Gaia-Percussion

Reisen

Ägypten 2015

Kairo   El Fayoum

 
6.2.2015
Wir sind 2 1/4 Stunde in südwestlicher Richtung unterwegs und werden in gleich im Anschluss an die Wüste von einem unglaublich großen See überrascht. Kleine Jungen wedeln am Straßenrand mit vermutlich frisch gefangenen Fischen. Obwohl die Landschaft immer noch öde ist, sind durch Bewässerung Felder und grüne Haine entstanden.
Wir haben zehn Minuten Zeit unsere Sobek-Lounge zu beziehen und einen ersten Rundumknips zu machen.
Dann ist schon der Fahrer für die erste Jeepsafari da. Von Azza bekommen wir ein interessantes Informations-Buch, zwar englischsprachig; aber das meiste verstehen wir. Quer durch die Wüste mit ihren faszinierenden Formationen und Plateaus führt eine Asphaltstraße, die zum Teil tiefsandig überweht ist.
Ein erstes Mal verlassen wir sie, um ein kleines Wunder zu betrachten. Wir klettern einen Sandhügel hinauf zu einem Felsen an dessen oberer Kante weit über uns versteinerte Mangrovenwurzeln zu sehen sind. Hier verlief vor 30 Millionen Jahren die Küste des tief ins Land reichenden Mittelmeers.
Der nächste Halt ist an den Ruinen einer einstigen Festungsanlage. Früher soll es hier noch Zeichnungen des Krokodilgottes Sobek an den Wänden gegeben haben. Die sind leider inzwischen alle weg. Wir wandern durch die letzten Reste einer ehemals großartigen römischen Anlage mit Tempeln, Bädern und dekorierten Häusern. Von der Pracht ist nichts mehr übrig. Interessant ist der Abdruck eines Schlangentiers im Sand. Wir sind froh über unser festes Schuhwerk.
Dann kommen wir zu einem kleinen Wüstentempel, der eher unscheinbar und mit der Pracht Oberägyptens nicht zu vergleichen ist. Im Sand finden wir, was wir bisher in der Wüste irgendwie vermisst hatten: die ausgeblichenen Knochen - und makabrerweise noch eine alte Handtasche dazu.
Wo wir anfangs auf den Sandverwehungen nur leicht gerutscht sind, wird die Tour abseits der Piste immer abenteuerlicher. Der Befehl ans Hirn lautet: Nicht drüber nachdenken, einfach nur Vertrauen haben! Immer noch begeistert von der Wüstenlandschaft versuchen wir aus dem Autofenster heraus zu knipsen und stehen plötzlich vor einem Schild, das den versteinerten Wald, unser heutiges Hauptziel, ankündigt.
Den hatten wir uns schon etwas anders vorgestellt - es ragt hier nichts in die Höhe. Die ehemaligen Bäume liegen in Stücken, zum Teil wieder zusammen gesetzt, auf dem Boden und sind unglaubliche 22 Millionen Jahre alt. Da nirgends ein Verbotsschild steht, erlauben wir uns, das wie Holz aussehende Holz anzufassen - und es ist tatsächlich Stein! Wir schlagen vorsichtig zwei Stücke gegeneinander und hören ein KLING! Aus Holz! Wahnsinn!
Die Wüste wird farbenfroher - von zartrosa bis tiefrot strahlen die Schichtungen der Gesteine. Ein mannshohes Gebilde, das wie eine Koralle aussieht, ragt aus dem Sand empor und es gibt gleich wieder eine tolle Geschichte: direkt dahinter befanden sich zu Pharaonenzeiten die Basaltsteinbrüche. Das grauschwarze Gestein, entstanden durch vulkanische Aktivitäten, wurde in kleineren Stücken für den Bau der Tempelanlagen, in großen Stücken für die Herstellung gigantischer Statuen genutzt. Für den Transport zum Nil wurde eine Straße gebaut, auf deren immer noch vorhandene Reste unser Fahrer stolz hinweist - die älteste Straße der Welt!
Die rüttelnde schüttelnde schlingernde rappelnde Rückfahrt durch den zeitweise recht tiefen Wüstensand hat eine erstaunlich beruhigende Wirkung. Wir schlafen alle drei ein  und wachen erst kurz vor unserer Lodge wieder auf.
Hier wartet Azzas Familie auf uns und wir spazieren gemeinsam an Feldern vorbei, auf denen Kohl und Ringelblumen (beides viel größer als bei uns), Weizen (mit für uns untypisch langen Grannen - vielleicht ist es ja doch Roggen?), Klee, Gemüsezwiebeln, Olivenbäume und Bananenpalmen wachsen. Die kleinen weißen Reiher sind die Helfer der Bauern. Sie sind eifrig auf den Feldern unterwegs und vernichten Ungeziefer.
Weil ein paar Kühe sich über unseren unangemeldeten Besuch sehr aufregen, können wir nicht mehr zurück gehen, sondern müssen weiter über schmale Feldraine balancieren, durch matschige bewässerte Erde waten, über trockene Kanäle springen, bis wir endlich sicheren Boden unter den Füßen haben.
Wir kommen zu einem der beiden meeresgleichen Seen, die (wie Azza uns erzählt) ursprünglich einmal aus Süßwasser bestanden, weil sie jedoch keinen Frischwasserzufluss haben, irgendwann mal zu Salzwasserseen wurden. Zur Belohnung für unsere Mühen gibt es hier einen tollen Sonnenuntergang. Der Rückmarsch ist etwas länger, dafür gibt es auch keine weiteren Komplikationen.
Zum Abendessen können wir zwischen Huhn, Ente und Taube wählen. Auf letzteres verzichten wir. Salat und Molocheja (die leckere spinatähnliche grüne Suppe) schmecken mir am besten. Über das, was wir nicht schaffen, freut sich unsere Tischkatze. Wir haben Azza und Mohamed so lange nicht gesehen und uns so viel zu erzählen; aber irgendwann siegt die Müdigkeit. Wir freuen uns auf morgen.
 
7.2.2015
Nach einer mückendurchkämpften Nacht sind wir dennoch pünktlich zur Stelle für unser bestelltes Frühstück: Blätterteigbrot mit Käse und schwarzem Honig (ähnlich unserem Zuckerrübensirup - nur aus Zuckerrohr hergestellt). Darauf müssen wir allerdings eine geschlagene Stunde warten - und unser Fahrer gleich mit, denn der war überraschend pünktlich zur Stelle.
Dann brettert er aber auch los als müsse er eine Verspätung aufholen - mit bis zu 140 km/h querwüstein. Heute sieht sie ganz anders aus - sie ist fast weiß; die Steinformationen sind aber wieder genauso beeindruckend wie gestern.
Erstes Ziel ist die Ansammlung versteinerter Walknochen im Wadi El-Hitan. Als diese Tiere hier lebten, war die Wüste noch ein Meer und die Wale lebten zum Teil als Landtiere - hatten sogar Vorder- und Hintergliedmaßen. Leider sind während der Revolution viele Fossilien gestohlen oder zerstört worden, so dass sie nicht mehr ganz unserer Vorstellung entsprechen.
Dennoch ist die etwa 1 1/2 stündige Wanderung ein tolles Erlebnis. An vielen Stellen können wir uns die Landschaft tatsächlich als Meeresboden vorstellen. Azza meinte so schön: Es wirkt, als sei man auf einem anderen Planeten. Sie hat damit auf jeden Fall recht! Um den Schaden zu begrenzen stehen am Eingang verschiedene Verhaltensregeln. Meine liebste ist: Take nothing but pictures, leave nothing but footprints!
Auf der Weiterfahrt können wir uns an einem einzeln stehenden Felsen kaum satt sehen, dessen Oberfläche noch immer ausgewaschen wirkt, an dem die schichtweisen Ablagerungen toll zu erkennen sind und vor dem der weit und breit einzige kleine Baum wächst. Unser Fahrer Ayman ist superaufmerksam und umrundet ihn ganz langsam, damit wir auch während der Fahrt Fotos schießen können.
Weiter geht es, die Felsen werden seltener und es bleibt nur noch eine endlose Weite. Wir erklimmen kleine Hügel und sehen dahinter nichts als die nächste endlose Weite. So geht es etwa eine Stunde lang mit einem immer noch heftigen Tempo von bis zu 100 km/h. Dann ändert die Wüste ihr Gesicht und es tauchen die ersten Sanddünen auf, die Ayman nutzt, um unsere Tapferkeit auf die Probe zu stellen. Wir schätzen die Steile der Anstiege auf etwa 60°, abwärts wird es noch steiler - und das Ganze durch ziemlich tiefen Wüstensand. Eine Achterbahn ist NICHTS dagegen. Ein paar Mal scheint diese Fahrerei und auch unsere Juchzerei nur der Unterhaltung (hauptsächlich seiner) zu dienen.
Dann hält er aber auch auf den Spitzen der Dünen an, um uns den Ausblick genießen zu lassen. In der Ferne sind die ersten Palmen der nächsten Oase zu sehen. Hier besuchen wir ein Kloster mit einer kleinen in den Berg geschlagenen Kirche. Auch alle anderen Unterkünfte sind nur an Türen zu erkennen, die in den Felsen hinein führen. Ayman besorgt uns für die Weiterfahrt Getränke und ein paar Snacks.
Als wir wieder in die kargen Sandflächen hinaus kommen, bewundern wir mehrere Ackerflächen, die der Wüste durch mühsame Bewässerung abgetrotzt wurden und auf denen tiefgrüne Pflanzen gedeihen. Am nächsten Aussichtspunkt zeigt uns Ayman die Richtung der verbleibenden Ziele. Wir können kaum glauben, dass das zeitlich machbar ist; aber schließlich fahren wir ja wirklich quer durch die Wüste, also fast Luftlinie.
Am Magic Lake halten wir uns nur kurz auf. Wir sammeln "moneycoins", kleine Scheiben, die aussehen wie Münzen aus versteinerten Muscheln. Ayman kurvt noch einmal mit uns die Dünen hinauf und hinunter. Im Tiefsand ist ein Bus stecken geblieben. Ein Traktor ist da, um ihn heraus zu schleppen und die Kinderpassagiere müssen alle fleißig mit schieben.
Und nun wird unser letzter Wunsch erfüllt. Wir fahren zu den recht berühmten Wasserfällen, die aber gerade von einer großen Schar junger Ägypter belagert werden. So bleiben wir auch hier nur kurz und beenden dann unseren Ausflug.
Azzas Familie hat die Ecolodge schon verlassen, vorher aber noch unsere Zimmer bezahlt. So brauchen wir nur noch unsere paar Sachen zusammen zu packen, den Schlüssel abzugeben und können auch schnell starten.
Kaum dass wir Kairo erreichen, stecken wir auch schon im lärmenden Stau.

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