Gaia-Percussion  

Reisen

Ein Narr wirft einen Stein ins Meer und Hunderte Weise können ihn nicht wieder heraus holen.
zypriotisches
Sprichwort

8.2.2020

Die Fahrt nach Berlin und der Flug nach Paphos klappen problemlos. An der Gepäckausgabe ist unsere Tasche die erste, die Hertz-Autovermietung leer, so dass wir unglaublich schnell mit dem Lenkrad auf der falschen Seite tapfer den Linksverkehr beachtend in unserem Hotel Crown Resorts Horizon landen.

Nachdem wir recht kritische Google-Rezensionen gelesen haben, sind wir positiv überrascht, futtern uns erst einmal durchs Buffet und machen uns dann gleich auf den ersten Spaziergang.
Wir brauchen nur 5 Minuten bis zum Mittelmeer und sind überwältigt von der tosenden See und bestaunen die brausenden Wellen, die sich vor uns aufbauen und am Strand brechen.
Dann geht es 5 km bergauf zu einer Brauerei-Bar, die ich ausgesucht hatte, weil unsere Lieblingsbiersorte IPA im Angebot sein soll. Das ist aber leider alle. Es gibt deshalb zwei Ausweich-Cidre, bevor wir uns wieder auf den Rückweg zum Hotel machen und nach einem leckeren Abendessen endlich dazu kommen, den in der letzten Nacht versäumten Schlaf nachzuholen.
 

9.2.2020

Nach dem gestrigen Sturm überrascht uns der Morgen (nun ja, eher der Mittag) mit absoluter Windstille. Wir starten mit der Besichtigung der Königsgräber. Der Einlass ist gesichert, aber nach dem wir unseren Obulus entrichtet haben, können wir überall herumspazieren, herauf und herunter, hinein und hinüber klettern; auf die gefährlichsten Stellen verzichten wir wohlweislich, amüsieren uns nur über eine weißhaarige Lady, die sich von ihrem Enkel überreden lässt. Der Blick auf das heute ruhige Meer fasziniert uns genauso wie der heftige Wellengang gestern.

Das Gelände um die Agia Kyriaki Chrysopolitissa ist auf wenig vertrauenerweckenden Holzstegen entlang zu besichtigen, die auf den zweiten Blick erkennbar wenigstens durch Eisenträger gesichert sind. Besonders gefallen uns die Marmorsäulen und erstaunlich gut erhaltene Bodenmosaike.
Auf der vergeblichen Suche nach einer Kirche mit Katakomben finden wir einen wunderbaren Aussichtspunkt der sich oberhalb eines recht frisch ausgegrabenen Amphitheaters befindet und noch auf keiner Karte verzeichnet ist.
Da haben wir uns doch schon die erste Pause verdient und gehen zielgerichtet zum "The old fishing shack". Der Barmann kennt sich richtig gut mit den Biersorten aus und bietet 55 verschiedene Bier-Sorten an. Ich probiere zwei IPAs (richtig lecker), ein APA (nicht so mein Geschmack) und mein autofahrender Andreas nimmt ein alkoholfreies Kirschbier, das ihm auch gut schmeckt.
Im archäologischen Park gibt es gleich jede Menge der antiken Sehenswürdigkeiten, die auf unserem Besichtigungsplan stehen. Andreas formuliert mal wieder so wunderbar zutreffend: Die Wege hier sind nicht gepflastert sondert mosaikiert. Ich liebe seine Wortspiele! Von hier aus sehen wir sogar das mittelalterliche Kastell, das direkt an der Hafeneinfahrt steht, uns jedoch nicht weiter anlockt.
Wir sind für heute fertig, kehren noch in das naheliegende Wooden Pub ein, um einheimisches Humor IPA vom Fass zu probieren (lecker) und fahren dann wieder zurück zum Hotel. Es war ein sehr schöner Tag.
 

10.2.2020

Das Frühstück haben wir mal wieder verschlafen; an der Bar gibt es aber noch kleine Snacks. So beginnt der Tag dann doch nicht mit ganz leerem Magen. Das Heiligtum der Aphrodite in Palaepafos ist unser erstes Ziel. Von den ehemals sicher sehr imposanten Bauten sind nur noch einige Steinhaufen übrig, allerdings wieder mit gut erhaltenen Bodenmosaiken. Das schönste und wohl auch bekannteste zeigt Leda mit Zeus in seiner Schwanengestalt. Allerdings gibt es das Original nur in der Ausstellung hinter Glas zu sehen. Besonders bemerkenswert sind die Ausgrabungsstücke aus Steingut, Lehm und Kalkstein, deren Herkünfte bis ins 14. Jahrhundert vor Christus zurück reichen. Und gerade die kleinen Stücke, wie Schalen, Krüge und Öllämpchen sehen aus wie gerade gekauft.

Am Felsen der Aphrodite soll die Schöne dem Schaum des Meeres entstiegen sein. Es ist ein wunderschöner Strand zu dem Touristen sicher unter der Straße hindurch geleitet werden. Zum Glück sind noch nicht so viele Touris unterwegs, so dass uns nur der Sturm an dem sonst windstillen Tag vom längeren Verweilen abhält.
Dass wir, um zum Haus von Eustolios und dem benachbarten Amphitheater zu kommen, in den britischen Bereich am südlichen Zipfel der Insel fahren, merken wir kaum. Einzig auffallend ist ein mit Stacheldraht gesichertes Armeegelände an der Straße. Die Steinreste der Villa von Eustolios sind gut geschützt und überdacht. Von einem Holzsteg aus sehen wir mal wieder die Bodenmosaike und antike Wasserleitungen, die aus kurzen Tonstücken zusammengesetzt worden sind. Unglaublich, dass es dem 5. Jahrhundert vor Christus entstammt.
Die Festung von Kolossi ist eine Burganlage aus dem 15. Jahrhundert. Auch hier können wir wieder ungehindert überall herumklettern, bis wir dann vom Dach aus zu einem herrlichen Panoramablick kommen. Auf dem Hof steht ein 200 Jahre alter 26 Meter hoher Palisander, dessen Umfang 4,80 Meter betragen soll. Ein benachbartes Gebäude, das für uns wie eine Kirche wirkt, wurde als Zuckerraffinerie genutzt. Der Bereich ist abgesperrt. Hier dürfen wir also nicht herumschnorcheln.
Eine halbe Stunde vor der Schließung erreichen wir ein mittelalterliches Museum, das im Palast von Lemesos untergebracht ist. Wir werden ohne weiteres noch eingelassen, sehen im Keller Grabplatten und Sarkophage, in den weiteren Etagen diverse Gefäße aus Keramik und Metall, liturgische Utensilien, Waffen und Rüstungen auf dem Dach dann letztendlich wieder den tollen Blick auf das Meer mit der Marina und die Gebirgslandschaft auf der anderen Seite. Für die Heimfahrt benötigen wir eine Stunde, kommen deshalb erst bei Dunkelheit am Hotel an.
 

11.2.2020

Von Regen lassen wir uns natürlich nicht abhalten und machen uns auf den Weg in Richtung Osten nach Lanarka.

 
Hier schauen wir uns als erstes das vollständig erhaltene Bekir-Pasha-Aquädukt aus dem Osmanischen Reich an
und besuchen dann ein direkt am Meer befindliches mittelalterliches Schloss, das eigentlich wieder eine Festung ist und augenscheinlich auch einmal in arabischer Hand war. In dem kleinen Museum gibt es kaum interessante Ausstellungsstücke. Hier gefallen uns die alten Fotos davon, wie die zyprischen Wehranlagen früher ausgesehen haben, am besten.
Wir bummeln auf der Strandpromenade entlang zu einer Brauerei-Bar, gehen aber gleich weiter, weil uns das Angebot nicht zusagt. Eine weitere Craftbeer-Bar öffnet erst in zwei Stunden. Solange wollen wir natürlich nicht warten. Also schauen wir uns nur noch die Lazarus-Kirche an, die schon von außen bemerkenswert und auch im Innenraum äußerst prunkvoll ausgestattet ist. Mir persönlich gefallen aber die schlichten Gotteshäuser besser.
Zum Stavrovouni-Kloster kostet es uns nur einen kleinen Abstecher auf dem Heimweg und wir sehen es schon von weitem hoch oben auf einem Berg thronen. Die erste Info auf einer Tafel heißt leider, dass der Besuch nur Männern gestattet ist. Allein will Andreas das natürlich nicht und so schauen wir uns lediglich die kleine aber auch mit sehr schönen Ikonen und Fresken gestaltete Kapelle aller Heiligen an. Wegen des ungemütlichen Wetters halten wir uns auch nur sehr kurz mit dem genialen Ausblick auf.
 

12.2.2020

Auf dem Weg zu den Adonisfällen ist vor uns ein riesiges Schlammloch, durch das wir uns mit unserem kleinen Mietwagen nicht hindurchwagen. Wir verzichten lieber.

Vor unserem nächsten Klosterbesuch hab ich mich kundig gemacht, ob ich da auch wirklich hinein darf. Ein weiteres musste ich wegen Frauenverbots streichen. Im Kloster des heiligen Neophytos bin ich aber willkommen. Der älteste Teil wurde im Jahr 1159 in den Felsen geschlagen. Hier ist noch ein Großteil der Fresken erhalten. Leider haben einige blöde Touristen ihre Kratzspuren darin hinterlassen. Dennoch ist es absolut großartig. Das Kloster selbst ist sehr modern restauriert und das Museum entgegen der ausgeschilderten Öffnungszeiten geschlossen. Wir werfen also nur einen kurzen Blick in die Kirche und einen überraschenden direkt aufs Meer hinunter.
Weiter geht es zu Aphrodite's Rock Microbrewery. Hier werfen wir den kurzen Blick auf die Brauanlage, probieren natürlich, wobei Andreas wegen seiner Fahraufgaben sehr bescheiden sein muss. Wir nehmen ein paar Flaschen IPA und diverse Cider-Sorten mit und wollen weiter zum nächsten Kloster.
Da es aber schon wieder anfängt zu regnen, planen wir kurzerhand um und fahren zur Humor-Brauerei in die Hauptstadt Nikosia. Es gibt weder eine Beschilderung an der Straße noch eine Werbung am Gelände. Weil Google-Maps aber meint, wir seien da, gehe ich in das Büro einer Art Werkhalle, um nachzufragen und bin hier tatsächlich genau richtig. Der freundliche junge Braumeister führt uns auch gleich zu seiner Anlage, erklärt uns alles und lässt mich verschiedene Biere kosten - eines sogar direkt aus dem Lagertank gezapft. Mein armer Andreas muss wieder zusehen, aber dafür kaufen wir eine Kiste vom leckeren IPA zum Trinken im Hotel.
Nachdem wir an den letzten Abenden dem Bingotreiben nur zugesehen haben, versuche ich heute auch mein Glück. Es gibt unsere eigenen leckeren Getränke dazu (natürlich besser als das All-inclusive-Angebot), geklappt hat es leider nicht.
 

13.2.2020

Auf dem Weg zum Timios Stavros Kloster kommen wir erst einmal durch die Tourimeile, auf der einheimische Köstlichkeiten angeboten werden.

Das Kloster ist gut erhalten und gefällt uns sehr. Besonders schön sind die Muster der Holzdecken und die Bogengänge, die uns rundherum führen und einen Ausblick auf die zum Teil für den Weinanbau genutzten Berge gewähren.
Durch die kleinen Gassen gelangen wir zu einer mittelalterliche Weinpresse. Und alle Besichtigungen sind frei und über Beschriftungen gut erläutert.
Weil wir nicht so recht wissen, wie wir an die Kaledonischen Wasserfälle gelangen, fotografiere ich eben einige kleinere direkt am Straßenrand.
Mit unserem kleinen Skoda kurven wir durch's Gebirge, fahren in die Wolken hinein, so dass wir kaum noch 10 Meter weit sehen können. Dadurch können wir leider auch von den kleinen Dörfern kaum etwas erkennen. Die Route wird immer schmaler, irgendwann funktioniert das nur noch im Einbahnstraßensystem. Andreas fragt mich mehrmals, ob ich mir sicher sei, dass wir hier richtig sind, bis wir endlich den ausgeschilderten Parkplatz vor dem Kloster des Heiligen Ioannis Lampadistis finden. Es ist einfach nur bezaubernd. Durch einen winzigen Durchgang gelangen wir in einen kleinen Hof und werden hier sofort herzlich willkommen geheißen. Beim Besuch der Kapelle bestaunen wir die großartigen Fresken. Es ist einfach nur wunderschön.
Für den Rückweg nutzen wir weiter die Gebirgsstraßen, die von überraschend guter Qualität sind. An den Straßenrändern liegen Schneereste und wir sehen des öfteren, dass die Steinschlagwarnungen sehr ernst gemeint sind. Andreas muss oft großen Brocken ausweichen. Zum Glück kommen wir ungeschoren hindurch, können aus den Wolken heraus doch öfter mal geniale Ausblicke genießen und schaffen es wieder, mit Einbruch der Dunkelheit im Hotel zu sein.
Nach einem wiederum leckeren Abendessen geht es wieder zum Bingo, bei dem andere Mitspieler aber wie gestern die Maße vorn haben. Das macht gar nichts - ich spiele ausschließlich aus Spaß und nicht wegen des Gewinns.
 

14.2.2020

Im Nationalpark auf der Halbinsel Akamas sehen wir als erstes das Bad der Aphrodite an. Es ist eigentlich ein botanischer Garten und es weisen Schilder in allen möglichen Sprachen darauf hin, dass das Betreten der Grotte verboten ist (nicht dass jemand versucht, durch das Bad zu Aphrodite's Schönheit zu gelangen).

Den Weg oberhalb der Steilküste teilen wir uns mit einigen Ziegen. Bis zu dem 6 km entfernten Süßwasserbecken Fontana Amorosa schaffen wir es aber nicht. Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass das Befahren mit dem Auto durchaus erlaubt gewesen wäre. Bei der Qualität des Weges sind wir aber froh uns dagegen entschieden zu haben.

Ein Wegweiser zeigt uns an, dass es nach Pegeia, unserem "Heimatort" noch 25 km sind. Da fahren wir also entlang. Und es ist ein absolutes No-Go! Eigentlich würde es nur mit Buggy, Quad oder wenigstens einem guten Allrader gehen. Unser kleiner Skoda ist aber tapfer und kämpft sich über Felsgestein, durch Gräben und Wasserlöcher bis wir endlich wieder auf halbwegs befahrbare Schotterpisten gelangen. Ich bin so froh, dass Andreas fährt. Auch er sorgt sich um das Auto, während er im ersten Gang im Schritttempo den Weg entlang holpert und irgendwann schließe ich die Augen, weil ich es einfach nicht mehr sehen kann. Sein lapidarer Kommentar: Dann hätten wir auch zum Fontana Amorosa fahren können.
Trotzdem sind wir froh über unser heutiges Naturerlebnis. Der Blick auf das Meer hinunter und auf die ausgewaschenen Felsen ist einfach traumhaft. Zum Schluss halten wir noch am Schildkrötenstrand, wo um diese Jahreszeit natürlich nichts Spektakuläres zu sehen ist.
Zum Abschluss des letzten Abends probieren wir noch die zyprischen Weine, die im Hotel angeboten werden. Für die letzte Bingo-Runde gönne ich mir aber doch lieber unsere Humor-Biere.
 

15.2.2020

Heute werden wir noch vor dem Weckerklingeln von strahlendem Sonnenschein geweckt. Dieses eine Mal nutzen wir auch das Frühstücksbuffet. Auch das hat ein sehr umfangreiches Angebot. Ich begnüge mich aber mit Käse, Ei, Grapefruitstücken und natürlich einem Tässchen Kaffee.
Auf dem Weg zum Flughafen erfreuen wir uns ein letztes Mal an den Orangen-, Zitronen-, Oliven- und Bananenplantagen.
Unser Mietwagen wird uns ohne Probleme abgenommen. So sind wir rechtzeitig an der Abfertigung und ich freue mich auch wieder auf zu Hause.

 

 

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