Gaia-Percussion

Reisen

Polen/Baltikum 2011

Polen ˡ Litauen ˡ Lettland ˡ Estland ˡ Lettland

Bedenke, was du verlieren kannst, dann wirst du verschmerzen, was du noch nicht erworben hast.
Lettisches Sprichwort

4.8.2011 –  (+ 322km) 2948km
Auffälligster Unterschied zwischen Lett- und Estland ist die Storchenpopulation – hier steht manchmal sogar einer vor uns mitten auf der Straße oder einer fliegt im Sinkflug darüber hinweg. Ein Warnschild, dass Störche kreuzen könnten, finden wir aber nicht – nur wieder mal eins, das mit Elchen droht; aber die verstecken sich zum Glück im Wald. Es dauert lange, bis wir einen Schlafplatz finden – nur noch 2 ½ Stunden bis zur russischen Grenze.
 

5.8.2011 –  (+ 191km) 3139km
Wir stehen 600 km vor Moskau – aber wir kommen in friedlicher Absicht!

„Stehen!“ – im wahrsten Sinne des Wortes!
 

11.39 Uhr – Wir reihen uns in die etwa 500m lange Warteschlange ein. Das kann ja soo lange nicht dauern!

12.39 Uhr – Wir werden ab und zu von LKWs überholt, auch einige Pkws fahren vorbei – ansonsten passiert nichts.

13.39 Uhr – Ich laufe mal zur Grenze vor: die rechte Spur für LKWs hat eine grüne Ampel, die linke für Pkws und Busse eine rote – dauerhaft, ständig! In der wartenden Autoschlange ist keine Unruhe zu spüren. Die Menschen nehmen das Warten gelassen hin – schlafen, telefonieren, machen sich bekannt und ein Schwätzchen. Andreas will sich das auch ansehen, aber er ist zu faul zum Laufen und nimmt das Rad. Es passiert nichts.

14.03 Uhr – Ein erstes Hupkonzert der vorn stehenden Autos führt zu keinem Erfolg. Für mich ist die Wartezeit eine gute Gelegenheit, das Tagebuch in den Rechner zu tippen – Andreas fährt Fahrrad. Es passiert weiter nichts.

14.29 Uhr – Der Wahnsinn – ich bin ein ganz schönes Stück nach vorn gefahren!

14.45 Uhr – Und noch ein Stückchen! Andreas ist wieder da – ich tippe weiter, er hört Musik (viele Grüße an Ronald!!).

14.56 Uhr – Na gut, ein kleines bisschen!

16.20 Uhr – Noch ein kleines bisschen!

16.36 Uhr – Ein zweites Hupkonzert bringt wieder nichts.

17.49 Uhr – Oh, das war ein Schwung! Jetzt können wir sogar schon die rote Ampel erkennen. Weil viele der Wartenden draußen unterwegs sind, können bei den Vorwärtsschüben nicht alle Autos los fahren. Die vorübergehend führerlosen Fahrzeuge werden zwar überholt; aber ihr Platz in der Schlange wird frei gehalten, so dass sie sich dann wieder einordnen können.

18.25 Uhr – Picknick im Auto,

18.37 Uhr – es geht ein kleines bisschen vorwärts,

18.40 Uhr – gleich noch mal ein bisschen,

18.49 Uhr – und noch mal ein bisschen,

18.53 Uhr – noch mal ein kleines bisschen – jetzt sind nur noch sechs Autos zwischen uns und der ersten Schranke. Es werden aber leider immer mehr, weil sich einige Autofahrer vorne anstellen. Da keiner was dagegen hat, gehen wir mal davon aus, dass die entweder gaanz wichtig oder gaanz reich sind.

22.05 Uhr – Wir sind drin! Zwar noch nicht an der ersten Kontrollstation – aber immerhin hinter der Schranke. Meine Hoffnungen steigen wieder, heute noch hier durch zu kommen.

22.35 Uhr – Der erste Beamte möchte nur die Fahrzeugpapiere sehen; ich bestätige, dass wir zu zweit sind, bekomme einen gestempelten unterschriebenen Zettel und – darf ein Stück weiter fahren.

22.54 Uhr – Es folgt die erste Passkontrolle. Die Beamtin möchte meinen Führerschein sehen, dreht eine Runde ums Auto (ohne wie bei den andern hinein zu schauen), stempelt und unterschreibt dann meinen Zettel. Am Zollhäuschen wird der Zettel noch mehrmals gestempelt und unterschrieben und – wir dürfen ein Stück weiter fahren.

23.08 Uhr – An der nächsten Station darf ich meinen Zettel wieder abgeben und – ein Stück weiter fahren.

23.52 Uhr – Wir bekommen von einer sehr netten russischen Beamtin, die lieber englisch mit mir spricht, weil mein Russisch so schlecht ist, die Migrations-Karte zum Ausfüllen und – dürfen ein Stück weiter fahren.

00.02 Uhr – Einem russischen Grenzer scheint es zu lange zu dauern, bis wir endlich mit dem Ausfüllen der Karte fertig sind. Etwas ungeduldig weist er uns in die nächste Warteschlange ein.

02.48 Uhr – Weil sich nichts tat, hatten wir uns in die Betten gelegt. Zum Glück merke ich aber schnell, dass es jetzt weiter geht. An der Passkontrolle gibt es keine Probleme. Schwierig wird es nur, das Formular für die Einreisedeklaration auszufüllen, denn das gibt es nur auf Russisch. Mit Hilfe meines guten Wörterbuches schaffen wir eine ganze Menge, aber eben nicht alles. Die Beamtin ist sehr freundlich und hilft uns geduldig bei den restlichen Daten – alles ausschließlich auf Russisch!

03.36 Uhr – Wir sind fertig, bekommen ein freundliches „Do swidanja!“ als Zeichen dafür, dass wir jetzt wirklich fahren dürfen, werden an der letzten Schranke auch nicht mehr aufgehalten, sondern ohne jeglichen weiteren Kontrollversuch mit einer netten Handbewegung ins russische Land eingewiesen, schlagen aber gleich einen Haken auf den anliegenden Parkplatz – schlafen! Da mein Kopf russisch schwirrt, ist das aber erst mal leichter gesagt als getan.

Dass es jetzt schon kurz vor 5 ist, liegt glücklicherweise an der Zeitumstellung.

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