Gaia-Percussion

Reisen

Budapest 2016

Glück bringt Freunde, Not stellt sie auf die Probe.
ungarisches
Sprichwort

19.3.2016
 
Nachdem wir gestern etwa 500 km nach Jihlava, einer schönen tschechischen Stadt, zum Zwischenhalt gefahren sind, bleiben uns heue noch 400 km zum eigentlichen Ziel. An der slowakischen und ungarischen Grenze kaufen wir jeweils eine E-Vignette - müssen uns damit nichts an die Windschutzscheibe kleben und können für 10 Tage alle Straßen  nutzen.
In Budapest haben wir das Medosz-Hotel gebucht, wir stellen unser Auto in die Tiefgarage, beziehen ein Zimmer in der 8. Etage und machen uns gleich wieder auf den Weg, um möglichst schnell viel von der Stadt zu sehen.
Es sind so viele alte Häuser wunderbar restauriert, dass wir gar nicht wissen, wo wir zuerst hinschauen sollen - einfach toll!
Das Opernhaus wird im Reiseführer empfohlen, deshalb müssen wir schon einmal einen Blick hinein werfen - wirklich klasse! Allerdings haben wir jetzt keine Lust auf eine Führung - das heben wir uns für später auf.
Nur ein kleines Stück weiter erwartet uns die Stephansbasilika. Alt und behindert wie wir sind, nutzen wir die Aufzüge, um auf dem Rundgang um die Kuppel einen herrlichen Blick auf die Stadt zu haben. Anschließend schauen wir uns natürlich auch noch das prunkvolle Innenleben der Kirche an.
Erste Pause machen wir im Hung(a)ry, essen eine Gulasch- und eine Pilzsuppe und spazieren dann zur Donau.
Hier sind wir begeistert vom Four-Seasons-Hotel, das wir uns aber auch für später vornehmen, dem Blick auf die Kettenbrücke und den Burgpalast am gegenüberliegenden Budaer Ufer.
Wir bleiben erst einmal in Pest und flanieren auf der Promenade am Parlament vorbei, das laut Google das größte Gebäude Ungarns ist - und auf jeden Fall auch eines der faszinierendsten. Heute ist alles geschlossen, den Besuch müssen wir also auch verschieben.
Wenigstens umrunden wir den gesamten Bau, kommen zu einem benachbarten Park und sind verwundert, weil an einer Seite alles abgesperrt ist - aha, das ist die US-amerikanische Botschaft. Da schlagen wir doch lieber einen Haken, um in die Nebenstraße zu gelangen, in der einige Lokale mit guten Bewertungen zu finden sind, in denen wir vielleicht unser Abendessen finden.
Das erste gefällt uns nicht, das zweite auch nicht, das dritte ist kein Lokal, sondern eine Markthalle, in der jede Menge Weinstände aufgebaut sind. Zwischendurch gibt es auch Fleisch und Wurst, Käse, Fisch, Obst und Desserts. In der oberen Etage sind jede Menge kleiner Restaurants, wir entscheiden uns aber für die unteren Angebote. Zuerst müssen wir Gläser besorgen - dafür jeweils 1000 HUF (ungarische Forint) Pfand bezahlen, dann versuchen wir Tokaji - süßen für Andreas, trockenen für mich. Dazu kaufen wir scharfe Pferdewurst und eine Käseplatte. Dann gibt es süßen Tokaji für Andreas und trockenen Riesling für mich, dazu Schokoladen-Profiteroles in einer karamellisierten Nussgebäckschale. Die Veranstaltung wird von angenehmer Musik untermalt - ein richtiges Wohlgefühl!
Nach so viel Wein brauchen wir aber bald wieder ein bisschen Bier und gehen deshalb zielgerichtet zur Star-Craft-Beer-Bar. Die ersten Sorten - ein APA und ein Al Capone IPA - enttäuschen uns ein wenig. Wir probieren dann ein Maharadscha IPA und ein Smoked Porter und sind auch davon nicht wirklich begeistert. Weil es kein richtiges Abendessen gab, brauchen wir ein bisschen gesalzenes Popcorn dazu und zum Abschluss des Abends finden wir dann auch DAS krönende Bier - ein RUSSIAN IMPERIAL STOUT ROMANOW Nikolaus II. mit 12 % Alkohol - ein tolles Dunkles, von dem aber eines genügt, nachdem wir uns dann doch schnell auf den Weg zum Hotel machen müssen.
 
20.3.2016
Mit der Metro fahren wir heute auf die andere Donauseite nach Buda. Natürlich sind wir clever und steigen so aus, dass wir für den Weg zur Fischerbastei nicht mehr allzu weit bergauf kraxeln müssen. Wir passieren das Porta die Vienna, lassen das Kriegsmuseum rechts (und auch links) liegen und schauen bald von den Terrassen der Fischerbastei auf die Donau mit der Margareteninsel, das Parlamentsgebäude auf der anderen Seite und der Gellertberg.
Für den Besuch der Matthiaskirche sind wir zu früh dran - das passiert uns selten -, deshalb spazieren wir erst einmal zum Burgpalast, dessen Rückseite uns viel besser gefällt, als die dem Flussufer zugewandte Ansicht. Auch von hier ist der Ausblick fantastisch.
Dann kaufen wir Tickets für die Matthiaskirche und nutzen die Bänke, um zur Ruhe zu kommen. Die Bemalungen des Innenraums und die bunten Glasfenster sind großartig, von der Galerie aus verstärkt sich der Eindruck noch. In einer kleinen Seitenkapelle steht eine schwarze Madonna; das Fotografieren ist überall erlaubt. Das gefällt nicht nur mir, sondern auch den Mitgliedern einer japanischen Reisegruppe.
Dass die ausgestellten Krönungsinsignien nur Kopien sind, erfahren wir erst, als wir an der Parlamentsbesichtigung teilnehmen.
Die Einkehr, die ich für unsere Mittagspause vorgesehen hatte, mögen wir nicht - klar, dass rund um diese Sehenswürdigkeiten hier heftige Touristenpreise verlangt werden. Also gehen wir am Burgberg die Treppen hinunter ein paar Straßen weiter. Das nächste Lokal meiner Vorbereitung ist zwar sehr schön, hat aber leider keine freien Plätze. Etwas weiter finden wir eine typisch ungarische Eckkneipe, die Makos Guba Kisvendeglö, in der wir scheinbar die einzigen Touristen sind. Die Speisekarte gibt es glücklicherweise dennoch auf Deutsch und Englisch - mit dem Ungarischen hab ich's so gar nicht. Die Deutschübersetzung ist manchmal so eigenartig, dass wir das Englische hinzuziehen müssen, um alles zu verstehen. Wir nehmen eine Gulasch-, eine Hühnercremesuppe und Nudeln mit Hüttenkäse und Speck. Alles schmeckt super + Bier, Wasser und Trinkgeld bezahlen wir 5000 HUF (ca. 16 €). Auf einen Nachtisch haben wir bewusst verzichtet, weil gleich nebenan eine kleine Konditorei empfohlen wurde. Die ist sonntags leider geschlossen - gut für unsere Kullerbäuche.
Wir steigen wieder in die Metro, um zur Donau zurück zu kommen und auf der Promenade entlang zu spazieren. Das einzig schöne ist hier allerdings der Blick auf das Parlamentsgebäude. Von den versprochenen Kaffeehäusern mit prächtiger Aussicht ist nichts zu entdecken.
Wir biegen ab, um  uns das Königsbad anzusehen. Das alte Gemäuer mit mehreren kleinen und einer großen Kuppel ist noch in Betrieb. Es dringt ein schwacher Lichtschein durch die Fenster und Rauch steigt vom Dach auf; es gibt aber keine Tür. Wir versuchen es in einem anderen schon fast verfallen wirkenden Nachbarhaus und sind überrascht, im Inneren einen Eingangsbereich zu finden, wie man ihn aus einer normalen Schwimmhalle kennt. Natürlich gibt es eine Kasse. Wir können also nicht hinein - gehen nur ein paar Schritte, können dabei aber keinen Blick ins eigentliche Bad werfen.
Letzter Kulturpunkt für heute ist die Gül-Baba-Türbe. Hier ist der Derwisch und Poet Hafer ibn Kurbul auf einem Rosenhügel bestattet. Da er die Rosenzucht in Ungarn eingeführt haben soll, wurde er Gül Baba "Vater der Rosen" genannt. Obwohl es schon dämmert, kämpfen wir uns die vielen Stufen den Hügel hinauf, die Stätte ist aber geschlossen und sieht durch den Zaun hindurch sehr nach Baustelle aus. Schön ist es trotzdem, den angestrahlten Grabbau mit goldenem Halbmond auf der Kuppel und in der Ferne die beleuchteten Bauten des Parlaments auf der einen und der Fischerbastei auf der anderen Seite zu sehen.
Nach dem heutigen Programm sind wir ganz schön kaputt und gehen deshalb ohne weitere Umwege zur nächsten Metro. An unserer "Heimatstation" sind wir überrascht, wie die Stadt hier pulsiert und das Nachtleben brodelt - wir stürzen uns aber nicht hinein, sondern lieber zu unserem Hotel, das eine Straße weiter zum Glück gleich viel ruhiger liegt.
 
21.3.2016
Heute haben wir uns das Stadtwäldchen als Ziel vorgenommen. Wir bummeln an dem Heldenplatz, der Kunsthalle und der Burg Vajahunyad vorbei durch den Park und dann hinüber zum Szechenyi-Thermalbad.
Obwohl wir weder baden noch eine der Anwendungen nutzen wollen, stört es niemanden, dass wir uns das tolle Gebäude auch von innen ansehen. Über die Rückseite können wir dann sogar noch einen Blick auf die Freiluftbadanlage werfen.
Gleich gegenüber lockt der Zoo mit einem grüngekuppelten Palastbau, der eigens für die Elefanten errichtet wurde, den sie sich jetzt aber mit Nilpferden teilen müssen. Erst bin ich über die Enge entsetzt; es gibt aber noch eine Außenanlage und einen Zweitbau - ist also nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Obwohl der Zoo nur eine relativ kleine Fläche hat, sind wir begeistert.
Wir sehen Büffel, Mungos, Zebras, Nashörner, Gazellen, Giraffen, Erdferkel, Strauße, Schildkröten, Tiger, Löwen, Vielfraße, Wüchstenfüchse, Leoparden, Hyänen, Gorillas, Orang Utans,  diverse Kleintiere und Echsen.
In einem Wasserbecken schwimmen zwei Seehunde, die immer eine Runde drehen und dann an einer bestimmten Stelle über den Rand schauen, als würden sie aufgeregt auf etwas warten. Wir beobachten das eine ganze Weile, bis dann tatsächlich drei Pfleger kommen, die eine kleine Show mit ihnen aufführen, wobei die beiden natürlich viele Belohnungen bekommen. Es geht weiter mit Braunbären und einer großen Vogelvoliere, in der Kronenkraniche, Enten, schwarze Ibisse und Geier friedlich miteinander leben. Andreas haben es besonders die blauen Aras angetan, die ganz zutraulich sind, ihm die Kralle reichen und sich den Bauch streicheln lassen.
Im Bereich Australien und Amerika leben Tiere, die wir zum Teil noch nie in natura gesehen haben: Aras, Maras, Nandus, Stachelschweine, Sittiche und andere Vögel, Nasenbären, Kängurus, Koalas, Echsen und Schlangen, Flughunde und Fledermäuse, Emus, Pelikane, Störche und Enten.
Durch einen versteckten Eingang, den wir vorhin gar nicht gesehen haben, können wir die Vogelvoliere betreten und stehen plötzlich den Ibissen Aug in Auge gegenüber. Das ist mir gar nicht so recht geheuer. Auch als der Geier, den wir gerade noch beim Liebe machen beobachtet haben, abhebt und sich auf einem Baum in unserer Nähe niederlässt, ist mir das nicht einerlei. Wir vertrauen darauf, dass die Tiere menschenfreundlich sind, machen uns aber doch schnell wieder aus dem Staub. An den Pinguinen und Seelöwen vorbei gehen wir noch zum Amazonas-Haus. Hier wohnen in einem herrlichen Urwald Fische, Schlangen, Faultiere, Gürteltiere, Affen, Vögel, Schlangen, Lurche, Krokodile und Ameisenbären.
Als letztes besuchen wir das Otter-Haus und sind erstaunt über das Geschrei der Tiere; da erklärt uns der Pfleger, das er das Haus jetzt schließen muss - als wollten sie uns vermutlich vertreiben, um endlich ihr Futter zu kriegen.
Erst zum Schließungssignal verlassen wir das Gelände und fahren mit der Metro in die Stadt zurück, um ein schönes Restaurant zu finden. Wir entscheiden uns für Rubens Etterem, essen Gulaschsuppe, Cesarsalat. Wiener Schnitzel und gebackenen Camembert - sind damit sehr zufrieden, müssen jetzt aber ins Hotel zurück, um die Füße auszuruhen.
 
22.3.2016
Heute fahren wir mit der Metro wieder hinüber auf die andere Seite der Donau zum Gellertberg. Als erstes schaue ich mir die Felsenkirche an, Andreas ist daran nicht so interessiert, deshalb wartet er draußen. Er hat auch nicht viel verpasst.
Dann geht es mal sanfte, mal steilere Steigungen, mal Stufen hinauf auf den Berg. Es sind in regelmäßigen Abständen kleine Aussichtsplattformen eingerichtet - je höher wir kommen, desto fantastischer ist der Blick. Außerdem erfreue ich mich an den Frühlingsboten - Traubenhyazinthen, Veilchen, Löwenzahn und Gänseblümchen blühen am Wegrand mit den Kirschbäumen und Forsythiensträuchern um die Wette. Oben an der Freiheitsstatue nervt ein lauthals brüllender Hütchenspieler, der seinen Kompagnons scheinbar das Geld aus der Tasche zieht. So lange wir da sind, lässt sich aber keiner der Besucher auf die Masche ein. Die Zitadelle ist geschlossen und auch kein wirklicher Hingucker. Beim Umrunden sehen wir jetzt das Parlament, die Fischerbastei, die Matthiaskirche und den Burgpalast. Dafür hat sich der Aufstieg wirklich gelohnt.
Nach einer kleinen Rast auf einer Sonnenbank schauen wir uns das Gellertbad im Hotel Gellert an. Das pompöse Gebäude ist uns vorhin schon gleich ins Auge gefallen, und auch die Innenräume sind sehr schön, wobei sie nicht an das Thermalbad im Stadtwäldchen heran kommen.
Um wieder nach Buda zurück zu kommen, gehen wir über die grüne eiserne Freiheitsbrücke, von der aus wir auch noch einmal schöne Eindrücke haben. Gleich dahinter steht die große Markthalle.
Mit unserem Rundgang beginnen wir oben auf der Galerie bei Souvenirständen und der Fressmeile; auf der Erdgeschossebene gibt es jede Menge Fleisch, Wurst, Kaffee und Kuchen, Obst und Gemüse und im Keller noch Fisch, sauer Eingelegtes und einen Aldi. Es ist ein tolles Gebäude mit schönem Flair - kaufen wollen wir hier aber nichts.
In der Fußgängerzone gegenüber gibt es einige ganz nette Lokale, die aber alle förmlich nach Touristennepp schreien; also kehren wir wieder um und finden gleich neben der Markthalle ein kleines uriges ganz typisch ungarisches Restaurant Pipa Etterem, das liebevoll dekoriert ist und in dem die passende Musik das Ganze in angenehmer Lautstärke untermalt. Wir essen Bohnen- und Gulaschsuppe und eine ungarische Vorspeisenplatte mit Tomaten, Gurken, Paprika, Schinken, Salami, Schnitt- und Hüttenkäse.
Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Kunstgewerbemuseum. Die Ausstellung interessiert uns nicht, aber das Gebäude ist klasse.
Auch beim Nationalmuseum interessiert uns nur der Bau; hier ist aber alles so abgesperrt, dass wir keinen Blick auf das Innere werden können.
Zurück an der Hauptstraße pausieren wir in der Konditorei Auguszt. Hier gibt es zum Kaffee einen ganz leckeren XC torta, ein mit Brandy verfeinertes Schokoladenmousse-Törtchen auf Schokobiskuit mit einer Crème-brulée-Schicht. Cool ist auch der Hinterhof, den wir uns anschauen können.
Die Vaci utca ist eine noble Shoppingmeile, die Läden sind nichts für uns, aber wir bewundern die tollen Fassaden. Die Szamos-Marcipan-Konditorei sieht schon von draußen so vornehm aus, dass wir uns nur die Nasen platt drücken (natürlich im übertragenen Sinne).
Am Ende der Flaniermeile steht das Café Gerbeaud, das traditionsreichste der Budapester Kaffeehäuser. Uns ist schon klar, dass auch das nichts für uns ist, aber anschauen wollen wir es wenigstens. So sind wir also nicht enttäuscht, als ein Stück Kuchen zwischen 2500 und 3200 HUF (8 bis 11 €) kostet und freuen uns, dass wir von der Kellnerin ganz freundlich zum Anschauen und Fotografieren eingeladen werden, obwohl wir keinen Tisch wollen.
Andreas hat vorhin im Vorbeigehen die Bierkneipe "Ördög Sarok" entdeckt, in der er gern das Kirschbier probieren möchte.
Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Stand vorbei, an dem ganz viele verschiedene Marzipankonfekte angeboten werden. Hier schlage ich zu und kaufe mir sechs verschiedene Leckereien (Marzipan mit Café, Whisky-Trüffel, Waldbeeren, Weißwein, Crunchy), die ich mir schmecken lasse, während Andreas sein Bier trinkt. Wir haben einen schönen Platz am Fenster mit Blick auf die große Kreuzung am Hotel Astoria. Obwohl die Füße schon ganz schön weh tun, beschließen wir nach der vielen Nascherei zu Fuß zum Hotel zurück zu gehen - den kürzesten Weg kennen wir inzwischen.
 
23.3.2016
In relativer Nähe unseres Hotels ist der Westbahnhof. Den schauen wir uns an, bevor wir wieder zum Parlamentsgebäude gehen.
Unterwegs gibt es wieder viele Häuser mit tollen Fassaden zu bewundern.
Im Parlament kaufen wir Tickets für das Museum und die Besichtigung - die ist nur mit geführter Tour erlaubt und diese sind nach Sprachen geordnet. Die nächste deutsche Führung ist ausverkauft. Wir haben also noch 1 1/2 Stunden Zeit, die wir für das Museum nutzen. Das scheint relativ ungewöhnlich zu sein; schon die Ticketverkäuferin war erstaunt und auch die Dame am Einlass macht große Augen. Die Kontrolle ist wie am Flughafen und wir haben unseren Reisekorkenzieher im Rucksack. Der wird gegen einen Zettel getauscht, für den wir ihn nachher wiederbekommen sollen.
Das Museum zeigt die 1000jährige Geschichte Ungarns. Die besondere Krone, die von allen Königen nur zur Krönung getragen wurde und im Parlament ausgestellt ist, wird hier als täuschend echte 3D-Projektion gezeigt. Es geht weiter durch die einzelnen Jahrhunderte bis zur Jahrtausendwende und ist sehr interessant. Andreas hat von der Geschichte mehr Ahnung und ich freue mich über die technischen Spielereien, dass z.B. ein Politiker per Beamer an ein Pult gestellt wird und man seiner Rede zuhören kann. Dann gibt es noch Informationen zur Historie des Gebäudes, bevor wir über den Museumsshop zum Eingang zurück kommen. Hier dürfen wir uns nun erneut anstellen, um ins eigentliche Parlament zu gehen. Der Uniformierte am Einlass erkennt mich wieder und erinnert mich daran, nachher unbedingt an unseren Korkenzieher zu denken.
Die Führung beginnt in einem vergoldeten Treppenhaus. Insgesamt wurden 40 kg Blattgold für die Ausgestaltung der Decken und Wände gebraucht. Die Errichtung des Gebäudes kostete so viel, wie die einer 30- bis 40.000-Einwohner-Stadt. Die Fenster sind handbemalt und es wurde darauf geachtet, das einheimische Materialien verwendet werden; deshalb nutzte man künstlichen Marmor, weil echter wohl in Ungarn nicht vorkommt. Der Prunk ist unbeschreiblich und wir dürfen überall fotografieren, bis wir zum Kuppelsaal kommen, in dem die Originale der Krönungsinsignien ausgestellt sind. Hier ist das Knipsen verboten (aber ich habe ja zum Glück das 3D-Bild). Wir sehen noch den Ratssaal, in dem tatsächlich das aktuelle Parlament zusammen kommt, bevor wir über eine unscheinbare Nebentreppe zurück geführt werden. Natürlich denken wir daran, unseren Korkenzieher abzuholen (das ist auch ganz wichtig, denn er war ein Hochzeitsgeschenk!).
Im Lapidarium, einem unterirdischen Raum hinter dem Parlamentsgebäude, sind einige Originalstücke ausgestellt, die wir uns natürlich auch noch ansehen.
Für das Essen suchen wir uns wieder die kleine typisch ungarische Kneipe Tüköry Etterem, essen Gulasch- und Tomatensuppe, Salat und überbackenes Hähnchensteak. Alles ist sehr lecker. Nebenan ist die Markthalle, in der wir die Weinverkostung gemacht haben. Hier sind noch die Obst-, Fleisch-, Käse- und Kuchenstände. Wein könnten wir in Flaschen kaufen - aber das schöne Flair vom Sonntag ist nicht mehr da - also gehen wir wieder.
An der Kettenbrücke vorbei flanieren wir an der Donau entlang. Auf einem Geländer sitzt "Die kleine Prinzessin", die wohl neueste der vielen Bronzefiguren der Stadt.
Wir wollen zur Pester Redoute, einem Ausstellungshaus. Wie schon so oft interessieren uns die textilen Exponate weniger; das Gebäude ist aber so toll, dass wir trotzdem hinein gehen. Zusätzlich gibt es noch einen tollen Blick von der Panorama-Terrasse auf die Donau, den Burgpalast, die Fischerbastei und die Matthiaskirche.
Wir beobachten, dass einige Schiffe dort unten keine Restaurantkähne, sondern rundfahrende Boote sind und haben damit unser nächstes Ziel. Auf der Dömös bekommen wir jeder ein Begrüßungsgetränk und ein paar Kopfhörer, über die in den verschiedensten Sprachen die entsprechenden Informationen gegeben werden. Wir fahren zunächst durch die Kettenbrücke bis zur Margaretenbrücke, wenden und fahren zurück, dann durch die Elisabeth-, die Freiheits- und die Petöfibrücke (die einfachste von allen - nach einem Dichter und Volkshelden benannt) bis zur Rákóczi-Brücke, die 1996 für die Weltausstellung gebaut wurde, welche dann aber doch nicht stattfand. Unterwegs werden wir auf die vielen Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht, die wir ja schon gesehen haben. Es gibt interessante Informationen dazu, außerdem auch zur Donau selbst und zur Geschichte Budapests. Wir sehen die erst in den 2000ern fertig gestellte Kunsthalle mit dem Ludwigmuseum. Nach etwa einer Stunde gehen wir wieder an Land und wenden uns materiellen Dingen zu.

Für Inis Sohn kaufen wir ein T-Shirt im Hardrock-Café (das ist inzwischen Tradition), in einem Feinkostladen erstehen wir zwei Flaschen Tokaji - trockenen für mich und süßen für Andreas, dann gehen wir zielgerichtet zu dem Marzipanstand und kaufen Petits für mich (Weißwein, Schoko/Nougat, Himbeere, Apfel/Zimt), bevor wir wieder in der Bierkneipe "Ördög Sarok" einkehren. Weil drinnen alles besetzt ist, müssen wir diesmal draußen sitzen - zum Glück sind wir warm genug angezogen. Wir überlegen, mit der Straßenbahn zum Hotel zurück zu fahren, gehen dann aber doch zu Fuß - natürlich den kürzesten Weg.
 
24.3.2016
Mit der Straßenbahn können wir von unserem Hotel bis auf die Margaretenbrücke fahren und spazieren von hier aus über die Insel, die nach der Heiligen Margarete benannt wurde, die hier in einem Dominikanerinnenkloster lebte, von dem es jetzt aber nur noch einige Ruinenreste gibt. Die Insel lädt nicht nur Spaziergänger, sondern auch Sportler ein; neben dem Gehweg ist sogar ein Jogger-Weg eingerichtet, damit die Läufer ungestört ihre Runden drehen können. Der tolle Springbrunnen, an dem musikalische Wasserspiele präsentiert werden sollen, ist leider außer Betrieb. Der Rosengarten ist um diese Jahreszeit natürlich auch noch kein Reißer.
In einem kleinen Zoo leben Rehe, Pferde, Störche, Pfauen, Greifvögel und einige lustige Hühner- und Gänsearten, die wir noch nie gesehen haben. Wir sehen die Tiere aber nur von außen, denn der Zoo ist leider auch geschlossen.
Am Wasserturm und der St Michaels-Kirche vorbei spazieren wir zum Ende der Insel. Auf dem Musikbrunnen steht eine Neptunfigur, die wie eine Sonnenuhr funktionieren, sich innerhalb der 24 Tagesstunden einmal drehen und dabei immer zur Sonnen schauen soll. Jetzt dreht er ihr aber sein Hinterteil zu. Wir beobachten ihn etwa eine halbe Stunde und können keine Bewegung feststellen. Kurz nach 12 beginnt die zur vollen Stunde versprochene Musik. Das Werk, das früher mit Wasser betrieben wurde, funktioniert jetzt elektrisch. Wir hören zwei mittelalterlich anmutende Stücke. Auf dem Rückweg kommen wir wieder am Wasserturm vorbei. In 52 m Höhe gibt es eine Plattform, von der ein prächtiger Ausblick versprochen wird. Weil wir davon schon eine ganze Menge hatten, verzichten wir darauf. Am Paladins-Strandbad wird gerade mächtig gewerkelt. Wir können nicht erkennen, ob das bestehende Gebäude erweitert, renoviert oder abgerissen werden soll.
Auf der Pester Seite wurde uns genau der Donau gegenüber das Dunapark-Café empfohlen. Wir finden es hinter einem Baugerüst - einen Eindruck vom Äußeren des Gebäudes bekommen wir also nicht. Drinnen gefällt es uns aber gut. Weil ich mich überhaupt nicht entscheiden kann, bestellen wir vier Stück Kuchen, die alle superlecker sind und weniger als 1 € kosten.
Auf dem Rückweg kehren wir in eine kleine typisch ungarische Eckkneipe "Pozsonyi Kisvendeglö" ein, weil wir auch noch etwas Herzhaftes brauchen. Die Speisekarten sind sechssprachig (ungarisch, englisch, deutsch, französisch, italienisch, russisch), die Kellnerin ist total nett und spricht gut Englisch. Wir bestellen ein Gulasch mit Gnocchi, ein Putengeschnetzeltes mit Kartoffelbrei und einen Gurkensalat - dazu ein Bier, ein Glas Weißwein und ein Wasser. Die Portionen sind riesig und schmecken so lecker, dass wir trotzdem beide alles aufessen. Insgesamt bezahlen wir nicht einmal 20 €. 
Wenigstens einmal wollen wir unser lustiges Straßenbahnendstationfahren machen. An der Margaretenbrücke startet die Linie 2, mit der wir an der Donau entlang fahren und uns bis zur Rákóczi-Brücke noch einmal alles anschauen können. Auf der Rückfahrt steigen wir am Four-Seasons-Hotel aus, das früher der Gresham-Palast war. Weil es von außen so imposant ist, wollen wir es auch von innen sehen. Und wenn wir nicht so kugelrund vollgefuttert wären, könnten wir hier sogar einkehren - die Preise im Restaurant sind für dieses Haus erstaunlich günstig.
Als letzte Sehenswürdigkeit steht jetzt noch die Große Synagoge auf dem Plan. Mit ihren Zwiebeltürmen bietet sie schon von außen einen sehr imposanten Anblick. Innen ist sie wie eine Kirche sehr prunkvoll eingerichtet, im Innenhof ist ein Friedhof angelegt.
Weil es an den letzten Tagen so schön war, gehen wir noch einmal in die Bierkneipe "Ördög Sarok". Der Abend ist noch jung und wir haben noch vier Fahrscheine übrig. Also steigen wir einfach in die nächste Straßenbahn und lassen uns noch ein bisschen durch die Budapester Straßen gondeln. Auf der Rückfahrt landen wir am Deak Ferenc ter, einem turbulenten Verkehrsknotenpunkt, von dem aus wir unseren bekannten Weg zum Hotel laufen können.
 
25.3.2016
Weil wir jahrelang traditionell zum Osterfest an den Balaton gefahren sind, darf ein Abstecher dorthin natürlich nicht fehlen. Wir buchen ein Zimmer in Balatonfüred, checken hier zur Mittagszeit ein und fahren erst einmal weiter nach Tihany zu der schönen Barockkirche.
Im Marzipanmuseum bin ich zum einen fasziniert von den tollen Werken, die dort ausgestellt sind; zum anderen jammert es mich schon, dass das leckere Material dort in den Glasvitrinen vor sich hin altert. Da ich in Budapest schon so viel Marzipan gegessen habe, bin ich diesmal bescheiden und kaufe nur zwei kleine Stückchen, die natürlich auch schnell den Weg in meinen Kullerbauch finden.
Plan war außerdem, hier schöne Weine zu probieren und zu kaufen. Darauf ist aber noch niemand eingestellt; also nehmen wir die besten Angebote bei Spar, Tesco und Aldi mit. Eine erste Verkostung auf dem Balkon unseres Hotels zeigt, dass wir gut gewählt haben. Für das Abendessen hätten wir am liebsten eine der schönen Fischbuden direkt am Ufer des Balaton genutzt; die sind aber leider alle geschlossen. Wir vermuten, dass es hier erst im April richtig los geht - wir sind also mal wieder zu früh dran.
Das Restaurant Borcsa Etterem ist das einzige geöffnete in der Reihe und wir bekommen einen schönen Fensterplatz mit Blick auf den Balaton. Andreas erklärt dem Kellner, wie er seinen Fisch gern hätte. Der zeigt uns daraufhin einen riesigen gefrorenen Zander und bietet uns an, diesen in 50 Minuten zubereiten zu lassen. So viel Fisch schaffen wir dann aber doch nicht. Andreas nimmt eine Platte mit verschiedenen Stücken - Karpfen, Lachs, Wels und Zander - ist damit nicht ganz so zufrieden (es ist eben nicht das, worauf er sich gefreut hatte); ich bekomme eine Pilzsuppe und Putenschnitzel - das schmeckt alles sehr gut.
 
26.3.2016
Auf der Heimfahrt machen wir noch kurz Halt in Pannonhalma, um uns  das Benediktinerkloster anzusehen, das hoch oben über der Stadt auf dem Martinsberg thront. Weil wir keinen geeigneten Parkplatz finden, schauen wir uns das Gebäude nur von außen an und genießen den Blick von oben. Dann geht es nach kurzen Futter- und Tankstopps in Tschechien zielgerichtet zurück nach Hause.
 

 

© Gaia-Percussion
Texte und Fotos unterliegen dem Copyright der Gaia-Percussion und dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Copyright-Inhabers an anderer Stelle verwendet werden.
Der Inhalt aller hier verlinkten Internet-Seiten und weiterführender Links liegt außerhalb unserer Kontrolle; wir übernehmen dafür keine Verantwortung.