Gaia-Percussion

Reisen

Ghana 2005

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Arm und Reich benutzen im Urwald denselben Pfad.
ghanaisches Sprichwort

6.8.2005

Ich werde um 7.00 Uhr von Ines´ "Familienkutsche" abgeholt. 8.15 Uhr auf dem Flughafen Berlin-Tegel angekommen gibt es einiges zu sehen - z.B. Hugo Egon Balder, der eilig an uns vorbei stürzt. Nach einem langen traurigen Abschied startet unsere Maschine pünktlich um 11.40 Uhr. Die Familie winkt noch lange von der Besucherterrasse aus.
Gegen 13.00 Uhr landen wir in Amsterdam. Trotz zügigen Schrittes und Nutzen der Laufbänder brauchen wir etwa eine halbe Stunde, um unser Abflug-Gate zu erreichen. Im Flugzeug gibt es Kissen und Decken - wir können es uns richtig gemütlich machen. Im Bordkino läuft der Film "Madagaskar" auf holländisch mit ebenfalls holländischen Untertiteln.
Als wir gegen 19.00 Uhr in Accra landen, ist es bereits dunkel. Die Luft ist feucht, etwas stickig und riecht sehr unangenehm. Nachdem wir etwa 1 Stunde gebraucht haben, um durch die Passkontrolle zu kommen, können wir zügig unser Gepäck abholen (es ist alles da!). Hier werden wir gleich von unserem Fahrer Bismark, den wir am typischen KASAPA-Tshirt erkannt haben, in Empfang genommen. Das ist auch gut so, denn als wir das Flughafengebäude verlassen, umringt uns eine riesige Menschenmenge, die mit Schildern auf Ankömmlinge warten oder einfach nur die Gelegenheit suchen, durch das Tragen von Gepäckstücken etwas Geld zu verdienen.
In Accra herrscht Großstadttrubel. Der Verkehr ist total verrückt (Wer bremst ist feige!), alle haben eine sehr rabiate Fahrweise - und so sehen die Autos auch aus - alte verbeulte verrostete Kisten, die riesige Abgaswolken aus ihrem Auspuff blasen. Die Luft riecht einfach nur giftig. An jeder roten Ampel kommen sofort junge Leute ans Auto, die alles mögliche verkaufen wollen: Klopapier, Weißbrote, Früchte, Kaugummis, ... Besonders die Frauen tragen die Lasten auf dem Kopf.
Wir fahren auf einer relativ guten Straße aus Accra hinaus. Am Straßenrand stehen viele kleine Buden, Stände und Hütten - zum großen Teil verlassen und zerfallen. Es folgt eine kilometerlange Baustelle an der sich eine ewig lange Autoschlange im Stop-and-Go vorbeiquält.
Nach ca. 1 ½  Stunden kommen wir an einem großen Markt an und biegen hier auf eine noch schlechtere Straße ab - noch 5 Meilen bis KASAPA! Das letzte Stück der Strecke ist so ausgespült, dass ich mit meinem Auto dort sicher nicht entlang gefahren wäre. Aber nach viel Holperei kommen wir endlich gegen 22.00 Uhr am Ziel an.
Susanne empfängt uns und zeigt uns unser Häuschen. Wegen der geringen Belegung können wir zwei Einzelzimmer haben. Die Betten sind mit Moskitonetzen behangen. Es gibt kein elektrisches Licht - nur Petroleumlampen. Die Duschen, Waschmöglichkeiten und Komposttoiletten sind etwa 20 m entfernt.
Wir beschließen, doch lieber ein Doppelzimmer haben zu wollen, suchen mit den Taschenlampen die Nägel in den Dachbalken und holen uns Bettwäsche und Moskitonetz in ein Zimmer. In der Nacht werden die Netz-Enden unter die Matratze gestopft, damit sich kein Moskito von unten reinschleichen kann. Bei Meeresrauschen und Insektenzirpen dauert es eine Weile, bis wir einschlafen.
     

7.8.2005

Die Vögel zwitschern - ich wache gegen 7.30 Uhr auf, Ines ist schon seit 5.45 Uhr wach. Wir schauen uns das Gelände an, die Trommelwerkstatt und den Weg zum Atlantik hinunter, sehen viele Vögel, bunte Schmetterlinge und eine 3 cm breite Ameisenstraße.
Um 9.00 Uhr gibt´s Frühstück. Danach bestellen wir die Kpanlogos (Trommeln), die wir mit nach Hause nehmen wollen. Auf unserer Terrasse genießen wir den Atlantikblick und die stetige Meeresrauschenkulisse. Bisher hatten wir (mit 1 Sekunde Ausnahme) noch keinen Sonnenschein.
Bei Kofi tauschen wir jeder 50 € in 540 000 Cedi. Dann geht´s am Nachmittag per Strandwanderung nach Kokrobitey. Ekow begleitet uns - zunächst durch Nyanyano, ein total ärmliches schmutziges Fischerdorf, dann waten wir etwa knietief durch eine Lagune und kommen endlich an den lang ersehnten Palmenstrand.
In einem Hotel erleben wir eine Percussion-Performance mit Tänzern. Danach spielt Mustafa mit seiner Band, von ihm wurde sehr geschwärmt. Für meinen Geschmack wird aber zu viel mit Sticks gespielt - ich mag lieber die Handtrommeln.
Um 17.30 Uhr (kurz vor dem Dunkelwerden!) holt Bismark uns ab und wir holpern wieder nach Hause. Zum Abendessen gibt es Klöße mit einer Fisch-, Fleischsoße. Wir sitzen bis 20.00 Uhr zusammen. Sabine und Sibylle planen mit Susanne ihre Tour in den Norden, die morgen früh beginnt. In der Dunkelheit wissen wir uns nicht anders zu helfen, als ins Bett zu gehen.
     

8.8.2005

Wir haben uns dumm angestellt bei der Zeitumrechnung, so dass der Wecker schon 4.30 Uhr geklingelt hat - Pech!! Aufgestanden sind wir 6.45 Uhr, weil um 7.00 Uhr der Tanzworkshop beginnt. Die Trommlergruppe und Selina, unsere Tanzlehrerin, warten schon auf uns. Nach einer halbstündigen Erwärmung gibt es eine kurze Kaffeepause; dann beginnt die Erarbeitung des Sohú, eines Tanzes der Ewe aus der Volta-Region. Großer Hunger!! - endlich um 9.00 Uhr Frühstück!
Um 10.00 Uhr nehmen wir unsere (geborgten) Trommeln mit zum Tanzplatz und üben Open, Closed Slap, Bass ==> das "Warm up". Danach werden Gruppen eingeteilt. Ines bleibt bei Ekow, Benjamin und Figo. Christine und ich gehen mit Yomo, Prince Kofi, Nicolas und Alfred zu einem anderen Trommelplatz mit Blick auf den Ozean. Wir lernen den Masterpart des Sitapa (ein Kriegstanz aus Sambia).
Nach so viel Anstrengung ist eine Dusche dringend nötig - leider aber nur mit kaltem Wasser. Da sich die Sonne endlich einmal hervor gewagt hat, entschließen wir uns zu einem Strandspaziergang. Es gibt massig Muscheln am Strand - mir haben´s besonders die roten angetan. Wir sammeln die schönsten Exemplare. Unterwegs suchen Einheimische Kontakt und Gespräche, nicht alle sprechen englisch; und wir wissen auch nicht immer genau, was sie wollen.
Afrikanische Tiere, die wir bisher beobachtet haben: viele viele Vögel, Schmetterlinge, Ameisen, Fliegen, Geckos, Katzen, Kakerlaken, Schafe, Hühner mit Küken, helle Minikrabben, Heuschrecken, zwei helle Fledermäuse, eine Anophelis-Mücke und ein Miniskorpion.
Nachdem wir uns von Wolfgang verabschiedet haben, sitzen wir noch bei Wasser, Rotwein (Ilka), Obstler (Ines) und Keksen mit unseren Büchern auf der Terrasse und frieren!!!! Das macht sicher der Atlantikwind!
     

9.8.2005

Wir sind um 5.45 Uhr aufgestanden für eine Minisafari - wollen den Vogelgesang mit der Kamera aufnehmen. Leider hören die markantesten sofort auf zu singen, sobald Ines die Kamera in die Hand nimmt. Legt sie sie zur Seite, fangen die Vögel auch sofort wieder an zu zwitschern?!?!?!? Natürlich erscheinen wir pünktlich zum Tanzkurs und arbeiten weiter am Sohú. Danach geht´s zur Trommelbestellung in die Werkstatt. Ich suche mir einen Korpus mit Elefant und Ines sich einen mit Antilope aus. Nach dem Frühstück wird wieder getrommelt; ein Bellboy schlägt dabei einen stetigen gleichmäßigen Grundrhythmus.
Dann machen wir uns mit Christine auf den Weg, den Markt in Kasoa zu erkunden. Wir laufen zum Taxistand in Nyanyano und besteigen ein Sammeltaxi -- 9 Personen (2 auf dem Beifahrersitz) an Bord und ein Fahrrad im offenen Kofferraum, das unterwegs auf der "tollen" Straße beinahe rausfällt. Wir bezahlen pro Person 3 000 Cedi (= 30 Cent).
Alter Markt in Kasoa: Christine geht kurz ins Internet-Café, dann suchen wir ein Sammeltaxi zum Neuen Markt - für 1 000 Cedi pro Person (= 10 Cent).
Es ist ein Riesenmarkt - ich habe überhaupt keinen Überblick. Es gibt alles, was für den täglichen Bedarf von Nutzen sein könnte - Holzkohle, Schwämme, Badelatschen, getrocknete Minifische, Klamottos, Früchte, Tee, Spiegel, Schmuck, Mais, Maismehl, Küchenutensilien (Geschirr, Kochlöffel u.ä.), Tomaten + Anlagen zur Versaftung, Mikrowellen, alte Kühlschränke, Fahrräder, Spielzeug, ... Wir kaufen Stoffe für Gaia-Kostüme bei einer fliegenden Händlerin und Owari-Spiele als Mitbringsel für die Lieben daheim. Die Sonne brennt, mir reicht´s langsam. Zum Glück haben auch die beiden anderen genug und wir fahren mit einem Kleinbus zurück zum Alten Markt. Es steigen so viele Leute ein, dass wir fast denken, die müssen hinten wieder aussteigen. Wenn die Sitzreihen voll sind, werden Klappsitze im Gang genutzt. Der Bus fährt erst, wenn alle Plätze besetzt sind, was zum Glück nicht lange dauert.
Die ganze Zeit über war´s übelst heiß - ich glaube, der einzige kühle Fleck ist unsere Terrasse. Nach der anstrengenden Tour wollen wir uns eine Cola leisten, aber Dorothy und Aba finden den Schlüssel zum Getränkelager nicht; zum Glück kann Yaw helfen.
Jammer, jammer - ich glaub, ich hab nen Sonnenbrand. Ines hilft mit Apres-Sun.
Bisher haben wir keinerlei der befürchteten Verdauungsprobleme - weder in die eine noch in die andere Richtung.
Zum Abendessen gibt´s Spagetti Bolognese. Danach singen wir mit Ekow den Sohú-Song (passend zu unserem Tanz!)
     

10.8.2005

Wie immer geht´s 7.00 Uhr mit dem Tanzen los. Melanie ist aus dem Norden zurück. Zum Frühstück erzählt sie von ihrer Reise. Beim Trommeln sind wir durch den Masterpart fast durch. Um 13.00 Uhr nehmen wir für 10 € eine Privatstunde bei Selina, um den Fumé-Tanz zu lernen. Benjamin trommelt für uns und Prince spielt die Glocke.
Am Nachmittag macht sich Langeweile breit - wir wissen nicht so richtig etwas mit uns anzufangen. Schrottwetter in Afrika - kühl, feucht, bewölkt! Und Strandspaziergang ohne Sonne ist doof! In den Ort wollen wir auch nicht wieder - also lesen, schreiben und ??? Yaw ist der rettende Engel! Er bringt uns das Owari-Spiel bei. Er hat viel Zeit für uns. Nach dem Spiel freut er sich darüber, wie wir das Moskitonetz aufgehängt haben (das ist normalerweise sein Job). Ines probiert akpeteshi, einen Palmschnaps mit vielen vielen (68?) Prozenten. Yaw erzählt, dass der Deckel einer Plastikflasche voll reicht - und mehr bekommt Ines auch nicht!
Melanie lädt uns ein, den Sonnenuntergang vom Wasserturm aus zu beobachten.  Die Leiter ist ganz schön wackelig - wir wären nie von selbst drauf gekommen, dort hoch zu steigen. Leider ist wegen der vielen Wolken der Sonnenuntergang heute nicht so toll.
Abends kommt Buncki an - er war mit Melanie auf Tour und ist jetzt unser Nachbar. Er ist ein netter Typ, wir werden uns sicher vertragen. Zum Abendessen gibt es Jam mit einer Art Gulaschsoße.
     

11.8.2005

Das frühmorgendliche Tanzen ist ganz schön schwierig, wir kommen nur einen Schritt weiter. Nach dem Frühstück steht wie immer das Trommeln auf dem Plan. Weil Christine gestern nicht da war, wiederholen wir noch einmal die Rhythmen. Ines ist in ihrer Gruppe heute "Bellgirl". Dieses Wort kommt den Jungs nur äußerst schwer über die Lippen.
Um 12.30 Uhr starten wir mit Selina nach Accra - zunächst zu Fuß nach Nyanyano zur Taxistation. Zu viert (+ Rita, einer Freundin von Selina) fahren wir nach Kasoa und steigen dort in den Kleinbus nach Accra um. Während der Fahrt kassiert der Beifahrer das Geld. Es wird durchgereicht, der "Absender" ruft, wie viel er zurück haben will. Erstaunlicherweise kommt alles Geld am Zielort an. Dann wird die Fahrt zur Verkaufsveranstaltung - ein Händler bietet mit viel Gerede eine Salbe an, die wohl für alles gut sein muss (zum Einreiben, Ohren säubern, Nase befreien und sogar zur Potenzsteigerung - die Frauen im Bus amüsieren sich köstlich). Und es wird tatsächlich gekauft! In Accra gibt es jede Menge Staub, Abgase, Kloaken und Dreck. Nach fast 1 ½  Stunden Fahrt nehmen wir ein Taxi zum Arts-Markt. In einer Instrumentenwerkstatt kaufen wir Glocken und Shaker für die Gaia. Selina wartet dort auf uns, während wir noch eine Stunde bummeln gehen. Natürlich will uns jeder etwas verkaufen. Es gibt viele Figuren und Masken, aber so etwas brauchen wir nicht. Wir kaufen nur eine Kalimba und zwei Schlüsselanhänger.
Gegen 16.15 Uhr machen wir uns wieder auf den Rückweg. Selina "übergibt" uns an Rita, weil sie selbst in Accra bleibt. Für die 40 km bis zum KASAPA-Centre brauchen wir tatsächlich 3 ½  Stunden: erst mit dem Taxi zu Rita, dann zu Fuß zum Busbahnhof. Wir warten auf den Bus nach Kasoa und steigen dort um in den Bus nach Nyanyano.
Inzwischen ist es dunkel. Wir tapsen unsicher hinter Rita her durch das Dorf und landen plötzlich in dem Haus einer Familie. Deren Kinder Jud und Wisdom sollen uns zum Center begleiten. Nachdem ich ihnen 1 000 Cedi (= 10 Cent) gegeben hab, flitzt Wisdom sogar noch mal zurück und holt sein Handy zur Wegbeleuchtung.
Die anderen haben sich schon Sorgen gemacht - die Greenhorns allein unterwegs in Afrika! Und dann kommen wir noch 1 Stunde zu spät! Das Abendessen wurde für uns warm gestellt: Reis mit der schon bekannten Fisch-, Fleischsoße. Auch Ekow und die Trommler haben mit der Gesangstunde auf uns gewartet. Wir singen den Ga Adangbe-Song.
     

12.8.2005

Buncki ist heute Zuschauer beim Tanzen und lobt uns sehr - na ja, wir können´s gar nicht so richtig glauben. Beim Frühstück fragt mich Kofi, ob ich beim Trommeln nicht etwas unterfordert sei. Ich meinte zwar, es sei alles ok; trotzdem organisiert er mir eine halbe Stunde Extraunterricht nach dem üblichen Workshop - die nehme ich natürlich gern an. Ines und ich bekommen heute beide große Lobe von unsern Trommellehrern -freu!!
Mittags kommt eine Muschelverkäuferin, die von Ekow bestellt worden war, und bietet uns schöne große Muscheln an, die die Fischer mit in ihren Netzen hatten. Wir können natürlich nicht widerstehen und kaufen jeder eine etwas größere und zwei kleinere - obwohl wir ja selbst schon viele gefunden haben; aber so schöne waren eben nicht dabei!
Um 13.00 Uhr erweitern wir unseren Fumé-Tanz in einer weiteren Privatstunde mit Selina.
Es ist kalt in Afrika! Vorhin hat es sogar leicht genieselt. Wir sitzen mit langen Hosen und Jacken auf unserer Terrasse. Der August soll hier der kälteste Monat sein. That´s right!!! Um 16.30 Uhr kommt Prince Kofi und lädt uns ein, heute Abend mit zur Disco zu kommen.
Zum ersten Mal hab ich das Gefühl, dass ich das Abendessen nicht runterkriege: Plantanes (Kochbananen - schmecken nach fast gar nichts), Coco-Jam (eine feste Substanz, die mich eher an Baumaterial erinnert) und Sweet-Potatoes (die ihrem süßen Namen alle Ehre machen), dazu die obligatorische heute besonders scharfe rote Fisch-, Fleischsoße und ein Salat, der für meinen Geschmack zu viel Essig abgekriegt hat. Ich versuche im Wechsel die verschiedenen Geschmäcker zu essen - und krieg meinen Teller leer!
Nach dem Essen gehen wir mit Prince und Benjamin zur London Brassirie, einer Disco, die erst letzten Samstag eröffnet wurde. Unterwegs sammeln wir Yomo noch ein. Es kostet keinen Eintritt. Wir trinken jeder eine Flasche (625 ml) Bier für 10 000 Cedi (= 1 €) aus der Flasche, weil sich Christine von einem "Außer-Haus-Glas" Magenprobleme geholt hatte. Getanzt wird gleich neben dem Tisch. Dabei muss ich ganz schön aufpassen, dass mir Prince nicht zu nahe kommt. Auf dem Heimweg verklickere ich ihm dann, dass ich verheiratet bin. Wir stolpern wieder durchs dunkle Nyanyano und kommen wohlbehalten in KASAPA an.
     

13.8.2005

Der Tanzworkshop wird heute unter den Küchenpavillon verlegt, weil es regnet!!! Beim Trommeln beenden wir endlich den Sitapa: Masterpart, 1. und 2. Supporter, Glocke und Shaker.
Eine geplante Bootsfahrt zum Beachclub "White Sand" muss wegen des Wetters ausfallen - die hohen Wellen wären zu gefährlich! Deshalb wandern wir am Strand entlang; auf einer zweistündigen Wanderung treffen wir 6 Menschen. In "White Sand" umfängt uns dann ein Hauch von Tourismus. Wir faulenzen in den Liegestühlen und werden gegen Abend von Bismark abgeholt.
Er nutzt nicht die Hauptstraße, sondern eine äußerst holprige Abkürzung durch den Busch; aber Bismark kennt sich aus. Er weiß genau, wo die Löcher so tief sind, dass er langsamer oder sogar ganz langsam (!!!) fahren muss. Manchmal befinde ich mich einen halben Meter unter Ines, die neben mir sitzt. Nach gut einer dreiviertel Stunde sind wir wieder im Center.
Zum Abendessen gibt es frittierte Süßkartoffeln mit einer Fisch-, Krautsoße. Yaw spendiert Maiskolben aus eigener Ernte.
Blauer Himmel über dem Atlantik - Sonnenschein!!!
     

14.8.2005

Zum Sonntag könnten wir ein bisschen länger schlafen; aber um 6.30 Uhr bin ich trotzdem wach (Ines sowieso schon viel eher!). Nach dem Frühstück geht´s auf eine größere Tour. Wir packen Decken, Laken, Isomatten, Strümpfe, Schuhe und vorsichtshalber auch Pflaster ein. Es gibt eine herzliche Verabschiedung, Auntie Matie betet für uns.
Ich kann´s kaum glauben: wir fahren auf einer breiten ausgebauten wunderbaren Straße! Aber die Freude ist leider nur kurz, sie wird ständig von "Langsam-Fahr-Huckeln" unterbrochen - immer kommen erst fünf breitere und kurz darauf fünf schmalere. Auch die nehmen wir irgendwann gelassen hin. Aus dem Fenster fotografieren wir das typische afrikanische Leben.
Wir besichtigen die Sklavenburg "Emlima-Castle". Drumherum ist ein riesengroßer Fischmarkt. Ekow klärt, dass wir uns in einer Gaststätte etwas zu trinken bestellen und dazu die von Joanna liebevoll zubereiteten Lunchpakete (Fisch-Sandwiches) essen können.
Wir spazieren noch eine halbe Stunde durch das Dorf Emlima; Kinder spielen mit Autoreifen und Blechbüchsen. Ein Kleinkind wird in einer Blechschlüssel abgeseift, weint und schreit dabei herzzerreißend - sehr zum Vergnügen der älteren Kinder, die drumherum stehen.
Wir haben unser Ziel erreicht: den Kakum-Nationalpark. Unter kleinen Holzdächern bauen wir im Busch unsere Moskitozelte auf und fahren dann zum Dinner. Unterwegs halten wir, um Palmwein zu probieren - lecker! Die Leute hier haben ein Tier im offenen Feuer liegen - vollständig! Während es dort liegt, wird ihm das Fell "gerupft". Es sieht aus wie eine Mischung aus Biber und Ratte - heißt "Grasscutter" (Rasenmäher).
Abendessen gibt es im "Hans Crocodil Botel". Hier sehen wir tatsächlich echte Krokodile. Außerdem laut zwitschernde gelbe Webervögel, die Kolonien von "Kugelnestern" bauen. Am Buffet gibt es Reis, Chicken, Fisch (den für uns heute mal nicht!), Linsen und Spagetti mit scharfer oder Tomatensoße. Dann sitzen wir noch gemütlich beisammen und lernen von Ekow so ganz nebenbei den 1. Support zum Fumé-Tanz.
Gegen 21.00 Uhr fahren wir zurück. Ekow führt uns durch den Busch zu unseren Zelten. Das Schreien der Affen, Vogelgesang und Insektenzirpen machen uns nichts aus. Nur das Knacken im Unterholz ist mir doch etwas unheimlich. Ich schließe schnell die Augen und öffne sie erst am nächsten Morgen wieder.
     

15.8.2005

Um 6.00 Uhr werden wir von Ekow mit einem lauten "Hallo!" geweckt. Wir gehen zum Kaffeetrinken mit Keksen zum Auto. Eine sehr unangenehme Erfahrung sind die Ameisen, die in die Hosenbeine krabbeln und dann sofort anfangen zu beißen.

2 Stunden bevor die anderen Touristen kommen führt uns nun ein Guide durch den Kakum-Nationalpark. Er erklärt uns die medizinischen Nutzungsmöglichkeiten verschiedener Pflanzen, macht uns auf die Fußspuren von Waldelefanten aufmerksam - und dann der Höhepunkt: In den Kronen der Bäume hängen 7 "Walkways" (Hängebrücken), die in 40 Metern Höhe über den Busch führen. Es ist versprochen: Wenn Ines im Busch schläft, muss ich da drüber!

Jetzt haben wir uns das Frühstück redlich verdient. Wir fahren nach Cape-Coast und lassen uns im Kokodo-Guesthouse verwöhnen.

Im Cape-Coast-Castle, einer weiteren Sklavenburg, besuchen wir das Museum und sehen ein überraschend interessantes Video.

Auf der Fahrt zurück nach KASAPA halten wir an einem Straßenstand, um frische Kokosnüsse zu kaufen. Zuerst wird mit einem Haumesser die Schale ab- und oben ein Loch hinein geschlagen. Die Nuss ist randvoll mit Kokosmilch (eigentlich eher Wasser). Nachdem sie ausgetrunken ist, wird sie mit dem Haumesser halbiert, damit das Fruchtfleisch ausgeschabt werden kann. Wir bekommen dafür einen "native spoon" (ein Stück abgeschlagene Schale).

Nach dem Abendessen gehen wir mit Ekow ins Dorf - erst in den Pub und später zu einem Konzert. Zu Ska-ähnlicher Musik tanzen etwa 600 Einheimische und 5 weiße Frauen (Ulrike, Melanie, Christine, Ines und ich)

 

16.8.2005

Heute muss mich Ines zum ersten Mal wecken - sogar sie hätte beinahe verschlafen. Der Weckruf der vielen Vögel fehlte, weil es regnet! Zum Tanzworkshop treffen wir uns also wieder unter dem Küchenpavillon. Heute sind wir endlich durch den Sohú durch; und plötzlich kommt er uns unwahrscheinlich kurz vor - warum haben wir nur so lange dafür gebraucht? Der Regen wird immer stärker. Auch für´s Trommeln brauchen wir heute Dächer. Ich geh mit meiner Gruppe zum "Staff-Quartier", Ines trommelt auf der Nachbarterrasse von Sabine und Sibylle, die ja mit Susanne auf Tour sind. Da wir mit dem Sitapa fertig sind, beginnen wir nun mit dem Fumé-Masterpart.

Während der Pausen arbeiten Prince, Yomo und Benjamin an unseren Trommeln. Yomo schabt mit einem meißelartigen Werkzeug die Haare von den Fellen, Prince schneidet sie zurecht und weicht sie ein. Benjamin wäscht die Felle, damit der Sound später gut wird.
Bei unserer privaten Fumé-Tanzstunde üben wir inzwischen die fünfte Variation und außerdem die entsprechenden Gesänge.

Ulrike zeigt uns den Guavenbaum. Seine Früchte sehen fast aus wie Limetten. Werden die Blätter eine halbe Stunde lang in Wasser gekocht, bewirkt der Sud das "Aufräumen des Magens", wenn der Durchfall zugeschlagen hat. Wer´s probiert hat, schwört auf die Wirkung. Wir haben´s glücklicherweise nicht gebraucht!

Ein besonderes Ereignis steht ins Haus: Zum Abendessen gibt´s Fufu. Etwa 1 Stunde vorher sehen wir zu, wie Yaw stampft und Joanna während der Stampfhiebe den Teig (einen Mix aus Plantane und Kasawa) zurecht schiebt. Es entstehen kloßartige Gebilde, die mit einer scharfen Fleischsoße und einem Bohnen-Möhren-Gemüse (eigentlich mit der Hand) gegessen werden. Dazu trinken wir jeder ein großes Bier, mit dem Erfolg, dass wir zu Beginn des Gesangsworkshops erstmal einen Lachkrampf kriegen. Ekow ist natürlich irritiert. Wir versuchen uns schnell zu beruhigen, dann wird´s ein schöner Gesang.

Die Trommler gehen heut wieder zur Disco, aber wir sind doch recht müde und haben diesmal keine Lust - lieber noch nen kleinen Smalltalk mit Christine, Melanie, Buncki und Ulrike.

 

17.8.2005

Yomo ist heute für die Erwärmung verantwortlich. Dann filmt Buncki unseren Sohú-Tanz und die Trommelrhythmen, die wir geübt haben. Er hat die entsprechende Technik mit, um uns gleich die wichtigsten Sachen auf CD zu brennen. Das ist genial! So können wir nichts vergessen. Nach dem Tanzen verabschieden wir uns im Kreis mit einem Gebet von Buncki und Christine, die heute abreisen. Es ist total ergreifend!

Unsere Trommeln sind fertig! Ich hab die weibliche (female) mit 6 Hölzern zum Fellspannen, Ines hat die männliche (male) mit 7 Hölzern. Die ist auch etwas schwerer als meine.

Abschiedsstimmung in KASAPA: Es werden Fotos geschossen und es gibt akpeteshi für alle. Wir verzichten diesmal beide, weil wir noch etwas vorhaben.
Ulrike startet als erste, wir begleiten sie bis zum Kaneshie-Markt. Selina spricht mit dem Fahrer ab, dass er uns auf dem Rückweg vom Flughafen wieder abholt. Eine tolle Idee! So müssen wir uns nicht mit Bussen und Taxis plagen.

Auf dem Markt beginnen wir mit dem dreistöckigen Kaufhaus. Unten gibt es Lebensmittel (Gewürze, Früchte, Tomaten, Fisch, lebende Schnecken und Krabben uvm.), in der Mitte allen möglichen Alltagskram und oben Stoffe mit sofortigen Schneiderdiensten. Wir finden aber nichts zum Kaufen, schlendern dann über den Markt zur Apotheke, um vorsichtshalber preiswerte neu entwickelte Malariamedikamente zu kaufen (Schweizer Fabrikat). Ein Mann heftet sich an unsere Fersen und textet uns zu. Wir verstehen mal wieder nicht so richtig, worum es geht. Ich glaube, er will uns zu bestimmten Ständen lotsen. Irgendwann hat Ines die Nase voll. Mit einem einfachen: "Go away!" bringt sie ihn dazu zu verschwinden.

Auf der Heimfahrt ist es unglaublich staubig an den Baustellen, ich wage kaum zu atmen. Aber wir kommen zügig durch, brauchen diesmal für die Strecke nur 55 Minuten. Susanne, Sabine und Sibylle sind von ihrer Tour zurück. Dafür müssen wir uns nach dem Abendessen auch von Buncki, Melanie und Christine verabschieden. Habt vielen Dank für all eure Unterstützung. Ohne euch wären wir sicher nicht so gut durch unseren Urlaub gekommen.

Beim Gesangsworkshop scheint Ekow ein bisschen aufgeregt zu sein, weil heute zum ersten Mal beide Chefs zuhören. Wir arbeiten ganz fleißig mit und zeigen das ganze Repertoire, so dass er sich bald entspannt und es wieder eine lockere lustige Stunde wird.

So schön wie´s hier ist - ich hab die Nase voll davon, dass ständig alles klamm und feucht ist: Schlafanzug, Bettwäsche, Klamottos, Sitzkissen, ...

 

18.8.2005

The same procedure as every day: tanzen, frühstücken, trommeln. In unserer Privattanzstunde haben wir auch den Fumé-Tanz geschafft. Ich nehme noch eine zusätzliche private Trommelstunde, um mit dem Fumé-Rhythmus weiter zu kommen. Aber wahrscheinlich war´s heute doch schon zu viel. Ich verzweifle fast an mir, verspiele mich ständig und schaffe es nur mit Müh und Not die ersten beiden Variationen sicher durch zu spielen.

Für die Party heute Abend ziehen wir unsere schönsten Klamottos an und sparen nicht mit Autan! Es sind alle Dorfbewohner eingeladen. Die Trommler beginnen mit einem tollen Konzert, es wird viel getanzt. Selina holt uns zum Fumé! Danach legt Kofi Konservenmusik auf. Wir tanzen erst mit den Dorfkindern, dann mit Prince und Benjamin.

     

19.8.2005

Letzter Tag - heute machen wir alles hier zum letzten Mal! Beim Tanzen wiederholen wir den Fumé und den Sohú. Dann gibt´s für uns den großen Kreis mit Abschiedsgebet - und die Tränen kullern, obwohl wir uns auf zu Hause freuen. Nach dem Frühstück kämpfen wir beim Trommeln ein letztes Mal mit den Fumé-Variationen. Ich komme nur bis zur vierten, deshalb nehmen wir alles mit der Videokamera auf. Nummer 5 und 6 ist Hausaufgabe!

Die Jungs helfen uns beim Einpacken der Trommeln. Wir wiegen: meine ist 8 kg und Ines´ 9½ kg schwer. Jetzt wird´s kritisch mit unseren Taschen, weil wir nur 20 kg Gepäck haben dürfen. Deshalb wandert alles, was schwer ist ins Handgepäck oder in die Jackentaschen (Glocken, Autanflaschen, Sonnenkrem, Bücher). Einiges lassen wir auch da.

Gegen 14.00 Uhr bekommen wir ein Abschiedsessen: Jam mit Balwasoße - etwas Tolles für Meeresfrüchtefeinschmecker. Wir finden´s nicht ganz so appetitlich, dass Krabbenbeine drin rumschwimmen. Großer Abschied! Prince und Benjamin fahren mit uns nach Accra. Während wir noch schwatzen, laden sie schon unser Gepäck in den Bus. Auch Auntie Matie fährt mit. In KASAPA kehrt nun zum Ende der Saison so langsam Ruhe ein. Unterwegs kaufen wir noch frische Ananas für die Daheimgebliebenen. Dadurch bekommt das Handgepäck um die 10 kg. Auf dem Flughafen haben wir viel Zeit. Wir müssen erst zum Zoll, dann zum Einchecken und schließlich in den Boarding-Room. Unsere Maschine (sie heißt Maria Montessori) startet pünktlich um 21.25 Uhr Ortszeit.

In Amsterdam haben wir eine Stunde Zeit zum Umsteigen und fliegen mit einem KLM-Cityhopper weiter nach Berlin. Dort werden wir von Ines´ Kindern mit zwei großen Schildern empfangen: MAMA HIER HER und FRAU SCHYNOLL
Wir gehen auf schnellstem Weg zum Auto und fahren nach einem kurzen Stau in Berlin zügig und sicher nach Hause.

Ilka, am 23.8.2005


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