Arm und
Reich benutzen im Urwald denselben Pfad.
ghanaisches Sprichwort
11.8.2005 |
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Das frühmorgendliche Tanzen ist ganz schön schwierig, wir kommen nur einen Schritt weiter. Nach dem Frühstück steht wie immer das Trommeln auf dem Plan. Weil Christine gestern nicht da war, wiederholen wir noch einmal die Rhythmen. Ines ist in ihrer Gruppe heute "Bellgirl". Dieses Wort kommt den Jungs nur äußerst schwer über die Lippen. | ||
Um 12.30 Uhr starten wir mit Selina nach Accra - zunächst zu Fuß nach Nyanyano zur Taxistation. Zu viert (+ Rita, einer Freundin von Selina) fahren wir nach Kasoa und steigen dort in den Kleinbus nach Accra um. Während der Fahrt kassiert der Beifahrer das Geld. Es wird durchgereicht, der "Absender" ruft, wie viel er zurück haben will. Erstaunlicherweise kommt alles Geld am Zielort an. Dann wird die Fahrt zur Verkaufsveranstaltung - ein Händler bietet mit viel Gerede eine Salbe an, die wohl für alles gut sein muss (zum Einreiben, Ohren säubern, Nase befreien und sogar zur Potenzsteigerung - die Frauen im Bus amüsieren sich köstlich). Und es wird tatsächlich gekauft! In Accra gibt es jede Menge Staub, Abgase, Kloaken und Dreck. Nach fast 1 ½ Stunden Fahrt nehmen wir ein Taxi zum Arts-Markt. In einer Instrumentenwerkstatt kaufen wir Glocken und Shaker für die Gaia. Selina wartet dort auf uns, während wir noch eine Stunde bummeln gehen. Natürlich will uns jeder etwas verkaufen. Es gibt viele Figuren und Masken, aber so etwas brauchen wir nicht. Wir kaufen nur eine Kalimba und zwei Schlüsselanhänger. | ||
Gegen 16.15 Uhr machen wir uns wieder auf den Rückweg. Selina "übergibt" uns an Rita, weil sie selbst in Accra bleibt. Für die 40 km bis zum KASAPA-Centre brauchen wir tatsächlich 3 ½ Stunden: erst mit dem Taxi zu Rita, dann zu Fuß zum Busbahnhof. Wir warten auf den Bus nach Kasoa und steigen dort um in den Bus nach Nyanyano. | ||
Inzwischen ist es dunkel. Wir tapsen unsicher hinter Rita her durch das Dorf und landen plötzlich in dem Haus einer Familie. Deren Kinder Jud und Wisdom sollen uns zum Center begleiten. Nachdem ich ihnen 1 000 Cedi (= 10 Cent) gegeben hab, flitzt Wisdom sogar noch mal zurück und holt sein Handy zur Wegbeleuchtung. | ||
Die anderen haben sich schon Sorgen gemacht - die Greenhorns allein unterwegs in Afrika! Und dann kommen wir noch 1 Stunde zu spät! Das Abendessen wurde für uns warm gestellt: Reis mit der schon bekannten Fisch-, Fleischsoße. Auch Ekow und die Trommler haben mit der Gesangstunde auf uns gewartet. Wir singen den Ga Adangbe-Song. | ||
Buncki ist heute Zuschauer beim Tanzen und lobt uns sehr - na ja, wir können´s gar nicht so richtig glauben. Beim Frühstück fragt mich Kofi, ob ich beim Trommeln nicht etwas unterfordert sei. Ich meinte zwar, es sei alles ok; trotzdem organisiert er mir eine halbe Stunde Extraunterricht nach dem üblichen Workshop - die nehme ich natürlich gern an. Ines und ich bekommen heute beide große Lobe von unsern Trommellehrern -freu!! | ||
Mittags kommt eine Muschelverkäuferin, die von Ekow bestellt worden war, und bietet uns schöne große Muscheln an, die die Fischer mit in ihren Netzen hatten. Wir können natürlich nicht widerstehen und kaufen jeder eine etwas größere und zwei kleinere - obwohl wir ja selbst schon viele gefunden haben; aber so schöne waren eben nicht dabei! | ||
Um 13.00 Uhr erweitern wir
unseren Fumé-Tanz in einer weiteren Privatstunde mit Selina. Es ist kalt in Afrika! Vorhin hat es sogar leicht genieselt. Wir sitzen mit langen Hosen und Jacken auf unserer Terrasse. Der August soll hier der kälteste Monat sein. That´s right!!! Um 16.30 Uhr kommt Prince Kofi und lädt uns ein, heute Abend mit zur Disco zu kommen. |
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Zum ersten Mal hab ich das Gefühl, dass ich das Abendessen nicht runterkriege: Plantanes (Kochbananen - schmecken nach fast gar nichts), Coco-Jam (eine feste Substanz, die mich eher an Baumaterial erinnert) und Sweet-Potatoes (die ihrem süßen Namen alle Ehre machen), dazu die obligatorische heute besonders scharfe rote Fisch-, Fleischsoße und ein Salat, der für meinen Geschmack zu viel Essig abgekriegt hat. Ich versuche im Wechsel die verschiedenen Geschmäcker zu essen - und krieg meinen Teller leer! | ||
Nach dem Essen gehen wir mit Prince und Benjamin zur London Brassirie, einer Disco, die erst letzten Samstag eröffnet wurde. Unterwegs sammeln wir Yomo noch ein. Es kostet keinen Eintritt. Wir trinken jeder eine Flasche (625 ml) Bier für 10 000 Cedi (= 1 €) aus der Flasche, weil sich Christine von einem "Außer-Haus-Glas" Magenprobleme geholt hatte. Getanzt wird gleich neben dem Tisch. Dabei muss ich ganz schön aufpassen, dass mir Prince nicht zu nahe kommt. Auf dem Heimweg verklickere ich ihm dann, dass ich verheiratet bin. Wir stolpern wieder durchs dunkle Nyanyano und kommen wohlbehalten in KASAPA an. | ||
Heute muss mich Ines zum ersten Mal wecken - sogar sie hätte beinahe verschlafen. Der Weckruf der vielen Vögel fehlte, weil es regnet! Zum Tanzworkshop treffen wir uns also wieder unter dem Küchenpavillon. Heute sind wir endlich durch den Sohú durch; und plötzlich kommt er uns unwahrscheinlich kurz vor - warum haben wir nur so lange dafür gebraucht? Der Regen wird immer stärker. Auch für´s Trommeln brauchen wir heute Dächer. Ich geh mit meiner Gruppe zum "Staff-Quartier", Ines trommelt auf der Nachbarterrasse von Sabine und Sibylle, die ja mit Susanne auf Tour sind. Da wir mit dem Sitapa fertig sind, beginnen wir nun mit dem Fumé-Masterpart. |
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Während der Pausen arbeiten Prince, Yomo
und Benjamin an unseren Trommeln. Yomo schabt mit einem meißelartigen
Werkzeug die Haare von den Fellen, Prince schneidet sie zurecht und
weicht sie ein. Benjamin wäscht die Felle, damit der Sound später gut
wird. |
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Ulrike zeigt uns den Guavenbaum. Seine Früchte sehen fast aus wie Limetten. Werden die Blätter eine halbe Stunde lang in Wasser gekocht, bewirkt der Sud das "Aufräumen des Magens", wenn der Durchfall zugeschlagen hat. Wer´s probiert hat, schwört auf die Wirkung. Wir haben´s glücklicherweise nicht gebraucht! |
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Ein besonderes Ereignis steht ins Haus: Zum Abendessen gibt´s Fufu. Etwa 1 Stunde vorher sehen wir zu, wie Yaw stampft und Joanna während der Stampfhiebe den Teig (einen Mix aus Plantane und Kasawa) zurecht schiebt. Es entstehen kloßartige Gebilde, die mit einer scharfen Fleischsoße und einem Bohnen-Möhren-Gemüse (eigentlich mit der Hand) gegessen werden. Dazu trinken wir jeder ein großes Bier, mit dem Erfolg, dass wir zu Beginn des Gesangsworkshops erstmal einen Lachkrampf kriegen. Ekow ist natürlich irritiert. Wir versuchen uns schnell zu beruhigen, dann wird´s ein schöner Gesang. |
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Die Trommler gehen heut wieder zur Disco, aber wir sind doch recht müde und haben diesmal keine Lust - lieber noch nen kleinen Smalltalk mit Christine, Melanie, Buncki und Ulrike. |
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Ilka, am 23.8.2005
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