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Lustige Geschichten in
Erzgebirgischer Mundart II
In den erzählten Begebenheiten geht es nicht um bedeutende
Persönlichkeiten oder namhafte Größen. Doch sind die
dargestellten Zeitgenossen auch nicht so klein, dass sie in
ihrer Originalität der Vergessenheit anheim fallen müssten.
Zudem ist es Anliegen des Autors, typisch erzgebirgisches
Wortgut in Erinnerung zu rufen, am Leben zu erhalten.
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Neigetappt
Dr Döhnel-Friedhelm war e Hannelsmaa.
Freilich stand dos net of senn Gewerbeschein; do hieß es
"Alleinvertretung für Pflanzenschutz-, Futter- und Düngemittel".
Ar war viel unnerwags un versuchet, sei Zeig ne Leiten azedrehe. Nu war
ar wiedermol noch Fichtenbrünnel komme un logieret wie immer im
"Erbgericht".
Wie sich dos gehäret, hatt ar ohmds seine eventuelln Kunden eigelodden:
ne LPG-Vorsitzenden, de Spartenleiter vom Geflügel- und Kuhniggelverein,
nei Feierwehrheiptling un su wetter.
Dr Friedhelm war e guter Unnerhalter, dar en Haufen schlachter Witz
derzöhln konnt. Un weil ar ah wusst, dass mer mit Spack de Meis fängt,
schmiss ar ah e paar Runden am Stammtisch.
Su war´sch racht gemietlich un ah "feicht" wurn, bis dr Wirt an de
Polezeistund erinnern musst. De Gäst macheten sich of de Socken, un dr
Freidhelm bezohlet die Zech un stieg nauf in senn Kammerle. Dos war e
fei wing eng, un ar musst arscht über die eene Hälft von die Ehebetten
klettern, weil ar net am offene Fanster schloofen mocht.
Mitten in dr Nacht wachet ar auf, weil dos viele Bier wieder naus wollt.
När mühsam konnt ar sich erinnern, wos dr Wirt von senn "Pinkelatorium"
derzöhlt hatt: ne Gang hinner, de Trepp nunner bis zer Hinnertür, un
dann übern Huf bis nabm Pfaarstall.
Aber dos war ne viel ze ümständlich un ze unbequam. Nu fiel ne ei, dass
bis an sei Fanster e Schleppdach von dr Schuppen nareichet.
Ar stieg übers Ehebett, kletteret durchs Fanster naus of´s Dach un wur
senn Druck lus.
Wie ar frühe aufwachet, hatt ar su e komischs Gefühl an de Fußsuhln. Un
wie ar de Aagn aufmachet, soch ar die Bescherung: Of dan Fansterbratt,
übern Teppich, of dan Ehebett - lauter schwarze Tappsen!
Ar hatt net mietgekriegt, dass dos Dach frisch geteert wurn war.
Fix zug ar sich ah, drehet
es schwarzgeflackte Zudeckbettl üm, leget zah Mark of´s Nachttischel und
schlich sich dervu:
Noch Fichtenbrünnel aber is ar net wiederkomme.
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Dr Progenierer
E "Progenierer" - dos sogt mr von en,
dar überoll wos auszesetzen hot, dan mr nischt racht machen kah.
Genau su ener war dr Beierlieb-Adolf; ar konnt abn net aus seiner Haut,
nirgendwu soch ar dos Positive an ener Sach.
Nu hatt ar sen Grußen lusgeschickt, en Christbaam mausen. Dos war
Tradition, un dr Wald ständ suwieso ze eng.
De Mutter freet sich über dos schiene Baamel, aber Adolf progenieret: "Hättst
ah en mit e paar Astle mehr bringe könne, un´s Tannereisig hast de ah
vergassen!"
Im Frühgahr hatt ar de rachte gruße Fußzeh gebrochen; ar hatt ben
Struhhuln in dr Schei nimmer an die morsche Leiterspross gedacht. Wie ar
halbwags wieder off de Bää war, maulet ar: "Wu dr Doktor emol derbei
war, hätt ar ah geleich dos Hühnerraag miet wagmachen könne!"
Aber sei Fraa meenet, dos wär net ahganage. Ar wär doch net drauf
eigericht gewasn; ar hätt doch ´s linke Bää net gewaschen!
Wu se ben Ardeppel-Raustue warn, kam dr Paster drzu.
Leitselig, wie ar war, ging an dan volln Truhewogn na un saht bewunnernd:
"Na, Herr Beier, da können Sie aber dem lieben Herrgott danken! Das sind
ja wahre Prachtexemplare; ein wahrer "Ackersegen" und groß wie die
Kinderköpfe!"
Dr Adolf schub de Mütz aus dr Stirn, kratzet sich hinnern Ohr un
progenieret: "Inu ja, aber es fahln halt de klenn für de Sei!"
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