Polen/Baltikum 2011
Polen ˡ
Litauen
ˡ
Lettland
ˡ
Estland
ˡ
Lettland
In
Richtung Russland fahren wir als erstes durch Polen. Wir freuen uns
auf die Ostseeküste, die Masuren und sind gespannt, was wir noch
alles so entdecken werden. Unser Auto ist voll gepackt. Das macht
uns schon ein wenig Sorgen - wir werden es also immer gut im Auge
behalten. Danach geht es weiter durch die drei baltischen Staaten
(zum Glück kann man sich die Reihenfolge gut merken, weil sie
tatsächlich absteigend nach dem Alphabet sortiert sind):
Litauen,
Lettland,
Estland
Das Ende krönt das Werk. |
26.7.2011 – 416km Hauptziel ist zunächst die Ostsee. Wir sind erstaunt, dass wir hier schon einen Zipfel der Masuren streifen. Auffällig häufig sind unterwegs die Storchennester (meist mit vier schon fast gleich großen Bewohnern), Songs der Saragossa-Band im Radio und Fußgängerüberwege! (Ich glaube aber, ich bin die einzige, die anhält – der hinter uns musste ganz schön auf die Bremse treten, so hab ich ihn damit überrascht. Warum gibt es nur so viele Überwege, wenn die Autofahrer sie sowieso geflissentlich ignorieren??) |
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Die Straßen sind zum großen Teil wunderbar neu asphaltiert (mit Fördermitteln der Europäischen Union); es gibt aber auch noch viele Holperpisten. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen sind zwar etwas nervig – aber IMMER berechtigt (auch wenn keine Blitzer warten!). Gegen 19 Uhr merken wir schon, dass es langsam dunkel wird. Also halten wir Ausschau nach einem geeigneten Übernachtungsplatz, den wir am Rand eines Maisfeldes finden. Nach einem leckeren Abendessen aus der Kühlbox kann ich mich in Ruhe um mein Tagebuch kümmern und den Sonnenuntergang genießen, während sich Andreas damit plagt, die Mückennetze zu befestigen. Eigentlich geht es gar nicht; aber irgendwie schafft er es dann doch – so kenn ich ihn! (An den Stellen, die nicht halten, arbeite ich noch mit etwas Tesafilm nach!) |
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Weil es feucht
und kühl wird, setzen wir uns ins Auto und amüsieren uns köstlich
über die ausgesperrten Mücken, die sich an unseren Netzen die Nasen
platt drücken – keine Chance! (zumindest hier und jetzt nicht) |
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27.7.2011 – (+
274km) 690km Der erste Teil unserer heutigen Fahrt ist äußerst baustellenlastig. An etwa 10 Ampeln (gefühlt waren es weit mehr!) warten wir jeweils etwa 5 Minuten (gefühlt war es weit mehr!) und schaffen es dennoch, nach fast 2 Stunden an der Ostsee zu sein. Die Orte sind touristisch voll erschlossen. Nach langer Suche finden wir aber doch einen kostenlosen Parkplatz mit direktem Strandzugang. Obwohl es recht kühl und windig ist, sind unheimlich viele Menschen am Strand. Wir beobachten, wie ein „Piratenschiff“ in See sticht und fahren dann lieber weiter, um uns ein gemütliches Plätzchen fürs Mittagessen zu suchen. Eingekehrt wird noch nicht – zuerst muss das gute deutsche Vollkornbrot gegessen werden - mit guter Thüringer Knackwurst und leckerem Ziegenkäse. |
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Wir würden so
gern eine Nacht direkt an der Ostsee verbringen und fahren deshalb
auf einem kleinen total holprigen und ausgewaschenen Weg durch den
Küstenwald. Für solche Straßen haben wir dieses Auto gekauft! Ich
fahre im Schritttempo und lasse die Radfahrer überholen. Klappt auch
gut, nur unser Fahrradgepäckträger setzt ab und zu mal auf. Ans
Wasser kommen wir leider nur zu Fuß; da es inzwischen kräftig
regnet, sind nur wenige Strandbesucher da. Wir finden eine Lichtung,
auf der Einheimische campen. Da stellen wir uns doch einfach mit
dazu. In null komma nix sitzen wir unter unserem Schirm mit am
Lagerfeuer, teilen erst unser Futter und später die Getränke. Von
den Polen gibt es Wodka und Beerenwein. Wir stellen Rum und
Radeberger Kräuterlikör auf den Tisch. Die Kommunikation
funktioniert mit einem Geholper aus polnischen, russischen,
deutschen und englischen Brocken. Die Runde wird immer größer und
immer lustiger. Je feuchter die Kehlen werden, desto mehr Vokabeln
fallen uns aus längst vergangenen Schulzeiten ein – schließlich
haben wir alle mal russisch gelernt! Gegen Mitternacht ziehe ich
mich dann trotz vehementer Proteste zum Schlafen ins Auto zurück.
Andreas feiert noch weiter, bis es hell wird. An viel mehr kann er
sich aber nicht erinnern. |
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28.7.2011 – (+
265km) 955km |
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[Von unseren 5 Reisetaschen und meiner prall gefüllten Schultasche abgesehen haben wir für den Umzug nach Moskau eingepackt: eine Couch (zum aufblasen), 2 Betten (Platz sparende Klappmatratzen), 2x Bettzeug (je 2 Sommer- und Winterschlafsäcke, die wir erst einmal als Kopfkissen und Decke nutzen), einen Tisch (guter alter DDR-Campingklapptisch), 2 Sessel (klappbare Regiestühle), außerdem einen Benzinkocher + Topf, Pfanne und Besteck für 6 Personen (es könnten ja mal Gäste kommen), eine große Alukiste mit unseren beiden Laptops und allen möglichen anderen elektronischen Notwendigkeiten, 10 – jetzt nur noch 9 – Flaschen Radeberger Likör, 3 – jetzt nur noch 2 – Flaschen Rum und natürlich die beiden Fahrräder - nicht zu vergessen: wir schlafen auch noch mit im Auto!] |
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In Malbork umrunden wir die tolle mittelalterliche Festung nur mit dem Auto. Hier sind die Parkplätze zwar kostenpflichtig und somit bewacht; aber dazu haben wir auch nicht das richtige Vertrauen. |
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Hunger! Leider regnet es mal wieder in Strömen und das Futter ist so gut verpackt, dass wir nicht von innen da ran kommen. Wir fahren also weiter, bis es wieder heller und trockener wird und halten dann an einem nicht wirklich gemütlichen Platz direkt an der Straße. Endlich – kurz nach 18 Uhr – Frühstück!!! |
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Gut gestärkt erreichen wir am Abend
noch die Masuren. An unserem heutigen Schlafplatz werden wir so von
Mücken umschwirrt, dass wir unsere Betten lieber bauen, ohne die
Türen zu öffnen – geht alles! Die Wiese ist voller Insekten, die
uns aus Leibeskräften eine Kleine Nachtmusik zirpen, summen, sirren,
brummen … |
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29.7.2011 –
(+ 372km) 1327km Das erste Picknick gibt’s heute schon zur Mittagszeit – zwar direkt an der Straße, dafür aber mit einem genialen Ausblick. |
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In Reszel entdecken wir eine wunderbar erhaltene Burg eines deutschen Ritterordens. Der Eintritt kostet pro Person 3 Zloty (0,75€), der Wärter passt auf unser Auto auf – so können wir in aller Ruhe in die Folterkammer hinab steigen, dann die Aussicht vom Turm genießen und zum Abschluss noch leckeren Kakao und Kaffee trinken. |
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Nächster Halt ist in dem Wikingerdorf Galindia - die Schnitzereien und Skulpturen sind genial; ansonsten ist alles sehr halbherzig hergerichtet – Andreas' geübter Handwerkerblick erkennt schnell, dass die Gebäude nicht wirklich Holzhäuser, sondern nur normal gemauert und dann verkleidet sind. In den Innenräumen sind manchmal einfach nur Viertelstämme in irgendwelche Ecken gebaut – und das soll dann nach Wikingern aussehen? Wir bleiben nicht lange, genießen aber den Spaziergang am See entlang, weil wir ja doch schon ganz schön lange im Auto gesessen haben. |
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Kurze Lagebesprechung – etwa 250 km südlich von uns ist noch ein Nationalpark – wollen wir? Ja, wir wollen!! Der Weg führt uns schon fast an der weißrussischen Grenze entlang. Die Häuser in den Dörfern entsprechen haargenau unseren Vorstellungen des typischen Polens – uralt, aus Holz mit Blechdächern oder Holzschindeln (daneben meist nagelneue Autos) – aber auf jeden Fall schön!! Als wir gegen Abend wieder einen geeigneten Schlafplatz suchen, denken wir, in einem Kiefernwald etwas Schönes gefunden zu haben. Hier umschwirren aber binnen kürzester Zeit so viele überdimensional große Pferdebremsen das Auto, dass wir schnell die Flucht ergreifen. Da die Gegend sehr dicht besiedelt ist, wird es schwierig und die Dämmerung droht. Schließlich landen wir auf einer Wiese, die gerade vom Abenddunst eingehüllt wird. Das Bild ist fantastisch; aber leider umkreisen uns in der Feuchtigkeit natürlich auch wieder viele Mücken. Während Andreas das Abendbrot bereitet, wird er trotz seiner Antibrumm-Vorsorge fast aufgefressen. Wir verziehen uns also schnell ins Auto. Im Gegensatz zu den Pferdebremsen sind die Mücken morgen Vormittag wenigstens weg! Weil er wolkenlos
ist, ist der Himmel sternenklar. Der große Wagen steht genau über
uns und ich werfe einen letzten Blick auf die Kassiopeia, bevor ich
einschlafe – ist DAS schön! |
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30.7.2011 –
(+ 271km) 1598km |
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Während des gesamten Nachmittags regnet es wieder in Strömen. Wo wir per Verkehrsschild eben noch vor Büffeln gewarnt wurden, werden jetzt plötzlich Elche angedroht. Auf der Straße vor unserem Auto erscheint aber weder das eine noch das andere. Gegen Abend wird
das Wetter dann besser. Wir gönnen uns ein Hotelzimmer und radeln
erst einmal noch eine Runde durch den umliegenden Kiefernwald. Jetzt
sind wir richtig reif für eine Dusche. Danach geht's zum Diner. Weil
eine Hochzeitsgesellschaft die Räumlichkeiten belegt, werden wir
gebeten, in einem Raum neben der Rezeption zu essen – dem einzigen
Bereich mit Internetzugang – nicht wirklich Pech! Es gibt eine gute
Suppe, Kartoffeln, Rotkraut, Möhren und mit Ei gefülltes
Hühnchenfleisch, zum Nachtisch Gebäck in Rhabarberaspik – alles
lecker – und untermalt von der Musik der Hochzeit nebenan! |
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31.7.2011 |
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