. Eine, die aktuell noch genutzt wird, können wir nur von außen ansehen (schade, das ist die schönste). Besonders faszinierend sind die riesigen blau gekachelten Portale und Kuppeln.
Vom Reiseführer wird der Besuch der Festung empfohlen. Thilo hört sich eine russischsprachige Führung an; uns ist das zu anstrengend. Wir lassen uns dann erzählen von der Regierung der Khans und Emire, von den Karawanenstationen für Pferde, Kamele und Elefanten und von den Wohnvierteln der Chinesen und Inder, die hier an der Seidenstraße bis ins 5. Jahrhundert hinein Handel trieben. Die Museen selbst sind für uns nicht so interessant.
Nächstes Ziel ist das Gefängnis; nach diesem Besuch überlegen wir, ob es nicht sinnvoll wäre, dem Verlag zu schreiben, dass diese Empfehlung doch lieber entfernt werden sollte.
Für ein Erholungsbier finden wir einen Platz in einem Terrassenlokal mit Blick auf die interessantesten Gebäude. Das lassen wir uns gern etwas mehr kosten. Die Suche nach einem geeigneten Lokal für das Abendessen erweist sich als schwieriger.
Wir landen letztendlich in einem Innenhof bei einem recht teuren, dafür einfachen Menü - mit Unterhaltung durch eine Folklore-Tanzgruppe, Live-Musik-Begleitung und eine Modenschau.
Mit dem Dunkelwerden beginnt auf dem Platz vor unserem Hotel das muntere Treiben. Wir suchen uns eine etwas ruhigere Stelle und genießen auf den Stufen vor einer beleuchteten Madressa (einer alten Koranschule) die Atmosphäre mit farbigen Lichtspielen.
 
2.5.2014
Zum Frühstück können wir uns an einem landestypischen Buffet bedienen. Dann machen wir uns auf in die Hitze. Auf direktem Weg geht es vorbei an den tollen Sehenswürdigkeiten, die wir gestern schon gesehen haben, zunächst zu einer Moschee. Wir sind erstaunt, dass wir in unserer Touristenkleidung sogar hinein gelassen werden.
Hauptziel sind aber zwei Mausoleen - eines aus dem 9./10. Jahrhundert mit einem besonders interessanten Übergang von einem quadratischen Grundriss zur Kuppel über zunächst 8 Säulen, dann 16 und schließlich 32 Ecken, und eines aus dem 12. bis 14. Jahrhundert, das an der Stelle errichtet wurde, an der der Heilige Ayub mit einem Stab auf den Wüstenboden schlug und dort eine Quelle entsprang.
Andreas hat schon gestern das benachbarte Riesenrad entdeckt, von dem aus wir uns jetzt wieder alles von oben ansehen - aber auch hier ist nach einer Runde leider schon wieder Schluss.
Auf dem Rückweg bummeln wir über einen großen Bazar, auf dem Obst, Gemüse, Tee, Gewürze, Brot, Kuchen, Nüsse, Fleisch und Drogeriewaren angeboten werden. Auch wenn die Stände und die Verkäufer uns sehr an arabische Märkte erinnern, gibt es doch bemerkenswerte Unterschiede: hier ist alles sehr weiträumig, sauber und still. Wir kaufen Tumin - eine besonders leckere Kümmelart, Tomatensamen (für süße und große Früchte), Fladenbrot, Honigkuchen und Trockenfrüchte.
Auf dem nächsten Bazar bleiben wir, nachdem ich lange tapfer widerstanden habe, am Musikinstrumentestand stehen. Mit den Flöten komme ich nicht so richtig zurecht, also gibt es eine Rahmentrommel, die hier Doyra heißt, für 35 €. An dem Stand gibt es außerdem die verschiedensten Zupf- und Streichinstrumente, die vom Besitzer selbst gespielt werden.
Und er bietet CDs seiner Musik an, die ich ihm aber nicht abkaufe, weil Thilo unterwegs schon zwei "Spendenkäufe" getätigt hat - eine CD und ein deutschsprachiges Heftchen mit Usbekischem Volkshumor, kurzen Geschichten über Nasreddin Afandi. Ab jetzt gibt es also bei jeder Pause einige mehr oder weniger unterhaltsame Anekdoten.
Hier einige Kostproben:

Eines Tages fragte ein Geschäftsvermittler: "Afandi, wie sieht der Teufel aus?" "Sieh in den Spiegel, wenn du einen Teufel sehen willst!"

Ein Mann hatte Husten. Er bat Afandi um Rat. "Du solltest ein Abführmittel einnehmen", sagte Afandi. "Denken Sie, dass es helfen wird?" "Helfen wird es vielleicht nicht, aber du wirst Angst haben, stark zu husten."

Als Afandi alt wurde, fragte ihn ein Schwatzkopf: "Wie viele Jahre wollen Sie noch leben?" "Wenn es von mir abhinge", sagte Afandi, "wo würden ich noch 1000 Jahre leben."

Letzte Station ist der ehemalige Geldwechslerbasar gleich gegenüber unseres Hotels. Wir müssen wieder Eintritt bezahlen für einen Innenhof, der aussieht, wie alle anderen auch. Aber hier bekommen unsere Freunde ihre lang ersehnte farbenfrohe Tagesdecke im orientalischen Design. Die angebotenen Mäntel passen unseren Männern leider nur über die halbe Schulter.
Während wir unser nächstes Erholungsbierchen trinken, kümmert sich Thilo um die morgige Weiterfahrt. Internetbuchungen gibt es hier nicht, deshalb fährt ein Hotelangestellter zum Bahnhof und kauft unsere Fahrkarten. Die Taxis, die uns zum Bahnhof bringen sollen, sind auch bestellt.
Für das Abendessen haben wir uns ein Terrassenlokal ausgesucht, das aber leider heute geschlossen hat. Also gehen wir einfach weiter. Hätten wir ein Ziel, würde ich sagen, wir irren umher - so aber sehen wir einen tollen Sonnenuntergang und gewinnen noch einen Eindruck der weniger touristischen Teile Bucharas.
Ich bin inzwischen absolut orientierungslos; die anderen scheinen aber eine Vorstellung von der Richtung zu haben - so landen wir wieder in der Nähe unseres Hotels an einem Draußen-Restaurant, dessen Tische aber alle besetzt sind. Die Kellnerin bittet uns um eine Minute Geduld und prompt wird der "Angestelltentisch" noch schnell heraus gebracht. Mit Salat, Suppe, Nudeln und gebratenem Huhn werden wir gut satt. Ein besonderes Erlebnis ist der Buchara-Tee mit einer sehr interessanten aber für uns nicht definierbaren Gewürzmischung.
 
3.5.2014
Da wir heute zeitiger aufstehen, ist das Frühstücksangebot noch umfangreicher als gestern. Auch diesmal kommen unsere Taxifahrer wieder superpünktlich und bringen uns zum Bahnhof. Die Sicherheitskontrolle ist hier doppelt so streng wie auf unseren Flughäfen. Wir können also sicher sein, nicht in die Luft gesprengt zu werden.
Die Sitze im Zug sind bequem mit recht angenehmer Beinfreiheit. Wegen der starken Sonneneinstrahlung sind alle Rollos heruntergezogen, nur das vor uns ist kaputt. Die beiden Jungs beweisen Einfallsreichtum und behelfen sich mit einem Stück Zeitung. Noch vor dem Start werden die Bildschirme eingeschaltet.
Zuerst laufen usbekische Kurzfilme, dann geht es weiter mit einer Art MTV - die Musik läuft in angenehmer Lautstärke und auch die Videos sind zum Teil ganz nett. Wir nutzen den größten Teil der Fahrt aber, um die Reiseführer zu wälzen. Schließlich müssen wir gut auf Samarkand vorbereitet sein, weil wir dort nur einen halben Tag Zeit haben.

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