Gaia-Percussion  

Reisen

Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige.
polnisches
Sprichwort

2., 3.10.2019: Wir beginnen unseren Urlaub mit einem Biertrip durch Tschechien - machen Station bei der Permon-Brauerei in Sokolov, beim Pivovar St. Florian in Loket, bei der Antos-Brauerei in Alanya, finden zufällig die Familienbrauerei Neumann in Melnicke Vtelno und landen letztendlich bei der Volt-Brauerei in Jablonec, wo uns das Bier am allerbesten schmeckt und wir deshalb in der dazugehörigen Pension übernachten.
 

4.10.2019

Wir sind eingeladen zur Goldenen Hochzeit von Tantchen und Onkelchen in Szczecin, fahren dort also heute zielgerichtet hin und haben einen richtig schönen Familientag.
 

5.10.2019

Wir machen uns wieder auf in Richtung Südpolen. So wie wir es am liebsten mögen, fahren wir auf kleinsten Straßen durch urige Ortschaften und von herrlichen Roteichen gesäumte Birken- und Kiefernwälder. Dabei freuen wir uns über die vielen Eichelhäher und bewundern die eifrigen Pilzsammler, die sich nicht vom Regen abhalten lassen und mit reicher Ernte aus den Wäldern kommen.
Wegen des anhaltenden Regens machen wir nur eine kurze Autobesichtigung in Zagan und nehmen uns vor später wieder zu kommen, weil uns das Städtchen richtig gut gefällt.

Die Craftbeer-Brauerei in Malowice ist zum Samstagnachmittag leider geschlossen. Also fahren wir gleich weiter zum eigentlichen Tagesziel, nach Bunzlau. Auch hier macht der Bummeln im Regen nicht wirklich Spaß und wir planen einen weiteren Besuch. Im Restaurant Olenka werden wir supernett bedient, bekommen leckeres Futter und Ksianzence IPA. An den Wänden hängen alte Fotos der Stadt, die wir als erste Besichtigung gelten lassen müssen.
Zum Übernachten fahren wir weiter nach Legnica und kehren hier nach einem kurzen Bummel ins Staromiejski Piwowar ein. Das Bier ist nicht unser Geschmack, also kehren wir lieber in unsere "Mercedes-Bar" ein (unterwegs in Tschechien haben wir genügend Reiseproviant gekauft) und können dann bald ein bisschen Schlaf der letzten Nacht nachholen.
 
6.10.2019

Wir werden von fröhlichem Vogelgezwitscher und herrlichem Sonnenschein geweckt. So herzlich eingeladen schauen wir uns die Stadt Legnica natürlich noch an und mögen sie beide sofort. Tolle alte liebevoll restaurierte Häuser gehen in stilvoll angepasste neuere Bauten über und selbst ein großes Einkaufszentrum ist angenehm angepasst.

In dem Schloss werden aktuelle Ausgrabungen in die Besichtigung einbezogen und es gibt sehr interessante Erklärungen zur Geschichte in polnischer und deutscher Sprache. Das Frühstück lassen wir uns in einem hübschen Straßencafé mit Blick auf die großartige Peter-und-Paul-Kathedrale schmecken. Ich erinnere mich daran, dass meine Oma, die aus dem benachbarten Mertschütz (Mierczyce) stammt, viel von ihrer Zeit in Liegnitz erzählt hat.

Der nächste Ort Jawor ist die Heimat meines Opas. Also halten wir hier natürlich auch und sehen uns das Schloss, das lange Zeit als Haftanstalt genutzt wurde, und die Innenstadt an. Es ist ein Städtchen voller Charme und bröckelnden Putzes.

Das Schloss in Bolkow kennen wir zwar schon. Da wir aber einmal hier sind, schauen wir uns das tolle Gemäuer trotzdem noch einmal an.

Mitten im herbstlich gefärbten Wald finden wir die Schlossruine Niesytno, was übersetzt lustigerweise Nimmersatt heißt. Es stehen viele Gerüste und Baumaterialien liegen bereit; also wird es bestimmt bald wieder neu aufgebaut und zugänglich sein. Es bleibt auf unserer Polen-Wunschliste.

In Wojcieszów steht ganz versteckt ein toller palastartiger Bau, der leider am Verfallen ist. Er scheint in Privatbesitz zu sein. Also können wir nur bis zu dem alten verrosteten Tor heranfahren, das allein schon ein Hingucker ist.

In Lomnica essen wir in den ehemaligen Stallungen des Schlosses. Dann fahren wir die etwa 30 km bis nach Tschechien und freuen uns unterwegs an dem herrlichen Blick zur Schneekoppe. Direkt hinter der Grenze liegt die Brauerei Trautenberg. Das hiesige Bier ist richtig lecker; aber zum Autoschlafen können wir nicht hier bleiben, weil es um 18 Uhr schon -0,5°C sind. Davor haben wir dann doch Respekt, kaufen uns nur ein paar Flaschen und fahren dann für die Übernachtung zurück ins polnische Wojanow. Hier soll die Temperatur in der zweiten Nachthälfte "nur" auf 0°C absinken.
 

7.10.2019

In der Nacht war unser Auto rundum zugefroren, wir haben mit Winterschlafsäcken und warmen Decken trotzdem gut geschlafen. Weil es uns gestern so gut gefallen hat, kehren wir für das Frühstück zu den Stallungen des Lomnicaer Schlosses zurück.

Die supermodern restaurierten Schlösser in Lomnica sind natürlich toll und locken viele, insbesondere deutsche, Touristen an. Wir fahren aber lieber weiter und finden gleich am Ortsausgang ein tolles altes Schloss, das zwar am Verfallen ist uns aber dennoch begeistert.

Das Schloss Fischbach in Karpniki wird als Hotel genutzt und kann deshalb nicht besichtigt werden. Wir bummeln also nur durch den Garten und werfen einen kurzen Blick hinein.

Das Schloss Erdmannsdorf in Myslakowice ist jetzt eine Schule. Die Kinder sind gerade auf dem Heimweg und wir fahren nur vorsichtig daran vorbei.

In Jelenia Gora spazieren wir über einen hübschen Boulevard und kehren als erstes in eine kleine Kaffeestube ein. Die Auswahl ist riesig. Wir entscheiden uns für Kaffee aus Kenia und Guatemala. Der herbstliche Schlosspark gefällt uns auch sehr gut, nur die Gebäude selbst laden nicht zur Besichtigung ein. Also gönnen wir uns nur ein leckeres Mittagessen und fahren weiter zu den nächsten Palästen, die aber auch alle keine geeigneten Besuchsziele sind.

Dann geht unser Plan schon in Richtung Tschechien. Wir fahren zwei Brauereien in Harrachov und Zasada an, weil wir uns leckeres Bier und einen geeigneten Übernachtungsplatz erhoffen. Das finden wir aber bei beiden nicht. Und da es inzwischen dunkel wird, biegen wir kurz entschlossen zur Volt-Brauerei ab, in der uns das Bier bisher von allen am besten schmeckt und nehmen wieder ein Zimmer in der Pension, was bei angedrohten -4°C Nachttemperatur sicher eine gute Entscheidung ist.
 

8.10.2019

Der Regen-Radar zeigt ein riesiges dunkelblaues Wolkengebiet, das über Deutschland, Tschechien und Polen ostwärts zieht. Am Schloss Sychrov beginnt es dann auch wirklich zu schütten. Leider ist die Besichtigung mal wieder nur mit Führung möglich und die startet erst in einer Stunde. Also gönnen wir uns nur heißen Kaffee und spazieren damit durch den verregneten Schlossgarten.

Die Rohocez-Brauerei wirbt mit dem Slogan "Bierambulanz". Für unseren Geschmack ist aber kaum etwas dabei. Wir entscheiden uns für 100%igen Birnensaft.

In Klaster Hradice finden wir die nächste Brauerei. Eine Exkursion hätten wir aber anmelden müssen. Darum kehren wir nur in dem dazugehörigen Gewölberestaurant zum Mittagessen ein.

Die GARP-Brauerei ist eine winzige Hausbrauanlage, die eigentlich heute geschlossen ist. Der Braumeister winkt uns aber trotzdem herein, erklärt uns seine Sorten und außerdem, dass er der Name GARP sein vor zwei Jahren gestorbener Bullterrier ist. Ich koste IPA und APA (Andreas muss ja fahren) und weil es richtig gut schmeckt, kaufen wir auch ein paar Flaschen für unsere Mercedes-Bar.

In der Schlossbrauerei Detenice öffnen wir - vermutlich verbotenerweise - eine kleine Holztür und landen in einem scheinbar geschlossenen Biermuseum. In den ersten Räumen wird auf althergebrachte Weise gebraut. Gemaischt wird in alten Kupferkesseln und der Ofen zum Kochen wurde mit Holz beheizt. Danach werden antike Brauutensilien ausgestellt. Wir sehen eine gemütlich eingerichtete Wohnstube und kommen dann zur Darstellung der Braugeschichte in verschiedenen Ländern und Jahrhunderten. Je weiter wir gehen, desto größer wird mein schlechtes Gewissen. Also schleichen wir uns schnell wieder nach draußen, bevor uns jemand bemerkt.

Das anliegende Pivovar ist düster, nur mit einigen Kerzen beleuchtet. Die an der Decke hängende lebensgroße Hexe jagt mir schon einen Schrecken ein und das Bierangebot entspricht nicht unserem Geschmack. Also verlassen wir trotz der coolen Mittelaltermugge diese Kneipe und draußen bin ich froh, wieder frei durchatmen zu können. Da es immer noch in Strömen regnet, halten wir den Spaziergang über das Gelände sehr kurz und fahren weiter in südliche Richtung in der Hoffnung, dem Regen zu entwischen.
Bis zum Abend gelingt das nicht und wir sind auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz - vorzugsweise natürlich mit Pivovar. Es ist schon wieder dunkel, als uns der dritte Anlauf in Trebic endlich zum Ziel führt. Am besten schmeckt uns diesmal nicht das IPA, sondern das School-Ale.

 

9.10.2019

Es hat die ganze Nacht geregnet und ist auch jetzt noch nicht fertig. Dennoch wollen wir uns das Schloss ansehen, neben dem wir parken. Wir entscheiden uns für die Ausstellung, die die Menschen und ihre Geschichte zum Thema hat. Dazu bekommen wir eine deutschsprachige Information, sind also gut gerüstet. Es beginnt mit den Religionen bis hin zum atheistischen 20. Jahrhundert. Mit einem Heißluftballon folgen wir Reisenden in die Südsee und nach Japan. Es folgen Gemälde verschiedener Künstler, Informationen zu den Kämpfen und Kriegen aus fünf Jahrhunderten, ein Einblick in das Leben von Literaten und ein besonders heller Raum für Mensch und Natur.

Beim Umrunden der Basilika finden wir den kleinen Kräutergarten und ein berühmtes Rosettenfenster. Jetzt fällt uns endlich auf, dass wir schon einmal hier waren. Damals war das Schloss eine Baustelle und deshalb geschlossen. Nun wissen wir also, warum hier alles so besonders schön ist. Und da wir die Besichtigung der Basilika schon hatten, verzichten wir diesmal darauf.

Der Regen-Radar ändert unsere geänderten Reisepläne. Da die Wolken jetzt in Richtung Slowakei ziehen, biegen wir wieder nach Norden ab und fahren in Richtung Polen. Bis Pszczyna nehmen wir den Regen leider mit, finden aber einen guten Stellplatz für unser Auto. Das Schloss schließt seine Pforten um 16 Uhr. Dafür sind wir mal wieder zu spät dran. Also machen wir einen Spaziergang durch das schnucklige Städtchen. So viele schmucke obwohl unsanierte Häuser auf engem Raum kann man selten bestaunen.

 

10.10.

Die Nacht brachte Sturm und strömenden Regen, der Morgen erwartet uns mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Erstes Ziel ist heute das Schloss. Wir besichtigen es mit einem sehr guten deutschsprachigen Audioguide und erfahren, dass es im 18. Jahrhundert den Fürsten von Anhalt-Köthen gehörte, was für uns natürlich besonders interessant ist. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die Einrichtung original erhalten ist, weil in beiden Weltkriegen glücklicherweise wenig zerstört wurde.

Andreas freut sich schon auf das Büffel-Schaugehege. Leider wirkt die kleine Herde gerade sehr müde und hat sich in ihren Unterstand zurück gezogen. Gleich nebenan ist das Rotwild-Gehege. Ich habe noch nie zuvor einen röhrenden Hirsch in natura gehört und gesehen. Dieser imposante Geweihträger fasziniert mich sehr. Nachdem wir dann noch das Damwild, Esel, Ziegen, Schafe und Gänse besucht haben, kommen wir zurück zu den Büffeln, die ja eigentlich Bisons sind. Jetzt sind sie aktiv und der große Bulle kommt ganz nah an das Gitter heran, wo er scheinbar seine Kratzstelle hat. Das Tier überragt Andreas um einige Zentimeter. Schon allein die Kopfgröße ist bemerkenswert. Das war ein wirklich lohnender Abstecher.

Am Schloss Moszna hat uns der Regen wieder eingeholt. Es ist ein wahrhaftes Märchenschloss und ist deshalb von mehreren Hochzeitsgesellschaften ausgebucht. Wir können uns nur - mit Schirm bewaffnet - den kleinen Park ansehen.

In Kopice sehen wir von weitem einen Schlossturm über die Häuser ragen. Wir biegen also ab und sehen ein wunderschönes Bauwerk - Andreas meint, es sei die coolste Ruine, die er je gesehen hätte.

Obwohl wir schon wieder in die Dunkelheit geraten, fahren wir weiter bis nach Walbrzych verbringen die Nacht auf dem Parkplatz vor dem Schloss.
 

11.10.2019

Wir spazieren durch den herrlichen Rotbuchen-Park zum Schloss Ksiaz. Vom Aussichtspunkt aus haben wir schon einen fantastischen Blick auf die Anlage, dann wandeln wir an zwei wunderschönen Sphingen vorbei durch das Eingangstor.

Die Räumlichkeiten können wir wieder ohne Führung besichtigen. Anstatt eines Audio-Guides gibt es jetzt in den einzelnen Räumen mehrsprachige schriftliche Erklärungen. Unterwegs weisen uns viele supernette Angestellte den richtigen Weg, obwohl der eigentlich ausreichend beschildert ist. Diesmal sehen wir neben dem fürstlichen Interieur auch eine umfangreiche Fotosammlung der Adelsfamilie, die ihrem Chefkoch zu verdanken ist, der augenscheinlich ein nicht nur fotobegeisterter sondern auch lebensfroher Spaßvogel war. Die schönsten Ablichtungen sind durch eine Art eingebauter Laterna Magica in 3D zu bewundern - und das vom Beginn des 20. Jahrhunderts.

Inmitten der dreistöckigen Besichtigung kommen wir zu einer Da Vinci-Ausstellung, in der seine Erfindungen erklärt werden und wir an vielen Modellen die Funktionsweisen selbst ausprobieren können. Außerdem gibt es sehr interessante Erläuterungen zu mehreren seiner Gemälde, wobei diese nicht im Original zu sehen sind.

Zum Abschluss bummeln wir noch über die Terrassenanlagen des Schlosses.

Das Palmarnia ist zwar etwas außerhalb, gehört aber zur Besichtigung dazu. Trotz umfangreicher Baumaßnahmen können wir uns die tropischen Blüh- und Obstpflanzen anschauen - ernten geht natürlich nicht.

Das Schloss Czocha wollen wir uns für diesen Urlaub als letztes ansehen. Einen guten Übernachtungsparkplatz finden wir direkt gegenüber.
 

12.10.

Wir kommen gerade richtig zur Schlossführung, die leider die einzige Möglichkeit der Besichtigung ist. Durch diverse Geheimgänge, die wir auf einem deutschsprachigen Schriftstück erklärt kriegen, werden wir in die einzelnen Räume begleitet. Leider ist das Schloss mitsamt seiner Einrichtung im 18. Jahrhundert einem Brand zum Opfer gefallen. Es wurde aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder aufgebaut und gefällt uns sehr gut.

Nun haben wir mal wieder genug Kultur gesehen und machen uns auf den Heimweg.

 

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