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Heinz Friedrich ˡ Christine Lambrecht ˡ Henrik Klemm ˡ Anneliese Michalke ˡ Joachim Specht ˡ Willi Meinck ˡ Wilhelm Müller

Heinz Friedrich
 

...drüm sei mir ah su schie gewachsen

 

Lustige Geschichten in Erzgebirgischer Mundart
Situationskomik, einmalige, unverwechselbare Originalität der Charaktere und Einbeziehung lebendiger Traditionen - vor allem der weihnachtlichen - kennzeichnen die typischen Erzgebirgsgeschichten.
Die Episoden sind im Raum Annaberg angesiedelt und haben sich tatsächlich so - oder ähnlich - zugetragen.
 

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...net ze gruß un net ze klaa ...

 

Lustige Geschichten in Erzgebirgischer Mundart II
In den erzählten Begebenheiten geht es nicht um bedeutende Persönlichkeiten oder namhafte Größen. Doch sind die dargestellten Zeitgenossen auch nicht so klein, dass sie in ihrer Originalität der Vergessenheit anheim fallen müssten.
Zudem ist es Anliegen des Autors, typisch erzgebirgisches Wortgut in Erinnerung zu rufen, am Leben zu erhalten.

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Neigetappt

Dr Döhnel-Friedhelm war e Hannelsmaa. Freilich stand dos net of senn Gewerbeschein; do hieß es "Alleinvertretung für Pflanzenschutz-, Futter- und Düngemittel".
Ar war viel unnerwags un versuchet, sei Zeig ne Leiten azedrehe. Nu war ar wiedermol noch Fichtenbrünnel komme un logieret wie immer im "Erbgericht".
Wie sich dos gehäret, hatt ar ohmds seine eventuelln Kunden eigelodden: ne LPG-Vorsitzenden, de Spartenleiter vom Geflügel- und Kuhniggelverein, nei Feierwehrheiptling un su wetter.
Dr Friedhelm war e guter Unnerhalter, dar en Haufen schlachter Witz derzöhln konnt. Un weil ar ah wusst, dass mer mit Spack de Meis fängt, schmiss ar ah e paar Runden am Stammtisch.
Su war´sch racht gemietlich un ah "feicht" wurn, bis dr Wirt an de Polezeistund erinnern musst. De Gäst macheten sich of de Socken, un dr Freidhelm bezohlet die Zech un stieg nauf in senn Kammerle. Dos war e fei wing eng, un ar musst arscht über die eene Hälft von die Ehebetten klettern, weil ar net am offene Fanster schloofen mocht.
Mitten in dr Nacht wachet ar auf, weil dos viele Bier wieder naus wollt. När mühsam konnt ar sich erinnern, wos dr Wirt von senn "Pinkelatorium" derzöhlt hatt: ne Gang hinner, de Trepp nunner bis zer Hinnertür, un dann übern Huf bis nabm Pfaarstall.
Aber dos war ne viel ze ümständlich un ze unbequam. Nu fiel ne ei, dass bis an sei Fanster e Schleppdach von dr Schuppen nareichet.
Ar stieg übers Ehebett, kletteret durchs Fanster naus of´s Dach un wur senn Druck lus.
Wie ar frühe aufwachet, hatt ar su e komischs Gefühl an de Fußsuhln. Un wie ar de Aagn aufmachet, soch ar die Bescherung: Of dan Fansterbratt, übern Teppich, of dan Ehebett - lauter schwarze Tappsen!
Ar hatt net mietgekriegt, dass dos Dach frisch geteert wurn war.

Fix zug ar sich ah, drehet es schwarzgeflackte Zudeckbettl üm, leget zah Mark of´s Nachttischel und schlich sich dervu:
Noch Fichtenbrünnel aber is ar net wiederkomme.

 

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Dr Progenierer

E "Progenierer" - dos sogt mr von en, dar überoll wos auszesetzen hot, dan mr nischt racht machen kah.
Genau su ener war dr Beierlieb-Adolf; ar konnt abn net aus seiner Haut, nirgendwu soch ar dos Positive an ener Sach.
Nu hatt ar sen Grußen lusgeschickt, en Christbaam mausen. Dos war Tradition, un dr Wald ständ suwieso ze eng.
De Mutter freet sich über dos schiene Baamel, aber Adolf progenieret: "Hättst ah en mit e paar Astle mehr bringe könne, un´s Tannereisig hast de ah vergassen!"
Im Frühgahr hatt ar de rachte gruße Fußzeh gebrochen; ar hatt ben Struhhuln in dr Schei nimmer an die morsche Leiterspross gedacht. Wie ar halbwags wieder off de Bää war, maulet ar: "Wu dr Doktor emol derbei war, hätt ar ah geleich dos Hühnerraag miet wagmachen könne!"
Aber sei Fraa meenet, dos wär net ahganage. Ar wär doch net drauf eigericht gewasn; ar hätt doch ´s linke Bää net gewaschen!
Wu se ben Ardeppel-Raustue warn, kam dr Paster drzu.
Leitselig, wie ar war, ging an dan volln Truhewogn na un saht bewunnernd: "Na, Herr Beier, da können Sie aber dem lieben Herrgott danken! Das sind ja wahre Prachtexemplare; ein wahrer "Ackersegen" und groß wie die Kinderköpfe!"
Dr Adolf schub de Mütz aus dr Stirn, kratzet sich hinnern Ohr un progenieret: "Inu ja, aber es fahln halt de klenn für de Sei!"

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