Gaia-Percussion  

Reisen

Wenn man den Fluss hört, ist Wasser drin.
spanisches Sprichwort

5.2.2023
Da wir uns relativ kurzfristig für unsere Reise nach Teneriffa entschieden haben, hatte ich nur einige Wochen Zeit, um meine Spanischkenntnisse aufzufrischen. Ich hoffe, dass wir damit gut durch den Urlaub kommen. In unserer Vorbereitung haben wir gelesen, dass der Insel die deutschen Besucher fehlen. Unser Flug bestätigt diesen Eindruck. Um uns herum klingt es hauptsächlich polnisch, englisch und spanisch. Ein paar Asiaten sind auch an Bord.
Nach etwa einer Stunde haben wir Gepäck und Mietwagen. Da es keinen Weg quer durch die Insel gibt, umrunden wir sie zur Hälfte und schauen uns dabei schon die erste Sehenswürdigkeit, den Steinbogen von San Miguel de Tajao, an.
Nach einem eher unfreiwilligen Abstecher durch die Hauptstadt Santa Cruz, weil wir eine Abfahrt verpasst haben, kommen wir gut in Puerto de la Cruz an unserem Hotel Las Aguilas an. Leider gibt es unsere Reservierung hier nicht. Wir können zwar unsere Zahlung nachweisen und erreichen auch telefonisch einen Mitarbeiter unseres Reiseunternehmens. Geklärt wird aber nichts. Zum Glück gibt es eine freie Suite, die wir für diese Nacht nutzen können. Es regnet und wir sind ganz schön kaputt, also bleiben wir heute im Hotel. Zum ersten Mal erleben wir in einem All-inclusive-Angebot qualitativ hochwertige Getränke. Wir entscheiden uns für roten Martini, nutzen dann die Massagebadewanne, lassen uns das Essen schmecken und gehen zeitig schlafen, um morgen wieder fit zu sein.
6.2.2023
Der Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und der guten Nachricht, dass wir in unserem Zimmer bleiben dürfen.
Mit einem Shuttlebus fahren wir von unserem Hügelhotel ins Stadtzentrum hinunter. Auf der Suche nach den empfohlenen Sehenswürdigkeiten müssen wir uns erst einmal unzählige Stufen wieder hinauf kämpfen. Die bunte Agatha-Christie-Treppe hat nur ein paar bemalte Stufen, die nicht mal ein Foto wert sind. Die Ranilla-Brauerei gibt es nicht - zumindest nicht an dem angegebenen Googlemaps-Punkt. Den Botanischen Garten wollen wir nicht. Was "Der Pott" sein soll, weiß ich auch nicht - das ist gar nichts. Der Municipal-Market ist ein wenig bemerkenswertes Einkaufszentrum. Und trotzdem finden wir alles total schön und fühlen uns sehr wohl.
Am Strand ist es natürlich der berühmte schwarze Sand, der uns fasziniert. Das Castello am Ufer ist ein kleines geschlossenes Gemäuerchen. Wir bummeln weiter am Atlantik entlang. Die Brandung auf dem schwarzen Lavagestein ist total cool anzusehen. Am liebsten würden wir eine Bierpause einlegen, aber es gibt leider keine Lokale, die unsere Lieblingssorten im Angebot haben.
Fündig werden wir schließlich in einem kleinen Supermarkt. Mit zwei leckeren IPA setzen wir uns auf eine Bank am Plaza del Charco und freuen uns an dem herrlichen Sonnentag. Auf den Steinen im Wasser entdecken wir große Krabben, die genau wie wir die warmen Sonnenstrahlen genießen.
Die Bateria de Santa Barbara entspricht schon mehr unserer Vorstellung eines Castillos.
Kaum sind wir zurück am Busshuttle hat uns auch das Wetter wieder eingeholt und es beginnt in Strömen zu regnen. 
 
7.2.2023
So nass, wie der gestrige Tag endete, beginnt der heutige. Es gießt wie aus Kannen, an einen Spaziergang ist also nicht zu denken. Deshalb fahren wir mit unserem Mietwagen in Richtung Westen. Die Jeito-Brauerei wird über Google-Rezensionen sehr empfohlen, ist aber leider auch wieder nicht zu finden.
In La Guancha fahren wir bis an die äußerste Landspitze Charco del Viento. Eine kurze Regenpause lässt uns einen gigantischen Blick auf mehrere Naturbecken inmitten von schaumumspülten Felsen werfen.
In dem kleinen Örtchen Icod de los Vinos steht ein riesiger jahrhundertealter Drachenbaum. Wir schauen ihn von der Aussichtsterrasse aus an, die dem Eingang des Parks direkt gegenüber liegt. Nach einer kleinen Bummelrunde müssen wir schnell wieder zurück zum Auto, weil der Regen uns eingeholt hat.
Im Teno-Gebirge fahren wir durch die tiefhängenden Wolken und die Scheibenwischer haben straff zu tun. Auf 1117 m Höhe haben wir bei 8°C den Scheitelpunkt erreicht. Jenseits der Berge kommen wir nach Los Gigantes. Die Felsformationen machen ihrem Namen alle Ehre. Unglücklicherweise ist der Ort so touristisch überlaufen, dass wir keinen geeigneten Parkplatz finden und deshalb nicht einmal ein Foto dieser gewaltigen Naturschönheit schießen können. 
Zurück im Hotel kann ich mir nicht verkneifen, der Jeito-Brauerei unsere Enttäuschung mitzuteilen. Prompt bekomme ich die Antwort, dass wir uns per WhatsApp (wäre möglich) oder Facebook (haben wir nicht) hätten anmelden sollen. Naja, vielleicht versuchen wir es ja später noch einmal.
 
8.2.2023
Heute morgen bekommen wir eine Einladung der Ranilla-Brauerei. Wir bitten die Rezeptionista, telefonisch Kontakt aufzunehmen und verabreden uns in einer Stunde. Für den Fußweg in die Stadt hinunter brauchen wir etwa 35 Minuten - da steht der Brauer Nicolas schon an der Tür und erwartet uns. Sichtlich aufgeregt zeigt er uns seine Mikrobrauerei, die er auf engstem Raum im Keller seines Wohnhauses betreibt. Wir kommunizieren in einem herrlichen Englisch-Deutsch-Spanisch-Kauderwelsch, probieren ein American Pale Ale direkt aus dem Gärungstank, Porter und Amber Ale aus der Flasche. Letztendlich lässt er uns auch noch das frische Session Ale kosten, das erst vor zwei Tagen abgefüllt worden ist. Besonders bemerkenswert ist bei allen Sorten die frische Fruchtigkeit auf der Zunge und die angenehme Bitternes, die sich erst etwas später im Rachen entwickelt.   Nachdem uns Nico erklärt hat, dass Ranilla "kleiner Frosch" bedeutet, verstehe ich im Nachhinein die verwunderten Gesichter der Einheimischen, die ich dann vorgestern auf der Suche nach dem Weg gefragt haben muss, wo der kleine Frosch sein Bier macht.
Natürlich können wir nur wenige Flaschen zum Mitnehmen kaufen. Die genießen wir dann auf einer Bank an der Uferpromenade mit Blick auf die tobende Brandung. Meterhohe Wellen brechen sich am Gestade, wo vorgestern noch Menschen badeten. Das ist eben die Faszination der Gezeiten.
  
9.2.2023
Wegen des wolkenverhangenen Himmels verschieben wir den Ausflug zum El Tiede und fahren in Richtung Osten. Erster Halt ist der La Quinta Garten in Santa Ursula. Eine eher schaurig anzusehende bepflanzte Figur ist hier scheinbar das Highlight.
Weiter geht es zum Anaga-Nationalpark. Wir fahren in die Wolken hinein und erkennen dadurch leider nur noch unser direktes Umfeld mit Bäumen und Felsen, die absolut sehenswert sind. Plötzlich umfängt uns ein sehr angenehmer Geruch, den wir weder beschreiben noch zuordnen können. Da alle Parkplätze restlos belegt sind, können wir leider nicht aussteigen, um ihn intensiver zu genießen. Ansonsten stört uns das nicht weiter, weil wir sowieso keine Lust auf einen Regenspaziergang haben.
In der Hauptstadt Santa Cruz zwingen uns diverse Staus zum Halten. Ansonsten versuchen wir zügig hindurch zu kommen, um in die alte Hauptstadt La Laguna abzubiegen, deren historisches Zentrum als UNESCO-Weltkulturerbe ausgewiesen ist. Die Blicke aus dem Auto müssen mal wieder genügen, weil auch hier alle Parkplätze besetzt sind.
Auf dem Rückweg besuchen wir noch die Tacoa-Brauerei, deren Wahlspruch 0% BULLSHIT 100% CRAFTBEER genau unseren Geschmack trifft. Das Bier tut dies leider nicht. Nachdem wir 6 Sorten gekostet haben entscheiden wir uns doch gegen den Flaschenkauf.
 
10.2.2023
Heute strahlt die Sonne wieder, wir können also zum Vulkan El Teide fahren, der schneeweiß über dem Gebirge thront. Zuerst wollen wir unterwegs noch den Garten El Portillo ansehen. Hier bekommen wir aber mal wieder keinen Parkplatz und fahren deshalb gleich weiter. Auch im weiteren Verlauf sind alle Parkplätze restlos besetzt. Wir halten auf 2.200 m Höhe einmal kurz für ein paar Fotos der beeindruckenden Felsenlandschaft und werden dabei fast weggeweht. Darum ist es auch gar nicht schlimm, dass wir an der Seilbahn, die noch weiter nach oben führt, ebenfalls wieder keinen Platz für unser Auto kriegen. Die Vorstellung, bei einem solchen Sturm in dieser kleinen Gondel zu sitzen, ist nicht gerade einladend.
So verlassen wir die Berge und kurven uns die Serpentinen wieder hinunter, bis wir das Ufer auf der gegenüberliegenden Seite der Insel erreichen. Der Tag ist noch jung, also beschließen wir einen neuen Versuch zur Besichtigung der Stadt La Laguna zu wagen.
Und hier bekommen wir jetzt tatsächlich sofort einen Parkplatz. Die Freude währt nur kurz. Entweder kann uns Teneriffa nicht leiden (was so langsam auf Gegenseitigkeit beruht) oder die Wetterentwicklung ist normal für eine Insel. Jedenfalls wechselt es hier von: "Es gibt nur noch strahlenden Sonnenschein und keinen Regen mehr." zu: "Wir werden in kürzester Zeit pitschnass." Die Stimmung sinkt mit der Nässe. Auf dem Weg durch die Stadt finden wir nichts, was uns zum Verweilen einladen würde. Also fahren wir zurück zum Hotel und haben somit heute die gesamte Insel umrundet.
 
11.2.2023
Auf der Hotelterrasse lassen wir uns die Sonne auf den Pelz brennen. Der letzte Tag ist unser Tag! Der Spaziergang in die Stadt führt uns zielgerichtet zum Restaurant Zicatela, denn hier wird das Bier der Ranilla-Brauerei angeboten.
Es ist ein hübsches verstecktes Gartenlokal, in dem die Einheimischen verkehren. Touristen gibt es hier nicht. Zum APA und Amber Ale der regionalen Brauerei gibt es Enten-Tacos und scharfe Shrimp-Baos.
Nach dem Bummel an der Promenade entlang sind wir supertapfer. Weil der samstägliche Bustransfer zum Hotel nur bis zum Mittag angeboten wird, laufen wir die 3 km steil bergauf zum Hotel zurück. 
 

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